Mario Gamba

Die neue cucina del sole

kochbuch

Die neue cucina del sole
Mario Gamba:
"Die neue cucina del sole"
Erscheinungsjahr: 2009
272 Seiten
113 Rezepte
35,00 EURO
ISBN: 978-3-89910-434-9

Bewertung

Rezeptgenauigkeit
Originalität
Nachkochbarkeit
Gesamtbewertung
Die neue cucina del sole Bewertung: 5 Sterne von 6 möglichen.

Kochmonster-Kritik

München hat sie perfektioniert, die Verehrung gegenüber allem Italienischen, von italienischen Touristen mal abgesehen. Zu den Ciao-bella-Institutionen gehört auch Mario Gamba, dessen Restaurant „Acquarello“ Heinz Winkler gar als bester Italiener Deutschlands gilt. Interessant ist das, weil Herr Gamba behauptet, er sei gar kein Koch.

 

Mario Gamba möchte sich als Gastgeber verstanden sehen. Und in Wirklichkeit gehört dieses Buch  zu denen, die man braucht, wenn man gut und gleichzeitig elegant italienisch kochen möchte. Ausnahme: Wer das im Jahr 2005 im gleichen Verlag erschienene „Cucina del sole“ hat, braucht sich dieses Buch nicht zu kaufen, denn es enthält viele Doubletten.

 

Was macht seine Sonnenküche denn aus? Schwurmelig lässt er sich die Worte auf der Zunge zergehen... „Sonne spürt man mit allen Sinnen, wenn ich an die Sonne denke, sehe ich eine von strahlendem Licht durchflutete Landschaft“... Brrrh!

 

Dabei kann er es ja. Das Buch ist  unterteilt in die klassisch italienischen Kapitel Vorspeisen (warm und kalt), Pasta und Reis, Fisch und Meeresfrüchte, Fleischgerichte, Desserts, Grundrezepte. Rezeptiert in schön übersichtlichen Mengenangaben und mit Produkten, die sich in jedem Supermarkt finden lassen, auch wenn die feinen Aromen nicht zum Kauf von Supermarktware einladen. Ingwermousse zu Paprikagelee. Ein Tatar aus Tomaten und Datteln. Keniabohnen in KamillengeleeRote Bete mit Mohnbutter.

 

Selbst bei Pasta wird es zwischendurch interessant, wenn er regionale Spezialitäten wie die Genueser Trofie oder die apulischen Panzerotti vorstellt und sie modernisiert. Oder bei den hauchdünnen Kräuternudelstreifen den Trick erklärt, mit denen sie funktionieren, was sie in den meisten Rezepten eher nicht tun.  Und bei den Füllungen mal alle klassischen Vorgaben beiseite lässt und Kopfsalatherz mit Trüffel oder Kalbskopf mit Hummerschere erdenkt.

 

Auch die Beilagen sind interessant und machbar. Kandierte Tomatenfilets beispielsweise, die zum Fisch passen, Perlgraupen mit Rucola in Fischfond (!), Haselnussnocken, Rote Bete mit Weißwein und mein Liebling dicke Bohnen, die Bumms bekommen mit Lammjus.

 

Ganz niedlich ist die Idee, gute Freunde und Meister um Rezepte zu bitten. Da kochen dann Größen wie Yannick Alléno und Claude Troisgros und liefert Ugo Crocamo, der aussieht, wie alle Männer aussehen sollten, jedenfalls wenigstens fünf Minuten in ihrem Leben, einen Pizzateig mit schwarzer Tinte.

 

Die Desserts sind handfest und ernsthaft und teilweise ganz zauberhaft, basierend auf italienischen Klassikern wie KaffeeZitroneMascarponeBasilikum oder Orangenblüte. An Grundrezepte sind vorrangig überaus nützliche Fonds und Saucen aufgelistet.

 

Fazit: Herr Gamba sagt: „Essen ist Vertrauenssache – das ist genauso wie in der Liebe.“ Va bene, dottore. In fatti, va molto bene. Nur Italiener schaffen diese Gratwanderung zwischen Kitsch und Können. Der perfekte Aufheller nicht nur für die dunkle Jahreszeit.

 

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Rezensent

Gabriele Gugetzer

Gabriele Gugetzer

Gabriele Gugetzer holte sich einen M.A. in Südkalifornien, lebte in London und schreibt seit vielen Jahren über Essen und Trinken. Sie hat über 20 Kochbücher herausgebracht, ist Feuerwehr- und Schottlandfan und die Reisereporterin der Zeitschrift "LandGenuss". "Nach einem Backbuch kommt sie mit ihrem aktuellen Projekt – zur Buchmesse auf dem Markt – ihrer Lieblingsstadt wieder näher. "Indische Küche in London" heißt es.

gugetzer@kochmonster.de
www.kochmonster.de