Scharbeutz

Foto: © www.moshiri.de

Beach als Bettvorleger

 

Das "Bayside" ist der neue Stern am Lübecker Buchthimmel

 

Das wichtigste zuerst: Pamela Anderson und David Hasselhoff haben wir nicht gesehen. Und das ist so ziemlich das einzige, was wir nach 24 Stunden in der nagelneuen Nobelherberge im aufstrebenden Ostsee-Ort Scharbeutz vermissten. Heißt ja so ähnlich wie „Baywatch“, und ist ähnlich wie die US-Rettungschwimmerserie gestopft voll mit schön anzusehenden Menschen und Dingen.

 

Dort wo jahrelang ein ziemlich hässliches „Spaßbad“ den Blick aufs Meer verstellte, leistet dies nun ein etwa hundert Meter breiter, vierzig Meter tiefer und fünf Stockwerke hoher Steinriegel. Keine Frage, das „Bayside“ könnte – vom Meer wie vom Land aus gesehen ­– auch "Buchtwacht" heißen, dominiert es doch klar diesen von Travemünde aus gesehen hinteren Teil der Lübecker Bucht. Zum Glück für Scharbeutz, die Bucht und vor allem die Gäste dominiert das neue 4-Sterne-Plus-Haus auch qualitativ die touristischen Angebote dieser Gegend.

 

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Und das schon wenige Wochen nach der offiziellen Eröffnung zu Ostern (komplett ausgebucht!), als interessierte bis neugierige Buchtbewohner das neue Haus in einer Intensität stürmten, dass Security vor die Drehtür zur imposanten, acht Meter hohen Lobby

 

 

gestellt, die Menschenströme kontrolliert und die schlimmsten Ausfälle (Horden schmutziger Besucher-Straßenschuhe in der Sauna) mit einem klaren Wort beendet werden mussten.

 

Weitere Aufwertung der „Dünenmeile“

 

Groß ist das Gebäude tatsächlich, in einer Umgebung, in denen wuchtige Gebäude seit den „Maritim“- oder „Panoramic-Siebziger-Jahren nicht mehr genehmigungsfähig waren. Entsprechend misstrauisch wurde die Bayside-Baustelle denn auch in den letzten zwei Jahren von Scharbeutzern wie von vielen Stammgästen des Ortes begutachtet, nachdem der ursprüngliche Plan der Besitzerfamilie, in Timmendorfer Strand zu bauen, politisch dort nicht durchsetzbar war, man aber in den Entscheidungseliten von Scharbeutz offene Türen mit einem Hochklasse-Tourismus-Konzept einrannte, das den Stadtplanern prima in die generelle Aufporschungsstrategie der „Dünenmeile“ von Gosch bis Cafe Wichtig passte.

 

Nun denn, der Riegel steht, er beschattet selbst zum Frühjahrsbeginn erst am späten Nachmittag nur einen kleinen Strandabschnitt neben der “Wichtig“-Beach Lounge,

 

 

und er ist außen wie innen derart schick und gefällig gestaltet, dass sich selbst die Strandwanderer-Augen rasch daran gewöhnt haben werden. Und die lokalen Skeptiker werden sich sicher rasch an die Euros gewöhnen, die die erwarteten 70.000 jährlichen Übernachtungsgäste der Bayside-Komfortbetten in der Region lassen werden.

 

Kühne Zahl, die wir hier in den Sand schreiben, aber angesichts der erwarteten Auslastungsquote von bis zu 80 Prozent nicht aus der Luft gegriffen. Denn es langt eine Übernachtung und ein kleiner Rundgang durch die vielfältigen Bereiche des Hauses, um als jahrelanger Beobachter und (Hamburger) Freund der Lübecker Bucht ohne jeden Zweifel konstatieren zu können: So ein Hotel hat hier gefehlt – bis hin zu den Toiletten mit den brandneuen Dyson Tap – der in die Wasserhähne integrierte Händetrockner:

 

 

 

Endlich müssen wir nicht mehr ein, zwei Stunden lang die A 20 zu Meckpoms ebenfalls nicht zu verachtender Top-Hotellerie gen Osten brettern, denn das Bayside schließt nahtlos die Begehrlichkeits-Lücke zwischen Familien/Sport-Hotels wie dem Travemünder „Arosa“, der „Maritim“-Klassik und der britischen Gediegenheit kleinerer Top-Häuser wie dem „Columbia“ oder dem „Belveder“.

 

Endlich Super-Sushi in Scharbeutz

 

Auch kulinarisch setzt das Bayside neue Akzente in der Bucht. Nicht noch ein weiteres Sternelokal, sondern zwei gastronomisch höchst unterschiedliche, auch für Nicht-Hotelgäste interessante Restaurants: Oben auf dem von außen auch mit einem verglasten Fahrstuhl direkt erreichbaren Dach mit riesiger Meerblick-Terrasse

 

Inhaber Töns Haltermann & Direktorin Bianca Plettke auf der Bar-Terrasse


teilt sich das „Roof“ in einen trendigen Bar-Bereich

 

Auch das Bar-Personal ist vom Bayside-Fieber erfasst

 

und einem luftigen Gastraum mit Blick seitlich auf die Strände

 

 

und Richtung Sonnenuntergang über dem Festland,

 

 

in dem neben Steaks & Tuna vom Lavastein vor allem roher Fisch gespeist wird, denn der nepalesische Sushi-Meister

 

 

ist ein wahrer Zauberer: Sashimi von der Jakobsmuschel, Tandori Turkey Roll, Tuna Tiger – und selbst der eingefleischteste Norddeutsche bekommt bei „Surf & Turf Roll“ feuchte Augen angesichts dieser stimmigen Komposition aus Black Tiger Tempura, Peperoni, Avocado, Chili Sauce und flambiertem Rinderfilet.

 

 

Nicht minder lecker das ebenfalls von Küchenchef Fabian Kühn verantwortete „Coast“ im ersten Stock, ebenfalls bodentief zum Strand vollverglast,

 

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ab mittags Feinspeisentreffpunkt mit regional ausgerichteter Frischeküche zu absolut bezahlbaren Preisen und zugleich der schöne lichte Raum, in dem für die Hotelgäste der Tag mit dem stets inclusiven Frühstück beginnt.

 

 

Kulinarische Highlights hier: Der Honig tropft direkt aus einer Bienenwabe,

 

 

Wurst und Schinken werden vor dem Gast mit einer imposanten Aufschnittmaschine frisch aufgeschnitten,

 

 

die Butter kommt Dank des bundesweit ersten „Butterautomaten“ streichfähig frisch auf die Teller,

 

 

und ein Live-Koch bereitet die Eier nach Wunsch zu.

 

 

 

 

Der diskrete Charme des Privaten

 

Knapp 28 Millionen Euro investierten die Inhaber und Betreiber des Hotelneubaus – die Familie Haltermann. Jürgen Haltermann, der über 35 Jahre lang Geschäftsführer des Ferien- und Freizeitparks Weissenhäuser Strand war, setzt das Projekt gemeinsam mit seiner Frau Monika und seinen Söhnen, den Betriebswirten Till und Töns, um. Der gebürtige Fehmaraner möchte mit dem BAYSIDE eigene Ideen verwirklichen: „Ich wollte nach dem jahrzehntelangem Engagement am Weissenhäuser Strand etwas eigenes auf die Beine stellen – und meiner Familie auch etwas hinterlassen.“ Till & Töns sind inzwischen auch die alleinigen Geschäftsführenden Gesellschafter, alle drei Haltermanns haben sich im Mitteltrakt des Hotels auch ihre neuen selbst bewohnten Lebensbereiche geschaffen.

 

Töns Haltermann, ehemals Manager einiger Spitzen-Tennisspieler, bringt als Inhaber der Hamburger CIU`DIE BAR an der Binnenalster 15 Jahre Gastronomie-Erfahrung in den Hotelbetrieb mit ein. Bruder Till hingegen ist der Mann der Zahlen und kümmert sich um die Bereiche Finanzen, Controlling und Rechnungswesen. Beide bestimmen nun zusammen mit der vom Hamburger „East“ abgeworbenen, mit allen Hotelwassern gewaschenen und immer mit zweieinhalb Augen auf den Gast und dessen Belange konzentrierten Direktorin Bianca Plettke über mehr als 100 Angestellte.

 

Inhaber-Trio Jürgen, Till und Töns Haltermann & Direktorin Bianca Plettke in der "Roof"-Bar

 

 

Mehr als ausreichend Service also für die Bewohner der 132 Nichtraucher-Zimmer (ca. 69-179 € pro Person),

 

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davon: 6 Suiten (ca. 60 m², Meerblick), 18 Junior-Suiten (ca. 45 m², Meerblick), 68 Grand De Luxe-Zimmer (ca. 30 m², Meerblick) und 40 De Luxe-Zimmer (ca. 30 m², Landblick) – allesamt ausgesprochen schick, modern, aber nicht zu trendy eingerichtet, um nächstes Jahr schon uralt zu wirken. Schön und zeitgemäß: kostenloses WLAN in allen Räumen, große Terrassen/Balkone,

 

 

Safe, Rainshower-Duschen,

 

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Flachbildfernseher, Minibar u.s.w.

 

 

 

Nackt in der Glas-Sauna

 

Sehr gelungen ist überall in dem Hotel auch die Balance zwischen Privatheit und bodentief verglaster Weltoffenheit. So bieten nicht nur die Highend-Gym-Geräte,

 

 

sondern auch die Wärmeliegen

 


und Ruhe-Lounger mit eigenen Leselampen

 

 


im 1.500-Quadratmeter-Wellnessbereich (samt Dampfbad, Doppelbadewanne

 

 

und Eisbrunnen) Meerblick – die beiden Saunen sind sogar auf einer Seite voll verglast,

 

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hier schwitzt es sich also mit 100 % Meerblick – ähnlich wie von dem ebenfalls über die gesamte Breite und Höhe befensterte Innenpool (14 x 7 Meter)

 

 

im ersten Stock gleich neben der „Bay“-Bar samt Strandzugang

 

 

und riesigem Hitec-Wasserdampfkamin (kaltes Kaminfeuer wird mit Halogenlicht angestrahltem Wasserdampf aus dem Ultraschallvernebler simuliert).

 

 

Zwischen Hotel und Wasser passen hier nur ein paar Strandkörbe und Handtücher, näher dran gibt es an der ganzen Küste keine Liege.

 

 

Und fast noch mehr Wellness bereitet das beruhigende Gefühl, dass für all diese Angebote selbst im Winter nicht unnötig Energie verschwendet werden muss: Das Bayside ist eine Art Niedrigenergiehaus und besitzt vier hauseigene Gas-Blockheizkraftwerke, die 90% der benötigten Wärme, die Hälfte des Stroms und fast die komplette Energie für sämtliche LED-Leuchten des Hotels selbst erzeugen.

 

 

Tagen & Feiern

 

Das BAYSIDE verfügt über sieben multifunktional nutzbare Räume auf zwei Etagen mit Platz für Veranstaltungen bis zu 300 Personen, modernste Tagungstechnik, einen Ballsaal für Feiern (245 qm) wie eine große Hochzeit und sogar über eine eigene Sky Chapel für Trauungen (für 2014 an den Wochenenden fast schon ausgebucht) mit Blick aufs Meer.

 

Und spätestens dort werden wir irgendwann auch die Pams und Davids beim stilechten „Ja“-sagen treffen.

 

 

 

 

Infos

 

Bayside Hotel

Strandallee 130a

23683 Scharbeutz

Tel.: 04503/60960

E-Mail: info@remove-this.bayside-hotel.de

www.bayside-hotel.de

 

 

Sportmöglichkeiten

 

Tauchen

 

Segeln

 

Hochseeangeln

 

Wind- und Kitesurfing

 

Golfen (vier Golfplätze in der Nähe, ermäßigte Greenfees für Gäste des BAYSIDE)

 

Radfahren

 

Tennis

 

Reiten

 

Nordic-Walking und Jogging-Strecken vor der Tür

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Scharbeutz: Chillen und Grillen

 

Nördlich von Timmendorf – kommt da noch was? Wer das Cafe Wichtig für das Zentrum der Welt oder zumindest der Lübecker Bucht hält, kann gern dort weiterhin seine Latte sonstwas schlürfen. Ostsee-Kenner dagegen wissen: ab Scharbeutz aufwärts fängt das Beach-Life erst so richtig an.

 

Direkt an der Ortsgrenze von Timmendorf zu Scharbeutz beginnt der Regenwald. Zumindest seine Simulation, die auch an trüben Tagen Badespaß garantiert: die „Ostsee-Therme“ (Eintritt 14-20 Euro, Familien-Tagespauschale 43 Euro) mit subtropischer Vegetation, 160-Meter-Rutschen, Grotten, Saunalandschaft und Außenpool.

 

Betreiber ist der Spaßbad-König und Paderborner Bauunternehmer Heribert Stork, der die Idee hatte, neben der Therme mit dem Belveder ein schickes und gediegenes Vier Sterne plus-Hotel ( Scharbeutz/Strandallee 146; Vier Sterne Superior; 83 Zi; 230-430 Euro/DZ; kleiner Spa-Bereich; kein Pool, aber kostenlose Nutzung der benachbarten „Ostsee-Therme“; www.belveder.de; fon 04503-3 52 66 00) im andalusischen Baustil anzuflanschen.

 

Hotel Belveder

 

Das Haus steht erst so kurz, dass es auf „Google Earth“ noch nicht zu sehen ist, entwickelte sich aber schon zum geheimen, weil strikt diskreten Rückzugsrevier für öffentlichkeitsscheue TV-Stars, die sich hier in aller Privatheit am Esstisch von ihren Kindern mit Spinat bespucken lassen können.

 

Strandterasse des Hotel Belveder

 

 

Ganz andere Gemüse bereitet Chef Gunter Ehinger im hauseigenen Nobelrestaurant „Diva“ zu. Ehinger, der u.a. bei Hans-Paul Steiner und Dieter Müller gelernt hat und 2004 als Küchenchef des Karlsruher „Oberländer Weinstube“ erstmals besternt wurde, gab in seinem ersten Jahr in Scharbeutz richtig Gas, und holte sich den Stern (der 2009 nur ausblieb, weil der Guide Michelin zur Eröffnung des Restaurants bereits Redaktionsschluss hatte).Weitere Auszeichnungen: 7 Pfannen im Gusto, 15 Gault Millau Punkte,

 

Gunter Ehinger

 

Für den Gast ist das eine einmalige Chance, die federnd-elegante, aromatisch perfekt ausbalancierte und frisch-mediterran ausgeprägte Klasseküche mit Gerichten wie Gänseleberschaum im Cocktailglas mit Süßholzluft, „Glasierte Langustinen mit Mandelschaum und Mango“ oder Ehingers Ikebana-Meisterleistung „Jakobsmuschel im Kartoffelmantel gegrillt mit Osietrakaviar, Erbsenrisotto und Schinkenbutter“ zu mehr als erträglichen Preisen zu genießen (3 Gänge 62 Euro bis 6 Gänge für 92 Euro). Fünf Original-Sternerezepte von Gunther Ehinger gibt es auch hier bei Kochmonster zum Nachkochen.

Gunter Ehinger

 

 

Gebratenes Hirschfilet in einer Wildjus mit grünem Pfeffer, glasierten Quitten und Maronenpüree

 

Schade, dass das Belveder bei aller gediegenen Schickheit nur einen kleinen hauseigenen Mini-Spa anbietet; wer schwimmen will, muss sich unter das Volk mischen und gelangt über einen eigenen Zugang in die Ostsee-Therme – für die typische Luxushotel-Klientel ein echter Kulturschock. Immerhin gewährt das Haus ein kleines Trostpflaster für Frühaufsteher: Hotelgäste können von acht bis neun Uhr morgens die komplette Ostsee-Therme exclusiv für sich nutzen.

 

Vorbei an Strandfrittenkaten geht die Reise weiter ins kleine Zentrum von Scharbeutz. das sich inzwischen mächtog herausputzt. Längst gibt es neben dem Bollerwagenverleih Dittmer (6 Euro/Tag), dem Frischfruchtsonntagsverkauf bei „Kebab House“, den üblichen Dorschbrätern und Billigklamottenläden, die hier „Saint Tropez“ oder „Der Mega-Trend“ heissen, nun auch Filialen vom Sylter Hummerpuler Gosch und dem Timmendorfer Cafe Wichtig.

 

Ein paar Hundert Meter die Strandallee runter stößt man immerhin auf das „Herzberg’s Restaurant“ ( Scharbeutz/Strandallee 129, tägl. 11:30-15 und 17-22 Uhr; HG 21-38 Euro; www.herzbergs-restaurant.de; fon 04503-7 41 59 ) eine ausgesprochen geschmackvolle Holzkate, die für ihre feine Bürgerküche zu Recht im Guide Michelin gelobt wird.

 

Herzberg's

 

Gegenüber lag einmal der Monkey Beach Club mit Indoor-Superspielplatzhalle für die Kleinen und einer Offshore-Wasserski-Anlage plus einer relaxten Strand-Lounge im fast weißen Feinsand für die Größeren. Manchmal holte sich die Ostsee bei einem kleinen Winter-Orkan die Lounge...

 

 

 

...doch inzwischen wurde der komplette Komplex abgerissen und das noble Bayside-Hotel (siehe oben) eröffnet.

 

Nahtlos geht beim Strandspaziergang nordwärts Scharbeutz in die Gemeinde Haffkrug über. Dort schloss leider Ende 2011 das auch beim Kochmonster höchstpersönlich beliebten Restaurant "Büchtmanns Botschaft" (Strandallee 116), statt dessen betreibt der Schürsdorfer Entenbräter Klaus Brechtmann dort nun die "Brechtmanns Botschaft". Die Karte ist nun eine wilde Mischung aus Asia-Crossover und gehobener Hausmannskost, aber man isst dennoch weitaus besser als in der ohnehin schon recht schmackhaften Küche der unfassbar geschmacklos eingerichteten „Muschel“ ein paar Hundert Meter weiter im Hotel Maris (Haffkrug/Strandallee 10-11; Mo-Fr 11:30-14 und 17:30-21:30 Uhr, Sa-So 11:30-21:30 Uhr, Di geschl.; Küchenchef: Jens Häberle; HG 12,50-19,50 Euro; Menü 3 Gänge 28,50 Euro; www.hotelmaris.de; fon 04503-4 27 20) die vielfach und zu Recht prämierte Kochkunst von Jens Häberle probieren will.

 

Muschel

 

Tagsüber empfiehlt sich das nebenliegende „Strand Cafe“ mit einer Auswahl von 24 selbst gemachten Torten (2,70 Euro/Stück), die frischen Leckereien der „Fischräucherei Brockmann“ und, kurz bevor aus Haffkrug Sierksdorf wird, der korrekte „Fisch-Schuppen“ rechts direkt an der Seebrücke.

 

Ab hier nordwärts steigt der Anteil der Campingurlauber im Straßenbild proportional zum Abschwung der Kulinarik. Beim „Eiscafe Eismeer“ ist Schluss, die Promenade schwingt sich nach links vom Meer weg, die gefühlte Lübecker Bucht endet hier an regnerischen Tagen in Deutschlands einzigem Bananenmuseum ( Prof.-Haas-Str. 59).

 

Mit einer Horde Kinder im Auto lohnt die Weiterfahrt nach Norden dennoch. Vorbei am Plattenbau-Banlieu des Ferienghettos „Panoramic“, kann sich die ganze Familie im Hansapark“ (Am Fahrenkrog ; 21-26 Euro Eintritt) auf der nagelneuen Groß-Achterbahn „Fluch von Novgorod“ das letzte Fischbrötchen nochmal durch den Kopf gehen lassen.

 

Hansapark

 

Weiter rauf nach Norden folgen noch die Strände von Neustadt, Grömitz, Kellenhusen und Großenbrode, die aber allein wegen des hohen Campinggäste-Anteils und des damit verbundenen Dresscodes (Kunstseidejogger rutscht am übergewichtigen Arschgeweih herunter) allenfalls für Anthropologen ein Gewinn sind. Einzige Ausnahme: Hundebesitzer finden am nördlichen Strandpromenaden-Ende von Dahme bei Frau Schmitz den einzigen nicht Ghetto-mäßigen Hundestrandabschnitt der Lübecker Bucht, in dem Herrchen und Frauchen im Strandkorb liegen dürfen.

 

Labrador "Milka" am Hundestrand Dahme

 

Doch die meisten Hamburger Ausflügler stecken jetzt längst schon wieder im Mega-Rückreisestau von Ratekau bis Bad Oldesloe. Schlaue legen in diesem Fall eine kleine kulinarische Abendpause ein. Je nach Route empfiehlt sich der Enten-Spezialist "Brechtmann" ( 23684 Schürsdorf /Hackendohrredder 9; Mi-Mo 11-14:30 u. 17:30-22:30 Uhr, So 11-21:30 Uhr, Di geschl.; Küchenchef: Sven Brechtmann; HG 12,50-41 Euro; Entenmenü 28 Euro; www.brechtmann.de; fon 04524-99 52 )...

 

Brechtmann

 

...der „Feinheimisch“-Biokoch Robert Stolz in Plön (24306 Plön/Markt 24; Di-So 18-24 Uhr; So auch 12-14 Uhr; HG 39-57 Euro; Menü 50-68 Euro; Küchenchef: Robert Stolz; Mitglied bei „Feinheimisch“ (www.feinheimisch.de); 16 Gault Millau-Points; www.hotel-restaurant-stolz.de; fon 04522-5 03 20 )...

 

Storz

 

...Lübecks Altstern Roy Petermann ( Lübeck/Bäckergrube 71; Mo-Sa 19-22:30 Uhr; Küchenchef Roy Petermann; HG 40-76 Euro; Menü 55-85 Euro; 1 Michelin-Stern/17 Gault Millau-Points; www.wullenwever.de; fon 0451-70 43 33 ).

 

Wullenwever


...schräg gegenüber hat der Koch & Unternehmer Michael Mattenklodt (kochte u.a. in der Karibik 10 Jahre auf Luxusyachten für Mick Jagger und Sophia Loren) hat schräg gegenüber vom Petermann aus Originalbauteilen die drinnen-und-draußen-Piazza Pipstrello nachbauen lassen.

 

Piazza Pipistrello

 

Die Baustoffe hat er mit LkW aus seiner Heimat Cilento (unterhalb von Neapel, da ist er aufgewachsen; Mutter betrieb als einzige deutsche Köchin ein Restaurant in Süditalien) die 3000 Kilometer nach Norden bringen lassen.

 

Piazza Pipistrello

Er kocht auf hohem, produktverliebten Niveau strikt regional, aber bei ihm heißt das: mit Produkten aus dem Cilento, bevorzugt von Slowfood-Erzeugern. Seinen Azubis bezahlt er einen Italienisch-Privatunterricht, jeder von ihnen darf während der Ausbildung 3 Monate im Cilento bei dortigen Kollegen in der Brigade arbeiten. Mattenklodt selbst fährt mehrfach im Jahr zu den Erzeugern & nimmt bei diesen Reisen auch Gäste aus Norddeutschland mit.

 

 

Nadia Weller und Michael Mattenklodt

 

Piazza Pipistrello
Beckergrube, 88
D-23552 Lübeck
Tel. +49 (0) 451 6191053
Fax. +49 (0) 451 6191045
Di-So 12-15 und 18-22 h


Und ab 22 Uhr ist die A1 dann total frei, Hamburg in 35 Minuten anfahrbar und der blöde Hinfahrspruch „Du bist der Stau“ endgültig verifiziert.

 

Alles zu stressig? Nachvollziehbar. Der echte Ostsee-Kenner kommt sowieso nur im Winter in die Lübecker Bucht: