Kylie Kwong

China – Die 88 Köstlichkeiten. Meine kulinarische Reise mit authentischen Rezepten

kochbuch

China – Die 88 Köstlichkeiten. Meine kulinarische Reise mit authentischen Rezepten
Kylie Kwong:
"China – Die 88 Köstlichkeiten. Meine kulinarische Reise mit authentischen Rezepten"
Erscheinungsjahr: 2009
496 Seiten
88 Rezepte
39,90 EURO
ISBN: 978-3-88472-932-8

Bewertung

Rezeptgenauigkeit
Originalität
Nachkochbarkeit
Gesamtbewertung
China – Die 88 Köstlichkeiten. Meine kulinarische Reise mit authentischen Rezepten Bewertung: 3 Sterne von 6 möglichen.

Kochmonster-Kritik

Kylie Kwongs Familie wanderte während des Goldrausches von China nach Australien aus. Kylie lebt dort in vierter Generation, besuchte erst 1999 erstmals das Land ihrer Ahnen, hat sich aber durch ihre TV-Auftritte, ihr Restaurant Billy Kwong und vier Kochbücher als Synonym für australisch-chinesische Küche etabliert.

 

Ihr neues Buch, das erste in deutscher Bearbeitung, ist weniger ein Kochbuch als ein hinreißend gestaltetes und durch Simon Griffith authentisch fotografiertes Buch über China und die Kwong’schen Wurzeln dort.

 

Nach dem halbwegs erträglichen Vorgänger "My China: A Feast for All the Senses" (nur in engl. Sprache erhältlich) Ich konnte es kaum erwarten, diesen schweren Wälzer in die Hand zu bekommen. Aber Vorfreude ist manchmal die schönste Freude. Wer chinesische Küche bislang wenig schätzte, weil er sie als fett und als ein wenig einfallsreiches Aromenspiel zwischen Shaoxing-Wein, SojasauceSesamölIngwerChili und Knoblauch wahrgenommen hat, wird hier nicht eines Besseren belehrt.

 

Natürlich ist Kylie Kwongs Buch nicht schlecht. Aber die Rezepte sind gähnend-langweilig. Shiitake-Pilze mit Ingwer, Knoblauch und Tomaten ist ein typisches Beispiel. Dafür reiste Kylie Kwong nach Tibet; man glaubt es kaum (siehe beispielsweise Tsering Mendrong:Tibetisch kochen“, im Kochmonster besprochen von meiner Kollegin Gugetzer). Klassische Techniken wie Rotschmoren kommen vor, klassische Rezepte wie Mapo Tofu und Löwenkopf-Fleischbällchen ebenso, aber solche Einsteigerrezepte findet jeder im Internet kostenlos.

 

Auch mit der Authentizität ist das bei einem so hochpreisigen Buch mit vergleichsweise wenig Rezepten so eine Sache: Luffagurke, Longjing-Teeblätter, frische Mu-Err-Pilze... woher nehmen außerhalb Chinas? Warum allerdings japanische Varianten der Sojasauce, die Shoyu und die weizenfreie Tamari, in einem chinesischen Kochbuch auftauchen, wird nicht beantwortet.

 

Und wieso Kylie, die mit der Minogue nur den Vornamen aber nicht die Optik gemein hat, trotzdem zur Kamerasucht neigt, ebenso wenig. Sprachlich ist das Buch genau so dünn. Seitenweise nett gemeinter Plapperblog in Ich-Form ist irgendwann nicht mehr zu ertragen. Eine wahllos herausgegriffene Kostprobe: „Nach seinem Essen ist Hongkong für seine Einkaufsmöglichkeiten berühmt. Am nächsten Morgen stehen wir also wieder auf der Straße, mit dem Ziel, dies zu nutzen.“ (Text der dt. Ausgabe; Anm. d. Rezensions-Übersetzers)

 

 

Daneben steht Kylie im Foto als junge Version von Nana Mouskouri und legt ihre Hände auf eine hübsch angezogene Kleiderpuppe. Einige Seiten später liefert sie eines der für dieses Buch typischen Rezepte ab. Ihr gebratenes Rinderfilet mit Zwiebeln besteht aus Rinderfilet und Zwiebeln und wird wie bei einem schmierigen Pfannenrührer in einem Asia-Imbiss irgendwo auf der Welt mit  Knoblauch, braunem Zucker, Sojasauce, Sichuanpfeffer und Zitronensaft aromatisiert. Dafür werden einem ambitionierten Kochprofi in dem China, in dem ich lebe, die Öhrchen lang gezogen oder die Brille zertreten, aber echt! Was für eine vertane Chance.

 

Fazit: Als Bilderbuch absolut gelungen. Sie werden uns auf der Stelle besuchen wollen. Als Kochbuch und als Reiseliteratur überflüssig.

 

Übersetzung: Peter Wagner

 

Dieses Buch bei Amazon kaufen

Rezensent

Suzie Cue

Suzie Cue

Die promovierte Ethnologin heißt im bürgerlichen Leben Su Wang, lebt in Honkong und arbeitet dort als freie Journalistin und Buchautorin mit dem Schwerpunkt asiatische Küchen.

cue@kochmonster.de

Weiterkochen