Seeteufelbäckchen in Totentrompetenmantel mit Pilzvariation und Spitzkohl

Hauptgericht für 4 Personen von Peter Wagner

Seeteufelbäckchen in Totentrompetenmantel mit Pilzvariation und Spitzkohl

Die die herbstlichen Trompetenpilze spielen hier eine Doppelhauptrolle: Die noch weichen, nur halb getrockneten Pilze werden im heißen Sprudelbad eines Butterfonds ins Leben zurückgeholt. Die komplett getrockneten Exemplare bekommen dagegen keine Renaturierungs-Wasserinfusion. Im Gegenteil: sie sehen überhaupt keine Flüssigkeit, sondern werden mit diversen Pfeffersorten, grobem Salz und schwarzen indischen Senfsaaten zu einer gleichermaßen aromatisch-scharfen wie tiefschwarzen Panade im Mixer zerkleinert.

 

Dieses grobe Pulver sorgt für Würzung wie auch für Hitzeschutz der Seeteufelbäckchen, die damit paniert werden auf dem Teller wie eine Mischung aus Wintertrüffel und einem Stück vermodertem Holz aussehen. Für die Gäste ist das zunächst einmal ein Schock, der sich aber rasch in schmackiges Wohlgefallen auflöst, sobald der Gaumen signalisiert, dass hier nichts verbrannt ist, sondern nur eine leicht krosse, würzige Panade um ein Stück supersaftigen Edelfisch beim Draufbeißen knackt.

 

© 2011 Peter Wagner/Kochtext
Vorbereitungszeit: 20 Minuten
Zubereitungszeit: 25 Minuten
Level: chef de partie
Zubereitungsart: sequentiell

Zutaten

Pilze
50 g Totentrompetenpilze, halbtrocken
100 g Rosensaitling
100 g Buchenpilze, braun
300 ml Butterfond
50 ml Portwein, rot
1 Prise Kräutersalz
1 Prise Pfeffer, schwarz aus der Mühle
Seeteufelbäckchen
600 g Seeteufelbäckchen
3 EL Olivenöl
10 g Totentrompetenpilze, gedörrt
1 EL Senfkörner, schwarz, indische
1 TL Salz, schwarz
0,5 TL Pfefferkörner, schwarz
1 Stück Pipalpfeffer
1 Stück Eiweiß
etwas Mehl
Spitzkohl & Sauce
1 Stück Spitzkohl
50 g Tiroler Räucherspeck
20 g Butter
50 ml Kalbsfond
1 Prise Salz und Pfeffer aus der Mühle
1 Prise Muskatnuss, frisch gerieben
1 Prise Kreuzkümmel, gemahlen (Cumin)
75 ml Portwein, rot
1 Prise Salz und Pfeffer aus der Mühle
etwas Speisestärke
30 g Butter, eiskalt

Wein-Tipp

Tenuta Ulisse Amaranta Montepulciano d'Abruzzo

Jahrgang: 2009
Region: Italien - Abruzzen - Montepulciano d' Abruzzo DOC /
Rebsorte: Montepulciano d'Abruzzo
Geschmack: dunkel balsamisch süß-würzig nachhallend
trinkreif ab sofort
lagerfähig bis: 2019
Trinktemperatur: 15-19 °C
Alkoholgehalt: 14 % vol.

Der Amaranta der Tenuta Ulisse leuchtet in einem kräftigen schwarzrot im Glas. Der Amaranta versprüht einen Duft von animierenden, süßlich, dunkelroten Früchten, Kirschen, Pflaumen und Cassis. Leicht balsamische Noten die an einen Nadelwald erinnern und etwas Kakao, Lebkuchen und Pfeffer ergänzen die Nase. Am Gaumen begeistert der Tenuta Ulisse Amaranta erst mit einem süßlichen Auftakt, der einen fülligen und gleichzeitig eleganten Körper nachschiebt. Der Abgang ist sehr lang und getragen von Frucht und Würze.



IWSC: Bronze für 2009

Musik-Tipp

Nur den Namen des Instruments hat der Berliner Trompetendozent Jotham Bleiberg mit den hier zubereiteten Pilzen gemeinsam – andererseits sorgt der brodelnde Salsa-Timba-Mix der CD „Havana Berlin“ (Rough Trade) seiner Band Mi Solar für sonnige Küchentöne in einer ansonsten von Novembernebel und Totengedenken geprägten Jahreszeit.

Zubereitung

Pilze

Alle Pilze

 

 

sorgfältig putzen: matschige Stellen abschneiden. Rosen-Saitlinge

 

 

quer halbieren und dicke Stielansätze abschneiden (aber den Zusammenhalt nicht beschädigen); Buchenpilze

 

 

vom Strunk entfernen (sie werden einzeln gebraucht).

 

In Sauteuse Butterfond

 

 

und Portwein um 25% reduzieren, Gewürze einrühren. Bei mittlerer Hitze und geschlossenem Deckel die halbtrockenen Totentrompeten

 

 

30 Min. sanft dünsten.

 

 

Abseihen, Flüssigkeit (Butterfond) auffangen und bereit halten; Pilze warm stellen.



Seeteufelbäckchen

Seeteufelbäckchen sorgfältig parieren (alle Häutchen abschneiden).

 

 

Auf Krepp trocknen und beidseitig leicht mehlieren.

 

 

Aus den gedörrted Totentrompeten

 

 

 

und den restlichen Zutaten (außer Eiweiß und Öl)

 

 

im Mixer

 

 

eine nicht zu pudrige Panade mixen (es sollten zwischen den Fingern noch kleine Stückchen tastbar bleiben).

 

 

Bäckchen erst in Eiweiß wenden, abtropfen und dann in der schwarzen Panade panieren.

 

 

Panade gut andrücken.

 

 

Olivenöl in Pfanne heiß werden lassen (darf nicht rauchen). Bäckchen je Seite 30 Sek. braten,

 

 

dann auf Teller in den auf 120 Grad vorgeheizten Backofen geben und 10 Min. fertig garen.



Spitzkohl

Äußere Blätter vom Kohl entfernen, längs halbieren, vordere Spitzen und den Strunk abschneiden. Mit großem, sehr scharfen Messer Kohlhälften in möglichst dünne Streifen schneiden.

 

 

Speck in feinste Streifchen schneiden

 

 

und in beschichteter Pfanne oder kleiner Wokpfanne auslassen.

 

 

Kohl und restliche Zutaten zugeben, unter ständigem Rühren 5 Min. dünsten.

 



Sauce

Restliche Pilzflüssigkeit bis auf 2 El mit dem Portwein aufkochen, nach Belieben mit Stärke binden, mit Salz und Pfeffer abschmecken und direkt vor dem Servieren mit der Butter abglänzen.

Anrichten

In getrennten kleinen  Pfannen etwas Butter schmelzen und die restlichen Pilze nach Sorten getrennt kurz andünsten, Temperatur reduzieren, je 1 El Butterfond zugeben. 5 Min. dünsten.

 

 

 

Je nach Laune entweder bürgerlich oder Sterneküchenmäßig anrichten. Ersteres: Kohl in die Mitte von gut geheizten Tellern verteilen, Bäckchen auflegen, Pilze drumherum verteilen, Sauce angießen.

 

 

Schicker: Kohl mit Servierringen anrichten.

 

 

Bäckchen mittig teilen und auf Kohl legen, wenige Pilze dekorativ anordnen und Sauce erst mit Esslöffel zu dickem Strich aufziehen,

 

 

der dann mit einem kleineren Löffel geteilt wird.

 

 

Restlichen Kohl und Pilze a part servieren.

Chef de Cuisine

Peter Wagner

Peter Wagner

Peter Wagner

Kocht länger als er für Geld schreibt – seit 1976. Der Musikjournalist lebt in Hamburg und liebt alles, was mit Verstand und Hingabe aus frischen Zutaten zubereitet wird. Seit 2007 schreibt er die Samstags-Kolumne „Tageskarte“ auf Spiegel online. Weitere Infos bei seiner Agentur kochtext...

monsterkoch@kochmonster.de
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