Douce Steiner

Meine leichte Küche

kochbuch

Meine leichte Küche
Douce Steiner:
"Meine leichte Küche"
Erscheinungsjahr: 2011
184 Seiten
96 Rezepte
39,80 EURO
ISBN: 978-3-03800-521-6

Bewertung

Rezeptgenauigkeit
Originalität
Nachkochbarkeit
Gesamtbewertung
Meine leichte Küche Bewertung: 5 Sterne von 6 möglichen.

Kochmonster-Kritik

Douce Steiners erstes Kochbuch, "Cuisine Douce", hatte meine Kollegin bei Kochmonster mit satten sechs Sternen rezensiert – ein Lob, das sie in ihrem leicht verqueren Denken am liebsten ausschließlich dem walisischen ManU-Kicker Ryan Giggs spenden würde. Der kann nicht kochen, beherrscht aber eine scheinbar mühelose Treffsicherheit und Eleganz. Beides – und jetzt verstehe ich die Kollegin auch – beherrscht Douce Steiner ebenfalls.

 

Das zweite Buch der badischen Sterneköchin ist in die vier Jahreszeiten eingeteilt, und läuft da jeweils von Vorspeisen bis zu Desserts. Die typischen Frühlingsvertreter sind vorhanden, von Spargel über Bachsaibling zu Bärlauch und Petersfisch. Geliert, gebeizt, als Risotto. Alles wie gehabt.

 

Doch immer wieder kommen kleine Überraschungen. Viel Wert wird auf Beilagen und Gemüse gelegt – ein Zwiebelfond mit über 10 Zutaten, eine Sauerampfersauce, ein Spargelessenz als Gelee. Das sind Ideen, die machbar sind, ohne größeren finanziellen Aufwand in einer kleinen Küche zu meistern, nicht dick machen, dafür mit feiner Aromatisierung punkten.

 

Im Sommerkapitel überrascht eine Rehhaxe mit Kirschen, und überhaupt werden Kirschen durchdekliniert von Clafoutis bis Blini. Eine weiblich-verspielte Note kommt beim ganz herkömmlich gegrillten Wolfsbarsch durch, dem sie Gurkenperlen mit selbst gemachtem Holunderblütenessig als Bett bereitet. Auch hier spielt Gemüse schon mal die Hauptrolle, wie bei der Tomate, die mit einer Langustine gefüllt wird.

 

Selbst im Herbst kann Gemüse zu Hochform auflaufen, beispielsweise in einem Chicoréegericht, das ich erst bei genauem Hinsehen nicht mehr für gegrillte gelbe Paprika hielt. Mit viel Orangensaft und Safran hat es die Farbe appetitlich herbstlaubig verändert, passt zu Ente und Rind oder als eigenständiges Gericht, welches Douce Steiner dann mit dem nussigen Aroma von Feldsalat kombinieren würde.

 

Neben der mittlerweile allgegenwärtigen Rote Bete kommt bei ihr auch Rotkohl als Farbstoff und Essenz vor, erlebt der ebenfalls allgegenwärtige Wirsing eine Neudefinition als Trüffellasagne, serviert im Glas und hat sie den wegen seiner Maggihaftigkeit noch nicht so allgegenwärtigen Liebstöckel als Essenz zu Seeteufel entdeckt.

 

Besonders reizvoll sind die Desserts, die sich zwischen Omaküche (Buchteln) und Können (Soufflé glacé au Grand Marnier) bewegen und immer wieder deutlich den klassischen 60er-Touch der französischen Hochküche durchblicken lassen. Aus dem Schatten ihres Vaters Hans-Paul Steiner hat sie sich freilich längst befreit. 

 

Einziges Manko des Buches: Die immer wieder schlampige Rezeptierung. Völlig überflüssig: Kartoffeln nicht in Gewicht, sondern Menge angeben, den Ofen nicht als ersten Schritt vorheizen, Trüffelsaft als Zutat im Rezept angeben und ihn dann unter „falls vorhanden“ doch wieder rausdividieren – so geht das munter und wirklich überflüssigerweise zu.

 

Dafür sind die Fotografien verlässlich wie schon im ersten Buch, das ebenfalls Michael Wissing fotografierte. Sie wirken trotz erheblichem Foodstyling frisch und natürlich.

 

Fazit: Wenn man oft und gern einkehrt, geht einem dieses ewige „Viel Spaß damit“ von Kellnern und Sommeliers irgendwann gehörig auf die Nerven. Doch mit diesem Buch, das von der „Allgemeinen Hotel- und Gastronomie-Zeitung“ zum „Kochbuch des Monats Mai 2011“ ausgezeichnet wurde,  werden Sie, und das verspreche ich Ihnen, Spaß haben. Man sieht Douce Steiners leichte Hand. So wie bei Ryan Giggs, das muss ich sogar als Bayern-Fan zugeben, die Leichtfüßigkeit.

 

 

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Rezensent

Jo Limmer

Jo Limmer

Jo Limmer sucht noch immer nach einem aufgelassenen Pfarrhaus. Die Pussycat Dolls hat er zugunsten von Mareille aufgegeben. Aktuell verdient er sein Geld in München als Versicherer von Versicherern. 

limmer@kochmonster.de
www.kochmonster.de