Friends-International

Von Wasserlilien und Khmer-Curries: Kambodschanische kreative Küche

kochbuch

Von Wasserlilien und Khmer-Curries: Kambodschanische kreative Küche
Friends-International:
"Von Wasserlilien und Khmer-Curries: Kambodschanische kreative Küche"
Erscheinungsjahr: 2008
168 Seiten
49 Rezepte
29,90 EURO
ISBN: 978-3-7750-0543-2

Bewertung

Rezeptgenauigkeit
Originalität
Nachkochbarkeit
Gesamtbewertung
Von Wasserlilien und Khmer-Curries: Kambodschanische kreative Küche Bewertung: 0 Sterne von 6 möglichen.

Kochmonster-Kritik

Das Vorwort zu diesem grossformatigen Buch mit vielen Fotografien trägt den Untertitel: „Warum man dieses Buch unbedingt kaufen sollte“. Warum?  Weil die Hilfsorganisation Friends-International, 1994 von Ausländern zum Schutz von kambodschanischen Strassenkindern gegründet, hinter dem Projekt steht und von jedem verkauften Exemplar 5 € behalten darf.

 

Im englischen Selbstvertrieb  geht sogar das ganze Honorar an diese mittlerweile international tätige Organisation. Aber Hädecke, der deutsche Verlag, muss wie fast jeder Kochbuchverlag im Land momentan sehen, wo er bleibt. Da ist es mehr als löblich, dass sie sich auf dieses Wagnis eingelassen haben.

 

Doch Hädecke bekommt nicht nur einen humanitären Orden verliehen. Es ist auch anerkennenswert, dass sie sich mit „Von Wasserlilien und Khmer-Curries“ einer Küche widmen, die in Deutschland weitgehend unbekannt ist. Aromen aus Thailand, Vietnam, selbst Indonesien kennen wir mittlerweile und sei es nur aus dem Urlaub. Süsssauer, süsspikant, süssscharf, fruchtigscharf... das sind Aromen, an die wir uns in den vergangenen Jahrzehnten gewöhnt haben. Berlin war hier, wie üblich, wenn ich das mal bemerken darf, Deutschlands Vorreiter.

 

Doch was ist typisch kambodschanisch? Nun, die Kambodschaner lieben Saures und sind die unangefochtenen Meister im Umgang mit Tamarinde, dieser klebrigen Substanz, die man ähnlich wie Koriandergrün nur lieben oder verabscheuen kann. Dass sie viel mit Zitronengras und Kokosmilch kochen, ist im südostasiatschen Gaumengefüge nix Besonders. Dass sie Ingwer für ein Gemüse halten und in entsprechenden Mengen verwenden, schon. Die typisch asiatische Schärfe von Chilis fehlt dieser Küche, aber die pfeffrig-scharfe Nase von Ingwer und Galgant sorgen für aromatisch ausgleichende Gerechtigkeit.

 

Jasminreis und Glasnudeln sind Grundnahrungsmittel, Gemüse wird häufig und raffiniert verarbeitet, Fisch ebenso. Fleisch ist aus Kostengründen selten. Der französische Kolonialstil hat wie im Nachbarland Vietnam auch hier Geschmacksspuren hinterlassen; Kambodschaner trinken Kaffee und lieben Sandwiches, vorausgesetzt, sie können es sich leisten.

 

In „Wasserlilien und Khmer-Curries“ finden sich diese Aspekte der kambodschanischen Küche selbstverständlich wieder, immerhin entstand das Buch in einer Restaurantküche in Phnom Penh. Leider liegt genau hier der Hase im Pfeffer. Denn zum Nachkochen taugt es gleich aus mehrerlei Gründen nicht. Es ist schlampig gemacht. Seiten sind vertauscht, Zutaten tauchen in der Liste, nicht aber im Rezept auf, Zubereitungszeiten fehlen, Rezepte sind unpräzise, ein Produkt namens weiße chinesische Bohnen existiert nicht, Produkte wie Schwertfisch sollten im Moment in keinem europäischen Kochbuch auftauchen. Probleme dieser Art passieren, wenn Chefköche, die wissen, wie man kocht, ihr Wissen Leuten vermitteln, die nicht wirklich wissen, wie man kocht und schon gar nicht wissen, wie man ein Buch macht.

 

Auch mit der Authentizität ist das so eine Sache. Was nützt ein authentisches Rezept mit Lotossamen, wenn es diese selbst in einer Megalopolis wie Berlin selten gibt? Was ist mit Schweinefleischkochwasser gemeint? Kann man das auf Vorrat zubereiten und einfrieren? Bananenblüten tauchen in vier von den insgesamt 49 Rezepten auf. So häufig wurden sie im letzten Jahr in janz Berlin nich jesehen, wa! Und was macht der, der keinen Holzkohlegrill hat? Ist das für ein Rezept in einem sowieso kaum nachkochbaren Buch zwingend notwendig? Was hat, um jetzt mal ganz direkt nachzufragen, eigentlich die deutsche Redaktion des Buchs getan, ausser den Originaltitel zu entschärfen? Eigentlich heisst das Buch nämlich „From Spiders to Water Lilies“.

 

Fazit: Gut gemeint, aber eine vertane Chance!  Aus Pietätsgründen keine Wertung.

 

 

Dieses Buch bei Amazon kaufen.

Rezensent

Eric Schrody

Eric Schrody

Er heißt zwar fast so wie der Sänger Everlast, wiegt aber mindestens 20 Kilo weniger. Schrody, gebürtiger Südafrikaner, lebt, kocht und genießt seit acht Jahren in Berlin. schrody@kochmonster.de

schrody@kochmonster.de