Lori De Mori & Jason Lowe

Brotsuppe & Bohnen – Geschichten und Rezepte aus der Toskana

kochbuch

Brotsuppe & Bohnen – Geschichten und Rezepte aus der Toskana
Lori De Mori & Jason Lowe:
"Brotsuppe & Bohnen – Geschichten und Rezepte aus der Toskana"
Erscheinungsjahr: 2009
221 Seiten
80 Rezepte
29,90 EURO
ISBN: 9783899104240

Bewertung

Rezeptgenauigkeit
Originalität
Nachkochbarkeit
Gesamtbewertung
Brotsuppe & Bohnen – Geschichten und Rezepte aus der Toskana Bewertung: 5 Sterne von 6 möglichen.

Kochmonster-Kritik

Toskana satt: Eine kulinarische Reise mit einfühlsam erzählten Geschichten über Bauern und andere Kämpfer für den reinen Geschmack, zugleich aber auch ein Kochbuch mit 80 oberleckeren Rezepten und ein toller Fotoband – alles in einem Buch.

 

Wer die Toskana Anfang Ende der 70iger Jahre und bis in die 80iger Jahre bereiste, in Trattorie und Ristoranti speiste, überall standen sie auf dem Tisch – satt in gold-gelbes Olivenöl getaucht, mit Salbeizweigen, knoblauchduftend:  die leicht gewürzten, weißen Bohnen, die eigentlich gelb sind, wie zolfo (Schwefel). Diese auf typisch ungesalzenem, geröstetem Weißbrot oder zusammen mit zerkleinerten Tomaten oder als Suppe mit Mangold über Stunde auf dem Herd vor sich hin brodelnd – das sind unvergesslich köstliche Erinnerungen.

 

Lori De Mori, die selbst in der Toskana lebt, hat sich aufgemacht, nicht nur die besten Bohnenmacher in der Kooperative der Biobauern von Paterna zu entdecken, sondern alles was diese Region kulinarisch so einzigartig macht. Ihre Besuche und Geschichten über den Florentiner Koch Gianluca Paoli, dessen Bistecca eine Legende ist, den Imker Roberto Ballini, der auf Elba von üppigen Wildblumen in Eintracht mit seinen Bienen verschiedenste Honige herstellt, die „Käsebrüder“ Cannas mit ihrem gottgleichen Bio-Pecorino, den Chilisammler Massimo Biagi, für den die knallroten Schoten so leuchten wie bunte Laternen am grünen Laub, der Speckmacher Fausto Guadagni und seinen Jahrzehnte dauernden Kampf mit  der EU und der italienischen Bürokratie für seine Speck, den „Lardo di Colonnata“, Gionni Pruneti, der für Olivenöl, Safran und Iris jede Härte eines bäuerlichen Daseins in Kauf nimmt, die Töpfer Mario Mariani, unter deren Händen Terracotta und bei Fabrizio Tiribelli Ton vielgestaltige Formen erhalten, Sergio Pollini, der Kutteln aus dampfendem Kessel von der Ladefläche eines dreirädigen Ape (eine Mischung aus Roller und Lastwagen) verkauft, Winzer wie die Conti Bonacossi mit ihrem hochedlen Vin Santo, dem heiligen Wein oder die Winzerschwestern Padovini mit kraftvoll strukturierten Brunelli, der wortkarge Fischer Paolo, der sich seit 25 Jahren für respektvollen Fischfang einsetzt, Andrea Bertucci, Besitzer der Osteria Il Vecchio Mulino und seinen fast vergessenen Speisen auf groben Esstischen serviert, die Bauernfamilie Tistarelli in ihrem Bauernhof, gelegen auf einer windgepeitschten Bergspitze mit ihrem Vieh, dem Cinta Senese, einer fast ausgestorbenen Schweinerasse, Maremma-Rindern, Hühner, Kaninchen, Truthähne, Gänse und Schafe, den Bauern aus Chiusure und ihren besonders aromatischen, fein-bitteren Artischocken, der „Fungaiolo“ Silvano Mugnaini, der bei Wind und Wetter in der Saison die Wälder nach Pilzen durchstreift oder der 82-jährige Dante Milani, der noch vielerlei hochwertige Messer von Hand fertigt, die Famiglia Frullani, deren Lebensinhalt Kastanien sind, dem Kaffeeröster Pietro Staderini, in dessen Rösterei Torrefazione Piansa nie mehr als 60 Kilogramm zur Röstung gelangen und, und, und.

 

Wunderbare Geschichten das alles, über contadini, die Bauern der Toskana, Winzer, Köche und Leinenmacher, mit ihrer Toskana verwurzelte Menschen, die für ihre Produkte, leben, kämpfen, was auch immer nötig ist, um Qualität zu bewahren.

 

Fazit: Eine kulinarische Reise, gedruckt auf matten, nach gutem Papier duftenden Seiten, mit einfühlsam erzählten Geschichten, ein Kochbuch mit 80 oberleckeren Rezepten, die man teilweise in anderen Toskana-Büchern vergeblich sucht und ein Fotoband mit eindrücklichen Bildern von Jason Lowe, die förmlich den Blick anziehen und die abgebildete Landschaft oder das Geschehen lebendig werden lassen.

 

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Rezensent

Dagmar Ehrlich

Dagmar Ehrlich

Wein ist zwar seit 30 Jahren für die studierte Önologin Dagmar Ehrlich beruflich das Hauptthema, privat gehörte lecker Essen jedoch immer zum genüsslichen Rahmenprogramm und inzwischen auch zum publizistischen Tätigkeitsfeld der Hamburger Weinautorin (z.B. "Das Rebsorten ABC. Reben und ihre Weine"; Gräfe & Unze 2008).

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