Alfons Schuhbeck

Meine deutsche Küche

kochbuch

Meine deutsche Küche
Alfons Schuhbeck:
"Meine deutsche Küche"
Erscheinungsjahr: 2009
160 Seiten
97 Rezepte
19,95 EURO
ISBN: 978-3-89883-251-9

Bewertung

Rezeptgenauigkeit
Originalität
Nachkochbarkeit
Gesamtbewertung
Meine deutsche Küche Bewertung: 3 Sterne von 6 möglichen.

Kochmonster-Kritik

„Deutschland ist ein Paradies für Feinschmecker“, schreibt Alfons Schuhbeck gleich im ersten Satz des Vorworts. Schade, dass als erstes Rezept Buletten mit Kohlrabigemüse serviert werden. Da schüttelt meine Greta den Kopf, die aus dem Heimatland der Buletten kommt, wo anstelle von Schuhbecks Toastbrot Haferflocken und anstelle von Schuhbecks Halb und Halb Kalbshack verwendet werden. Doch nach diesem lahmen Auftakt wird es interessanter.

 

Unterteilt ist das Buch in handliche Kapitel: Vorspeisen & Kleine Gerichte, Suppen & Eintöpfe, Fisch & Meeresfrüchte, Fleisch, Geflügel & Wild, Süßes & Gebäck. Ein Drittel des Buches machen Fleisch, Geflügel & Wild aus, das ist natürlich recht deutsch; Zutaten wie Ingwer, Chilischote, Kardamom und Zubereitungsarten wie das Trockenrösten von Aromaten sind es nicht, sonst würden zart besaitete Ausländer wie ich die Flucht ergreifen. Allein der Gedanke, ein Carpaccio vom Eisbein mit Tomaten-Oliven-Marinade als Berliner Küche zu offerieren, klingt, als hätte er einen Knall.

 

Wo Schuhbeck richtig zulangt, ist bei Gewürzen. Das ist bei seiner Neupositionierung als Deutschlands Gewürzwart und ganz dicker Fisch im Gewürzehandel nicht überraschend, aber wenn ein eigentlich klassisches bayerisches Rezept wie Hechtnockerl mit Beilagen auf 40 (!) Zutaten kommt, von denen fast die Hälfte aus dem Gewürzregal stammt, ist Vorsicht geboten. Es handelt sich hier ja nicht um ein südafrikanisches Curry.

 

Warum der Sylter Royal eine Gewürz-Hollandaise mit einem abenteuerlichen Mix aus schwarzem und grünem Kardamom, Piment und Korianderkörnern, Ingwer und Lorbeer zur Leibe rücken soll, klingt leider ebenfalls nach dem Versuch, Schuhbecks zahlreiche TV-Fans  (das Buch ist zur gleichnamigen Sendung erschienen) in seine Gewürzboutiquen zu locken.

 

Wirklich deutsch sind wenige Rezepte. Schön, dass er regionale Fische wie Huchen und Havelzander verarbeitet; schön, dass er handfeste deutsche Fleischküche bis hin zu Kalbszunge und Saumagen präsentiert und für seine "Bauernente" auch eine Bauernente empfiehlt. Jedoch wirkt das Schielen auf’s Gewürzbrett irgendwann wie eine Obsession, und die ständige Verwendung von Ingwer, Piment und Korianderkörnern als der Versuch, einen Mangel an Raffinesse mit intensiven Aromaten zu übertüchen.

 

Fazit: "Errötende" oder "verschleierte Mädchen" – wenn sich solches lecker für Sie anhört und Sie Rote Grütze für die beste Erfindung seit dem Butterbrot halten, werden Sie an diesem Buch Freude finden. Doch selbst wer aus einem Überwürz-Land kommt wie ich, bekommt irgendwann mal vom bloßen Lesen Kopfweh. 

 


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Rezensent

Caroline Gorth

Caroline Gorth

liebt Essen, Kochen, Backen und besonders ihre Spülmaschine, genannt James, um das entstandene Küchenchaos anschliessend zu beseitigen. Nach einer kaufmännischen Ausbildung und dem Beginn einer erfolgreichen konventionellen Karriere, entschied sie sich zum Ausstieg, um ihrer eigentlichen Passion, dem Schreiben, nachzugehen. "Finanziell müssen nun kleinere Brötchen gebacken werden, aber sie schmecken viel besser, wenn man glücklich ist mit dem, was man tut“.

carogorth@kochmonster.de
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