Zucchini-Feta-Puffer mit Paprika-Skyr

Vegetarische Vorspeise für 2 Personen von Peter Wagner

Zucchini-Feta-Puffer mit Paprika-Skyr

Angeblich vor über 1.000 Jahren von den Wikingern auf den heute nach Großbritannien zweitgrößten Inselstaat Europas gebracht, zählt der isländische Skyr schon lange zu den Lieblingsspeisen der Polar-Insulaner. Auf den ersten Blick ein echtes Superfood: hergestellt aus viermal so viel entrahmter Milch (nur 0,2% Fett) wie bei Joghurt und im Geschmack fast so säuerlich-erfrischend. In Sachen Konsistenz und Eiweissanteil aber eher wie Quark, nur im Mund nicht so grisselig. Dazu ist es eine Kalziumbombe – fast so viel von diesem wichtigen Mineralstoff wie in Joghurt. Und er sättigt besser, denn trotz des niedrigeren Fettanteils liegt Skyr mit 80 Kilokalorien pro 100 Gramm noch vor 1,6%-Fett-Joghurt mit rund 50 kcal.

 

Seit etwa einem halben Jahr erobert dieses Inselwunder pur oder mit allerlei Fruchtaromen angereichert die Milchkühlregale deutscher Supermärkte. Kein Wunder, denn so ein cremiges, irgendwie an Fett erinnerndes Mundgefühl erzeugt ein normaler deutscher Magerquark auch nach einer halben Stunde Aufschlagen mit dem Schneebesen nicht. Hier bleibt stets das berüchtigte leicht stockende Gefühl am Gaumen erhalten – es sei denn, man bedient sich des Tricks mit dem Wunderpulver Inulin.

 

Die in Deutschland seit Sommer 2015 unter dem Gattungsnamen „Skyr“ vertriebenen Produkte kommen allerdings ebensowenig aus Island wie der „Hirtenkäse“ im Kühlregal aus Griechenland. Der sieht zwar aus wie ein „Feta“, darf aber nicht so heißen, weil der Begriff dem nachweislich auf griechischem Staatsgebiet produzierten Salzlakenkäse vorbehalten ist. Für „Skyr“ gibt es keine vergleichbare EU-Norm, und schon die bloße Statistik zeigt, dass hier nur der Name nach echter Geysir-Ware klingt: In Deutschland leben mehr als vier Millionen Milchkühe, in Island gerade mal 25.000 – und selbst die sind nicht annähernd so intensiv auf Milch-Hochleistung getrimmt wie hierzulande. Die Insel-Produktion deckt mit Ach und Krach die heimische Nachfrage.

 

Wie echter, auf Island in der Meiereimetropole Selfoss nahe der Hauptstadt Reykjavík mit der Milch der dortigen Kühe produzierter Skyr schmeckt, wissen also außer den Insulanern nur Touristen, die diese einstige dänische Kolonie besuchen. In Dänemark sitzt aber auch die Zentrale des Milchgroßkonzernes Arla, der Skyr-Produkte für den deutschen Markt mit Milch aus Mecklenburg-Vorpommern herstellt; Lidl kauft sein Hausmarken-Skyr beim nordbayrischen Molkereimulti Bechtel ein, der sich rühmt, allein im Stammwerk in Schwarzenfeld täglich über eine Million Liter Milch zu verarbeiten.

© 2016 Peter Wagner/kochtext
Vorbereitungszeit: 30 Minuten
Zubereitungszeit: 15 Minuten
Level: apprenti cuisine
Zubereitungsart: sequentiell

Zutaten

Zucchini-Feta-Puffer
2 Stück Zucchini, sehr groß
1 Prise Meersalz
1 Prise Pfeffer aus der Mühle
1 Prise Muskatnuss, frisch gerieben
200 g Feta
1 Stück Ei
75 g Dinkelmehl
2 EL Pflanzenöl, neutrales, zum Frittieren
75 g Gouda, mittelalt, gerieben
Paprika-Skyr
150 g Paprikaschote, rot
250 g Skyr
100 g Schafsmilchyoghurt
1 EL Olivenöl, stark, konzentriert, dunkelgrün
1 Prise Chiliflocken, getrocknet
1 EL Rohrzucker
0,5 TL Guarkernmehl
1 TL Paprikapulver, mittelscharf
1 Prise Salz und Pfeffer aus der Mühle
1 Spritzer Zitronensaft, frisch gepresst

Wein-Tipp

Karl May Blutsbruder "für immer vereint" Rosé 2014

 

Ein kalter, leicht angeschärfter Gemüsesaft passt hervorragend zu den Puffern, aber auch ein knackig frischer nicht zu unernster Rosé wie der Karl May Blutsbruder "für immer vereint" Rosé 2014 der südrheinhessischen „Blutsbrüder“ (Osthofen im Wonnegau) Peter und Fritz May, die hier die typischen Rotweinrebsorten Spätburgunder und Merlot zu einem nur ganz leicht rosa getönten, ausdrucksstarken Wein keltern.

 

 

 

Musik-Tipp

Die vorletzte große Vegetarierwelle Anfang der 1990er Jahre wurde musikalisch gern mit handgespieltem Acid Jazz aus dem Talkin’Loud-Label-Stall oder der Posse um Guru’s Jazzmatazz-Projekt begleitet. Daran knüpft nahtlos die Hanoverraner Formation Hidden Jazz Quartett an, die auf ihrer CD mit dem Kochkolumnen-kompatiblen Titel „Raw And Cooked“ (agogo) mehr oder minder unplugged tanzbare Hüftschwinger-Clubmusik fabriziert und sich dafür gesangliche Unterstützung von Kehlen wie Bajka, Greg Blackman oder Omar holte.

Zubereitung

Zucchini-Feta-Puffer

 

Zucchini waschen und mittelgrob reiben.

Salz und Pfeffer unterheben, 30 Min. Wasser ziehen lassen. Die Raspel entwässern: entweder in einem Leintuch auswringen oder (besser) portionsweise in einer Kartoffelpresse entsaften. Gut geeignet sind auch Saftzentrifugen.

 

Fetakäse mit einer Gabel fein zerquetschen und mit der Zucchinimasse, Muskatnuss und dem Mehl gut vermischen. Mit etwas Öl in beschichteter Pfanne einen kleinen Probepuffer backen. Wenn der zu wenig Zusammenhalt hat, noch etwas mehr Mehl unterheben. Portionsweise je 3-4 Puffer bei mittlerer Temperatur pro Seite ca. 3 Min. anbraten, bei 100 °C im Backofen (keine Umluft) warm halten.


 

Paprika-Skyr

 

Paprikaschote waschen, halbieren, Strunk und Kerne herausschneiden und in in mittelgroße Stücke zerschneiden. Zusammen mit Skyr und den Chiliflocken im Mixer zu einer glatten Masse pürieren. In Schlagschüssel mit den restlichen Zutaten verrühren. Nach ca. 1 Min. Rühren sollte das Guarkernmehl binden. Falls die Masse zu fest wird, noch etwas Skyr einrühren, falls sie zu dünn ist, vorsichtig den Kaltbinder nachdosieren.

Anrichten

Geriebenen Goudakäse auf die Puffer verteilen und kurz unter dem Backofengrill überbacken. Puffer auf Wärmeplatte zusammen mit dem Dip zum Selbernehmen servieren.

Chef de Cuisine

Peter Wagner

Peter Wagner

Peter Wagner

Kocht länger als er für Geld schreibt – seit 1976. Der Musikjournalist lebt in Hamburg und liebt alles, was mit Verstand und Hingabe aus frischen Zutaten zubereitet wird. Seit 2007 schreibt er die Samstags-Kolumne „Tageskarte“ auf Spiegel online. Weitere Infos bei seiner Agentur kochtext...

monsterkoch@kochmonster.de
www.kochtext.de