Deutsch-Argentinischer Freundschaftsteller

Dessert oder süßer Snack für 4 Personen von Peter Wagner

Deutsch-Argentinischer Freundschaftsteller

Wie dieser Rezeptvergleich zeigt, unterscheiden sich die beiden Leibspeisen fast nur in der Wahl des Getreides – Mais bei den Südamerikanern, Weizen oder Dinkel bei den Deutschen: Empanadas mit süßer Humitas vs. Grießpudding. Und dazu gibt's eingebrannte Milch: Dulce de leche.

© 2014 Peter Wagner/kochtext
Vorbereitungszeit: 25 Minuten
Zubereitungszeit: 1 Stunde, 30 Minuten
Level: commis de cuisine
Zubereitungsart: sequentiell

Zutaten

Dulce de leche
1 Liter H-Vollmilch
250 g Zucker
1 Stück Vanilleschote
Empanadas
75 g Maisgries
100 ml Wasser
50 g Maismehl
100 g Mehl
30 g Butter
2 EL Zucker, weiss
1 Stück Ei
1 TL Meersalz
100 g Instant-Polentagrieß
150 ml H-Vollmilch
50 g Zucker
1 EL Vanillezucker
250 g Mais (aus der Dose)
20 g Butter, flüssig
2 EL Puderzucker
Grießpudding „Spieltag“
450 ml H-Vollmilch
40 g Butter
50 g Rohrzucker, braun, roh, unraffiniert, mittelgrob
1 Prise Meersalz, fein
1 Stück Vanilleschote (Mark davon)
1 Stück Bio-Limette

Wein-Tipp

Die Deutschen werden wahrscheinlich unbeirrt ihr Bier auch zu den süßen Snacks weitertrinken, aber es passt natürlich genau so gut ein schöner argentinischer Malbec dazu, der angesichts der Witterungsverhältnisse in beiden Ländern im Moment am besten auf viel Eis schmeckt.

Musik-Tipp

Zumindest die Musik sollte so neutral bleiben wie der Schiedsrichter, deshalb hörten wir beim Empanadateigkneten weder Bourani noch Piazzolla, sondern die überraschend frisch und zeitgemäß klingende neue CD von Midge Ure, „Fragile“ (Soulfood), auf der auch mit Hilfe von Moby nochmals sämtliche Einflüsse dieses Ausnahmesängers – von Thin Lizzy über Visage bis Ultravox – zu einem Electro-getriebenen Progrock zusammenfließen.

Zubereitung

Das Originalrezept für „Grießpudding Spieltag“ stammt vom Leibkoch der deutschen Nationalmannschaft, Holger Stromberg aus dessen Buch „Das Kochbuch der Nationalmannschaft“. 

 

Es wird angeblich tatsächlich an den Spieltagen angeboten und ist (noch angeblicher) Mesuts absoluter Gaumenfavorit: „Wenn er gerade keinen Chopped Salad auf dem Teller hat, dann wahrscheinlich den Grießpudding – Özils Lieblingsessen Nr. 2“. So steht es in dem an dieser Stelle bereits kritisch gewürdigten Stromberg-Buch „Das Kochbuch der Nationalmannschaft“. Und wir wollen hoffen, das Rezept ist etwas passgenauer als die meisten Özilflanken in den bisherigen Spielen.

 

Ist es aber nicht. Beim Nachkochen stellte sich erst mal  Zähneknirschen ein, denn sogar in einer so simplen Zubereitungsanweisung wie dem Grießpudding sind Rezeptfehler. Der schlimmste: "140 Gramm Grieß" (solche seltsamen Maße entstehen, wenn der Koch seine Profi-Mengen auf 4 Portionen herunter rechnet und ihm kein Lektor dabei hilft) lassen sich beim besten Willen nicht mit nur 250 ml Milch wie rezeptiert zu einem Pudding verarbeiten, sondern nur zu einer Art Zement. Da muss fast nochmal so viel Milch rein.

Dulce de leche

Vanillestange auskratzen, Schale fein hacken. Zusammen mit Milch und Zucker

 

 

aufkochen. Auf kleiner Flamme unter häufigem Rühren

 

 

so lange einkochen, bis die Masse zäh und braun wird (ca. 75-90 Minuten).

 

 

Nach der Hälfte der Zeit die Vanilleschalenstücke abseihen. Zimmerwarm servieren. Reste halten sich abgedeckt im Kühlschrank ca. 4 Wochen.

 

Empanadas

Für den Teig den Maisgries in das kochende Wasser einrühren, Temperatur verringern und bei stetigem Rühren 10 Minuten quellen lassen. Evtl. noch etwas heißes Wasser zugeben.

 

 

Die zähe Masse auf Teller streichen und erkalten lassen. Aus dem Grieß mit den beiden Mehlen, Butter, Zucker, Ei und Meersalz

 

 

einen festen Teig kneten,

 

 

in Küchenfolie einwickeln und 20 Minuten ruhen lassen.

 

Für die Füllung (Humitas)  die Milch mit den Zuckersorten kurz aufkochen, Polenta

 

 

einrühren

 

 

und neben dem Herd 20 Minuten quellen lassen.Dosenmais im Mixer oder Blitzhacker

 

 

zu einer glatten Farce mixen.

 

 

Mit dem Grieß vermischen. Evtl. noch etwas im Topf eindicken lasse

 

Teig portionsweise dünn ausrollen,

 

 

Kreise ausstechen, je 1 Tl Füllung auflegen, Ränder mit etwas Wasser bestreichen, zu Halbmonden klappen, an den Rändern andrücken,

 

 

beidseitig leicht bemehlen.

 

 

Empanadas entweder bei 180° Umluft im Backofen ca. 30 Minuten backen (danach dann mit etwas Butterbestreichen) oder in 160° heißem Fett (hälftig Butter und Rapsöl) frittieren,

 

 

bis sie goldgelb sind. Auf jeden Fall vor dem Servieren mit Puderzucker bestreuen.

 

 

Grießpudding „Spieltag“

Milch, Butter,

 

 

Zucker, Salz und Vanille in breitem Topf oder Sauteuse kurz aufkochen, Hitze verringern und den Grieß mit Schneebesen

 

 

langsam einschlagen.

 

 

Unter Rühren 1 Min weiterköcheln.

 

Bei Strombergs Rezept mit 250 ml Milch entstehen allenfalls halbtrockene Streusel:

 

 

 

Mit knapp der doppelten Milchmenge wird ein Griespudding daraus. Limettenabrieb unterheben,

 

 

Topf vom Herd nehmen und 20 Min. quellen lassen. Auf vier kleine Schüsselchen verteilen, mit Zimt bestreuen und auf Zimmertemperatur abkühlen

Anrichten

Am besten schmecken die Empanadas natürlich, wenn man sich an der heißen Füllung noch ein bisschen die Lippen verbrennt – aber auch kalt sind sie lecker. Die anderen beiden Komponenten werden zimmerwarm serviert, der Grießbrei in kleinen Schüsselchen mit je einem Löffel und Beeren-Dekoration nach Belieben.

Chef de Cuisine

Peter Wagner

Peter Wagner

Peter Wagner

Kocht länger als er für Geld schreibt – seit 1976. Der Musikjournalist lebt in Hamburg und liebt alles, was mit Verstand und Hingabe aus frischen Zutaten zubereitet wird. Seit 2007 schreibt er die Samstags-Kolumne „Tageskarte“ auf Spiegel online. Weitere Infos bei seiner Agentur kochtext...

monsterkoch@kochmonster.de
www.kochtext.de