Jane Lawson

Das Winterkochbuch

kochbuch

Das Winterkochbuch
Jane Lawson:
"Das Winterkochbuch"
Erscheinungsjahr: 2009
160 Seiten
120 Rezepte
32,90 EURO
ISBN: 978-3-88472-947-2

Bewertung

Rezeptgenauigkeit
Originalität
Nachkochbarkeit
Gesamtbewertung
Das Winterkochbuch Bewertung: 4 Sterne von 6 möglichen.

Kochmonster-Kritik

Dieses Buch hätte ich gerne selber gemacht. Aber um den Winter mit solcher Sinnlichkeit und Leidenschaft anschaulich zu machen, muss man wohl aus Sydney kommen. Jane Lawson betrieb dort mal ein Restaurant und interessierte sich schon als Kind für das Kochen. Das vorliegende Buch der erfahrenen Kochbuchautorin ist eine Hommage an den Winter und ein Kessel Buntes zugleich geworden.

 

Sie hat Rezepte aus etlichen kühleren und kuscheligen Regionen Europas in diesem vereint. Doch Sayoven, Russland und Schweden inhaltlich unter einen Hut zu bekommen, ist so aussichtslos, dass es gleich unterlassen wurde. Besser: In vier ansprechend benamsten Kapiteln, „Gegen den Winterblues“, „Was uns wärmt“, „Im Luxus schwelgen“ und „Fein und festlich tafeln“ wird der ganzen dramatischen Aromatik der Winterküche gehuldigt. Das muss schwierig gewesen sein, wenn um einen herum halbnackte Surfer in Richtung Bondi Beach hiken und asiatisches Dünngemüse neben Sushi zur Basisernährung gehört.

 

Leider erschließen sich die Rezeptzuordnungen zu den jeweiligen Kapiteln  auch nach mehrfachem Durchblättern des Buches nicht, was aber auf Grund seiner wirklich schönen Gestaltung keine größere Tragik darstellt.

 

Klassische Wintergerichte wie Kohlrouladen, Jansons Versuchung, Osso Buco und Blini sind versammelt, aber Jane Lawson experimentiert auch gerne, macht ein Süppchen aus Borlotti-Bohnen und Maronen, serviert ein Butternutkürbis-Soufflé zu Cotechino-Wurst und der italienischen Variante unseres entstrunkten Grünkohls und macht Eis mit vielen Eiern, Orange und Mohn.

 

Einige Rezepte sind etwas wunderlich. Wieso für Rote-Bete-Spätzle 500 g Rote Bete entsaftet werden müssen, nur damit das Schabe-Messer zwischendurch in Saft getaucht wird, wieso ein Weißkohl im Gemüserisotto mindestens 20 Min. mitgaren muss und dass ein Hähnchenbrustgericht für 6-8 Personen tatsächlich 12 Knoblauchzehen erfordert, wären Beispiele.

 

Ein weiteres Minus: Die deutsche Redaktion hat nicht sorgfältig gearbeitet. Die Kommasetzung holpert, landestypische Produkte werden einfach nur übersetzt, nicht kommentiert – Beispiel Milchprodukte, wo in Deutschland zwischen Quark und Frischkäse ein himmelweiter Unterschied besteht.

 

Auch der grisselige  Fließsatz der Rezepte ist eine Katastrophe für denjenigen, der sie nachkochen und nicht nur umblättern will und – á propos Nachkochen: viele viele Zutaten, ziemlicher Zeitaufwand.

 

Fazit: Unglaublich anheimelndes Styling und viele richtig schöne Rezepte. Nix für Singles, die sich insgeheim nach einer Großfamilie am Kamin sehnen; die werden ebenso verrückt wie ekstatische Exaktkocher.

 

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Rezensent

Gabriele Gugetzer

Gabriele Gugetzer

Gabriele Gugetzer holte sich einen M.A. in Südkalifornien, lebte in London und schreibt seit vielen Jahren über Essen und Trinken. Sie hat über 20 Kochbücher herausgebracht, ist Feuerwehr- und Schottlandfan und die Reisereporterin der Zeitschrift "LandGenuss". "Nach einem Backbuch kommt sie mit ihrem aktuellen Projekt – zur Buchmesse auf dem Markt – ihrer Lieblingsstadt wieder näher. "Indische Küche in London" heißt es.

gugetzer@kochmonster.de
www.kochmonster.de