Maischolle „Finkenwerder“ mit Bratkartoffelsalat

Zwischengericht oder kleines Hauptgericht für 2 Personen von Peter Wagner

Maischolle „Finkenwerder“ mit Bratkartoffelsalat

Schollen sind ausgesprochen eiweißreich und als Jodlieferanten Spitzenreiter zusammen mit Schellfisch und Seelachs – außerdem gelten die Magerfische mit nur 0,8 g Fett je 100 Gramm als echte Schlankmacher. Andererseits verlangt das zarte, weiße Fleisch aus Genießersicht gerade deshalb nach Zugabe leckerer Fremdfette, weswegen sich auch die alles andere als diätische Zubereitungsart „Finkenwerder Art“ deutschlandweit als die beliebteste Schollenbehandlung durchgesetzt hat.

 

Für unsere „Finkenwerder“-Variation entscheiden wir uns für einen gesunden Fett-Mittelweg: Die Filets werden mit ein bisschen äußerst schmackhafter „Crema di Lardo“ bestrichen, Fisch und Kartoffeln braten wir in dem Fett, das wir zuvor aus dem Räucherspeck für die geschäumte Cremesauce ausgelassen haben. Die Kartoffeln sind in kleine, gleich große Würfel geschnitten, was sie schneller gar werden, dabei aber durch die vergrößerte Oberfläche mehr Röstaroma aufnehmen lässt, was den daraus gewonnen Beilagensalat geschmacklich erheblich aufwertet. Zusätzlich halten wir uns bei Sahne (Kochsahne) und Öl in der Salatsauce (wenig, aber hoch aromatisches Nussöl) lipidmäßig zurück.

 

© 2013 Peter Wagner/kochtext
Vorbereitungszeit: 20 Minuten
Zubereitungszeit: 1 Stunde
Level: commis de cuisine
Zubereitungsart: sequentiell

Zutaten

Maischolle
2 Stück Schollenfilet
1 EL Crema di Lardo
1 Prise Salz und Pfeffer aus der Mühle
1 EL Speckfett
Speck-Espuma
200 g Tiroler Räucherspeck
300 g Kochsahne
150 ml Geflügelfond
0,5 TL Pfeffer, weiss aus der Mühle
Bratkartoffelsalat
300 g Kartoffeln, neue Ernte
1 EL Speckfett
1 Prise Salz und Pfeffer aus der Mühle
100 ml Geflügelfond
2 EL Zitronensaft, frisch gepresst
1 EL Weißweinessig
1 EL Mirin
50 ml Geflügelfond
1 EL Dijonsenf, grob
1 Prise Pfeffer, bunt, frisch gemahlen
0,5 TL Kräutersalz
2 EL Walnussöl
3 EL Frühlingslauchröllchen
1 EL Schnittlauchröllchen

Wein-Tipp


Wein-Tipp

Winzervereinigung Freyburg-Unstrut Silvaner QbA

Jahrgang: 2008
Region: Deutschland - Saale-Unstrut
Rebsorte: Silvaner
Geschmack: trocken knackig
trinkreif ab sofort
lagerfähig bis: 2015
Trinktemperatur: 8-12 °C
Alkoholgehalt: 11,5 % vol.

Der Silvaner von der Winzervereinigung Freyburg-Unstrut erinnert mit seinem zarten Duft an Holunder und Basilikum. Am Gaumen ist er knackig mit guter Säure und einem ausgewogenen Verhältnis zwischen dieser und der sich im Abgang ganz kurz zeigenden Süssespitze. Genießen sie ihn am besten zu Spargelgerichten oder zu Fisch. 



Musik-Tipp

Die Zubereitung unseres Fisch-Klassikers beschallen wir mit den nicht minder zeitlosen Pop-Perlen von Sharleen Spiteri – seit 25 an der Spitze und der Front der UK-Band Texas, die auch auf ihrem achten Album „The Conversation“ (PIAS), wieder in wunderschönen Harmonien schwelgend ihre Mischung aus 50er-Sehnsucht, Soul und einem betont britischen Country-Verständnis anrührt. Zu poppig das alles? Dann wäre der hoffnungslos schöne Oldschool-R&B des US-Sängers und Spitzengitarristen JJ Grey auf „This River“ (in-akustik) eine gute Wahl mit seiner dampfenden Mischung aus Southern Swamp und Memphis Soul.

Zubereitung

Maischolle

Von den Filets falls nötig die Silberhaut auf der Rückseite abparieren, längs in jeweils zwei Teile schneiden, beidseitig salzen und pfeffern. Einseitig dünn mit der Lardocreme bestreichen.

 

 

Straff zu Röllchen wickeln, mit Spießchen feststecken.

 

 

Sobald die restlicher Komponenten fertig vorbereitet sind, die Röllchen in heißem Fett in beschichteter Pfanne ringsherum kurz anbraten (nicht länger als 2 Min.)

 

 

und auf Teller im Backofen bei 120 Grad 8 Min. nachgaren lassen.

 



Speck-Espuma

Speck (auch Abschnitte, harte Stücke, Schwarten) so klein wie möglich schneiden

 

 

und in beschichteter Pfanne bei mittlerer Hitze langsam auslassen, aber nicht zu stark bräunen. In Sieb schütten und entfetten, Fett dabei auffangen und zum Anbraten von Kartoffeln und dem Fisch benutzen. Den ausgelassenen Speck mit weiteren Abschnitten und Schwarten in der Mischung aus Sahne und Fond 2 Min aufkochen. Temperatur reduzieren und bei geschlossenem Deckel 30 Min. ziehen lassen.

 

 

Abpassieren,

 

 

Specksahne leicht sämig einreduzieren und beherzt mit Pfeffer abschmecken.

 

 

Vor dem Servieren in einen Sahnesiphon füllen

 

 

und mit zwei Kartuschen begasen.





Bratkartoffelsalat

Die Kartoffeln schälen und  so exakt wie möglich in Würfel von 2 cm Kantenlänge schneiden – evtl. Hobel mit breitester Einstellung oder Brotschneidemaschine zu Hilfe nehmen.

 

 

Fett in beschichteter Pfanne stark erhitzen, Kartoffeln zugeben, kurz durchschütteln und Hitze auf mittlere Stufe reduzieren.

 

 

Langsam bei stetigem Wenden/Werfen goldgelb braten. Hitze auf die maximale Stufe erhöhen, Fond zugeben und rühren, bis der Fond komplett verdunstet ist.

 

 

Sofort in Schüssel umfüllen

 

 

und mit der aus den restlichen Zutaten (außer den Frühlingszwiebeln) angerührten

 

 

Vinaigrette übergießen. In dem Dressing auskühlen lassen und erst direkt vor dem Servieren die Frühlingszwiebeln schneiden

 

 

und unterheben.

 

 

 

Anrichten

Auf großem, leicht angewärmten Teller den Bratkartoffelsalat mittig ringförmig anrichten.

 

 

Das Innere des Rings mit dem Speckesumpa vorsichtig ausspritzen,

 

 

Schollenröllchen in den Espuma legen, mit Schnittlauch bestreuen und sofort servieren.

Chef de Cuisine

Peter Wagner

Peter Wagner

Peter Wagner

Kocht länger als er für Geld schreibt – seit 1976. Der Musikjournalist lebt in Hamburg und liebt alles, was mit Verstand und Hingabe aus frischen Zutaten zubereitet wird. Seit 2007 schreibt er die Samstags-Kolumne „Tageskarte“ auf Spiegel online. Weitere Infos bei seiner Agentur kochtext...

monsterkoch@kochmonster.de
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