Inga Griese, Herbert Seckler

Das große Sansibar-Buch: Die Geschichte der legendären Strandbar auf Sylt und alle Originalrezepte aus der Sansibar-Küche

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Das große Sansibar-Buch: Die Geschichte der legendären Strandbar auf Sylt und alle Originalrezepte aus der Sansibar-Küche
Inga Griese, Herbert Seckler:
"Das große Sansibar-Buch: Die Geschichte der legendären Strandbar auf Sylt und alle Originalrezepte aus der Sansibar-Küche"
Erscheinungsjahr: 2010
336 Seiten
62 Rezepte
39,95 EURO
ISBN: 978-3899104561

Bewertung

Rezeptgenauigkeit
Originalität
Nachkochbarkeit
Gesamtbewertung
Das große Sansibar-Buch: Die Geschichte der legendären Strandbar auf Sylt und alle Originalrezepte aus der Sansibar-Küche Bewertung: 4 Sterne von 6 möglichen.

Kochmonster-Kritik

 

Gleich zwei Bücher zum Mythos Sansibar, die unterschiedlicher nicht sein können. Aus der Collection Rolf Heyne stammt eine Hommage auf Insel, Dünen, Fisch, Herbert = Sansibar, mit 62 Rezepten. Aus dem Südwest Verlag stammt ein Kochbuch mit 96 Rezepten, ein paar Seiten in Küche und Weinkeller und dem Foto eines Strandkorbs als Rausschmeißer, geknipst wie alle anderen Motive im Buch mit dem Charme einer Bilddatenbank. Ersteres dürfte als Zielgruppe Hanseaten haben, die den Herbert schon kannten, als die Sansibar noch eine Fischbude war. Letzteres ist auch preislich eher gedacht für Touristen, die die Sansibar aus der „Gala“ kennen (prompt hat diese Zeitschrift ihr Logo im Aufmacher verewigt) und in der Sansibar bei von Kaffe und Kuchen Ausschau nach Promis halten.

 

Heyne hat für den Text Inga Griese (Welt am Sonntag, ICON), doch für die Optik einen Newcomer verpflichtet, was ein Wagnis gewesen sein dürfte, denn Marc Rehbeck fotografiert Secklers Sonne-Sylt-Gerichte ohne Sonne, lässt Strandhafer wie eine Dekoration bei Caspar David Friedrich erscheinen und die Küchenhilfe schon mal staubsaugen am Strand. Ungewöhnlich, aber klappt.

 

Die Rezepte im „großen“ Buch sind nett und freundlich, so wie die Sansibar auch. Unter den Vorspeisen fallen ein Carpaccio vom weißen Rettich und eine Schweinesülze aus Eisbein auf, bei den Hauptgerichten der Muscheltopf mit Gewürzsauce und Knoblauchbrot, das an der Gräte servierte Sashimi vom Hamachi-Thunfisch mit heißem Gewürzöl und Wakamesalat, die Trüffelfrikadellen mit Rahmkohlrabi. Süßes gibt’s auch, beispielsweise den Warmen Baumkuchen mit Schokoladen-Portwein-Sabayon.

 

Dass das zoologisch unbekannte Wattblickschwein auftaucht und die Sansibar-Standards Currywurst und Wiener Schnitzel wegen Mogelrezepturen nie so gut schmecken werden wie beim Herbert – wen überrascht das? Denn die Sansibar schmeckt nur in der Sansibar. Möwengeschrei, Hundegebell, Salznase und kalte Füße auf sandigen Dielen gehören als Aromaten dazu, ebenso wie das Wissen um unerschwingliche Tropfen im Weinkeller.

 

Die Rezepte im „kleineren“ Buch sind auch nett und freundlich. Zwar werden Crab Cakes dem Namen entsprechend mit Krebsfleisch und nicht mit Gambas und Weißfisch gemacht und könnte der Burger von Langostinen in der Brezensemmel bayerische Brauchtumshüter auf den Plan rufen. 

 

 

Dafür gibt’s aber auch hier Pfiffiges wie eine Blätterteig-Pizza mit Chicorée und Pata Negra, Japanische Rinderroulade mit Sellerie, Möhren und Spargel, Vitello asiatico mit Kokosmilch und Kecap Manis, ein Dünensüppchen mit Estragon-Algen-Landschaft, Nori-Fettuccine mit Jakobsmuscheln und Cabanossi, Kalbskotelett mit Muskatnudeln und Apfelkompott und ein Kokospesto mit einem Hauch Sesamöl, das das Olivenöl durchaus abrundet. Gut auch das separate Zutaten- und Rezeptregister.

 

Fazit: Mit beiden Büchern hat sich Herbert Seckler ein Denkmal gesetzt. Ob man gleich nun beide Bücher oder gar keins braucht und das gesparte Geld nicht lieber in der unumstritten atmosphärischsten Bude Deutschlands auf den Kopf haut, bleibt jedem selbst überlassen.

 

 

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Rezensent

Caroline Gorth

Caroline Gorth

liebt Essen, Kochen, Backen und besonders ihre Spülmaschine, genannt James, um das entstandene Küchenchaos anschliessend zu beseitigen. Nach einer kaufmännischen Ausbildung und dem Beginn einer erfolgreichen konventionellen Karriere, entschied sie sich zum Ausstieg, um ihrer eigentlichen Passion, dem Schreiben, nachzugehen. "Finanziell müssen nun kleinere Brötchen gebacken werden, aber sie schmecken viel besser, wenn man glücklich ist mit dem, was man tut“.

carogorth@kochmonster.de
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