Luke Nguyen
"Vieatnam: Das vietnamesische Kochbuch, Geschichten und Rezepte von Luke Nguyen"
In seiner australischen Heimat ist er Fernsehstar und hat mit dem vietnamesischen Restaurant „Red Lantern“ eines der Lieblingsrestaurants der Sydneysider geschaffen. Dieses Buch dokumentiert seine Rückkehr in ein Land, das Luke Nguyens Familie Ende der 1970er-Jahre als boat people verlassen musste. Kein klassisches Kochbuch also, sondern ein Reisetagekochbuch. Und – das vorweg – auch keines, das sich 1:1 nachkochen lässt, denn selbst unsere gut sortierten Asia-Läden bieten nicht die Produktpalette australischer Großstädte.
Doch auch sie haben keine Schlangen und Hunde im Angebot und in Vietnam werden diese Tiere gegessen. Wie das vor sich geht (und schmeckt), beschreibt Luke Nguyen mit einem Erlebnishunger, von dem sich Anthony Bourdain eine Scheibe abschneiden könnte. Vietnam ist halt nicht Disneyland. Aber keine Angst, die meisten Gerichte in seinem Kochbuch sind auch für uns Westler appetitanregend.
Unterteilt sind die Gerichte in die Regionen des Landes, was Sinn macht, denn die klassische europäische Einteilung von Vorspeisen, Hauptgericht und Dessert ist unbekannt. Gerichte werden gleichzeitig serviert – Fleisch, Meeresfrüchte, Salate und klare Suppen sind im Aroma und auch dank einiger gleich bleibender Grundzutaten fein aufeinander abgestimmt und können problemlos kombiniert werden.
Unterbrochen werden die Rezepte von Reiseeindrücken zwischen Tofumachen, Opfergaben und besagten Hund essen, von kleinen Weisheiten und ganz ungewöhnlichen Fotos. Ihnen fehlt die Eleganz, Anmut und Schönheit, die wir von der Touristenoptik asiatischer Länder mittlerweile erwarten, erst recht in Zusammenhang mit Food. Aber zu Luke Nguyens offenen Augen passen sie.
Seinen hemdsärmeligen Stil setzt Luke Nguyen bei den Rezepten fort. Würde Jamie Oliver vietnamesisch kochen, sähen die Rezepte sicherlich ähnlich aus, und das ist positiv gemeint. Die vietnamesische Küche ist geprägt von Ausgewogenheit von Aromen, die unausgewogen extrem sind... Fischsauce, Koriandergrün, Karamellsauce, Bittermelone, Tamarinde. Hat man das mal drauf, ist es gar nicht mehr so schwer.
Nur die Übersetzung fällt ab. Hier wurde runterübersetzt, nicht mitgedacht. Das Buch ist für den australischen Markt und seine Produktwelt geschrieben, und bei einem Projekt dieser Preisklasse und dieser Verlagskompetenz muss das aufgefangen werden. Viele Produkte gibt’s hier auch, vieles lässt sich problemlos ersetzen wie beispielsweise libanesische Gurken durch Salatgurken. Meeresfrüchte wie Blaue Schwimmerkrabbe oder Schlammkrabbe gibt es allerdings nur down under, auch das verdient einen Hinweis und eine kurze Erklärung, wodurch sie sich ersetzen lassen. Eingelegten Weißkohl gibt’s fertig in Asia-Läden, asiatische Schalotten können durch französische ersetzt werden, extrafeiner Streuzucker ist doppelt gemoppelt, Sandgarnelen sind Krabben, und das Wort Tunke werde ich zum Unwort des Jahres erklären.
Fazit: Trotz einiger Schwächen bei der Übertragung ind Deutsche (und ins hier erhältliche Warenangebot) ist "Vieatnam" eines der schönsten und besten Kochbücher über die Küche dieses Landes geworden.
Eric Schrody
Eric Schrody
Er heißt zwar fast so wie der Sänger Everlast, wiegt aber mindestens 20 Kilo weniger. Schrody, gebürtiger Südafrikaner, lebt, kocht und genießt seit acht Jahren in Berlin. schrody@kochmonster.de
schrody@kochmonster.deNeil Perry; Asia Food: Balance und Harmonie
Kylie Kwong; China – Die 88 Köstlichkeiten. Meine kulinarische Reise mit authentischen Rezepten
Yan-kit So; Chinesisch kochen: Die besten Originalrezepte
Oi Cheepchaiissara, Priya Wickramasinghe, Carol Selva Rajah, Deh-Ta Hsiung, Nina Simonds; Culina Asia
Katrin Schlotter, Elke Spielmanns-Rome; Culinaria China. Küche, Land, Menschen
Hugo Arnold; das wagamama kochbuch
Jody Vassallo; Einfach kochen Thai
Sri Owen; Indonesische Küche. 110 Originalrezepte
Fuchsia Dunlop; Land of Plenty: A Treasury of Authentic Sichuan Cooking
David Thompson; Thai Food
Masaharu Morimoto; The New Art of Japanese Cooking
Tsering Mendrong; Tibetisch kochen. Gerichte und ihre Geschichte
Friends-International; Von Wasserlilien und Khmer-Curries: Kambodschanische kreative Küche
Gepökelte Rehzunge
Geschmorte Frischlingsbacke mit Kräuterkruste
Terrine mit Gänseleber und Hasenfilet
Terrine von Entenleber und Entenconfit mit Salat von Nadelbohnen und Trüffeljus
Ente und Fasan an Sauerkirsch-Chutney, Süßkartoffel-Melasse-Püree und Wintergemüsen
Entenbrust mit grünem Kartoffel-Spargel-Püree
Entenherzen mit Rindermarkklößen und Spaghettisoufflé