Sante de Santis

La mia cucina

kochbuch

La mia cucina
Sante de Santis:
"La mia cucina"
Erscheinungsjahr: 2010
192 Seiten
76 Rezepte
29,90 EURO
ISBN: 978-3-86528-710-6

Bewertung

Rezeptgenauigkeit
Originalität
Nachkochbarkeit
Gesamtbewertung
La mia cucina Bewertung: 4 Sterne von 6 möglichen.

Kochmonster-Kritik

 

Wird es nicht höchste Zeit, so mag sich mancher beim Anblick des immer – pardon – fetter werdenden Sante de Santis auf dem Cover seines neuen Kochbuchs fragen, dass mal junge hübsche Italienerinnen italienisch kochen? Die können doch nicht alle in Soziologie promovieren, Monica Bellucci heißen oder sich minderjährig vom Cavaliere verführen lassen? Eigentlich wollte ich Sante de Santis für eine Mogelpackung halten, auf den nur Deutsche reinfallen können.

 

 

Null telegen ist der Kerl, trotzdem ständig im Fernsehen. Kulinarisch nicht nennenswert ausgezeichnet ist er, überdies aus dem barbarischen Rom stammend, und trotzdem ein Könner am italienischen Herd? Trotzdem mag ich ihn.

 

Sante de Santis hat Geschmack und überdies einen, der auch mal über die eng gezogenen Landesgrenzen seiner italienischen Kollegen hinausgeht. Ein typisches Risotto mit Gerste veredelt er abschließend im Wok. Pfirsiche füllt er mit dunkler Kuvertüre, Studentenfutter und getrockneten Feigen, wickelt sie in Alufolie und gart sie wie Ofenkartoffeln. Aus Wassermelone macht er eine Kaltschale mit Flusskrebsen und dicken Bohnen. Dämliche Zucchini verpackt er nebst Zichorien und Ricotta in einem eng aufgerollten Pizzateig. Ein Ricottasoufflé bekommt Rotweintrauben dazu.

 

Doch das Buch hat auch seine Tücken. Es ist in unübersichtlich viele Kapitel eingeteilt: Normale. Nobile. Il Mondo della pasta. La pizza di Mamma, La cucina Rustica, Vegetariana, Schalen- und Krustentiere, Fische und Meeresfrüchte, Fleisch und Saucen, Kräuter, Die mediterrane Küche, Grundrezepte, InteresSante. Hinter letzterem verbirgt sich Sante-Wissen, das putzig Küchen-Grundbegriffe erklärt.

 

Die Rezepte sind anfängertauglich in ihrer Einfachheit, setzen allerdings in Teilen Grundwissen voraus, das Anfänger nicht draufhaben. Wer löst seinen ersten Hirschrücken oder seine erste Lammkeule einfach mal so aus oder öffnet die Schalen von Jakobsmuscheln und Austern zippi-zappi?

 

Kalmar von der Pieke auf zuzubereiten, ist ein mutiges Unterfangen, doch dann muss weit mehr erklärt werden als nur dass die Tentakel vom Körper abgetrennt werden, der Chitinstab entfernt, der Kopf von Augen, Schnabel und Tintensack befreit werden müssen. Nicht nur meine Kätzchen hätten spätestens bei der Befreiung des Schnabels schreiend die Küche verlassen. Selbiges ist nämlich nicht so kinderleicht, wie man nach Santis lapidaren Erklärungen  vermuten würde – und erfordert überdies eiserne Nerven.

 

Ähnlich ärgerlich für Kocheinsteiger, an die sich Santis mit diesm Buch ja wenden will: Zitrusfrüchte, die er immer filetiert verwendet, hätte man im filetierenden Status einmal zeigen oder erklären müssen.  Auch wie Artischocken geputzt werden müssen, erfährt man nicht.

 

Wenn einem Bohnengericht ganze Knoblauchzehen in der Schale beigefügt werden, mag das aromatisch ja noch funktionieren; allerdings sollten sie vor dem Servieren auch entfernt werden. Und wieso im gleichen Rezept – einem Schwertfischcarpaccio – dann frische italienische Wachtelbohnen in der Schote gefordert werden, die im ersten Arbeitsgang von ihrer Schote befreit werden, ist auch nicht ersichtlich.

 

Aber das könnten auch Lektoratsprobleme sein, wie beispielsweise eine „feine“ (wie sollte sie sonst geschnitten sein?) Chiffonade oder die fehlende Garzeit von Jakobsmuscheln, die Sante de Santis „außen kross und dunkel, innen glasig und saftig“ serviert. Da würden wir auch gerne, bekommen das als Einsteiger ohne Zeitangabe aber nicht hin. Das weiß ich aus langer leidvoller teurer Erfahrung.

 

Fazit: Die Zielgruppe ist nicht klar. Profis und Fortgeschrittene finden Anregungen. Anfänger brauchen ein weiteres Grundkochbuch als Hilfestellung. Dennoch kann ich nicht leugnen, dass es ein sehr liebevoll gemachtes Buch ist, mit schönen Foodfotos, frechen Fotos von ihm, gut gelayoutet und mit vielen leckeren Rezepten.

 

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Rezensent

Jo Limmer

Jo Limmer

Jo Limmer sucht noch immer nach einem aufgelassenen Pfarrhaus. Die Pussycat Dolls hat er zugunsten von Mareille aufgegeben. Aktuell verdient er sein Geld in München als Versicherer von Versicherern. 

limmer@kochmonster.de
www.kochmonster.de