So viele Zivilisten hat man schon lange nicht mehr in einem Kochbuch gesehen. Und jeder von ihnen bekommt sogar eine satte Doppelseite für seine Bekenntnisse als anonymer Beutelsuppensüchtiger. Debbie Dennis zum Beispiel, Frisöse, bekennt "Immer wenn ich den Kindern ein Fertiggericht auftischte, hatte ich das Gefühl, dass ich sie nicht gut ernähre." Der pensionierte Bauarbeiter Geoff Blackburn: "Meine Mutter und meine Frau haben ein Leben lang für mich gekocht, aber heute gibt es niemand mehr, der das für mich tut."

 

Doch die Erlösung ist nahe: "Wir wollen, dass unsere Kinder gesünder essen", sagen Tracey Fearn, Verkaufsaufsicht, und ihr Partner Andy Pickersgill, Kundenberater. "Wir bekamen ein paar Rezepte, mit denen wir richtig gut zurecht kamen. Wir machen jetzt sogar unseren eigenen Sonntagsbraten".

Ostzonensuppenwürfelauflöser

Der Messias, der sie alle bekehrt hat vom Ostzonensuppenwürfelauflöser zum Selberkocher trägt keine Kochmütze, matscht gern mit den Händen im Essen herum und nimmt seinen Missionsdienst im Auftrag ewiger Vitaminseligkeit so ernst, dass er darüber zum Millionär geworden ist. Mit seinem Buch "Jamies Kochschule - Jeder kann kochen" werden noch ein paar Pfund dazu kommen. Britische, versteht sich.

 

Und schon sind wir beim Kernproblem dieses Werkes für den deutschen Leser und Hobbykoch. So britisch wie die zahlreichen leibhaftigen Unterschicht-Testimonials, in dem Buch vor ihrem Jamiejesus verbeugen, so andersartig sind auch viele Gerichte, die hier zum schnellen und unkundigen Nachkochen rezeptiert wurden.

 

Mit meist recht gut aufgebauten und fotografierten Steps werden zwar auch völlige Kochnovizen "Lachs in Folie mit Grünen Bohnen und Pesto" hinbekommen. Andererseits - wer außerhalb Britanniens isst schon freiwillig Grüne Bohnen zum Lachs? Ein gekochter Maiskolben mit etwas Parmesan und Chili wird zur "Mexikanischen Art", und ganz düsterere Wolken verdunkeln den Gernesserhimmel bei "Ein gesundes Englisches Frühstück" angesichts der unvermeidlichen Dosen-Baked beans mit ihrer unnachahmlichen Durchfall-Konsistenz.

 

Beim Rezept für Olivers (ganz unbescheiden) "Weltbesten Grünen Bohnen" vergisst er den Pfeffer – und auch der dumpfeste Kochadept würde sich in diesem Zusammenhang freuen, zumindest darauf hingewiesen zu werden, dass es ein Gewürz namens "Bohnenkraut" gibt, das man auch in getrockneter Form im Discounter-Supermarkt erwerben kann.

 

Natürlich darf Jamies unermüdliche Basisarbeit nicht ungelobt bleiben. Dort unten, ganz unten, wo es wirklich weh tut, wo es jedem halbwegs aufrechten Koch zutiefst gruseln muss angesichts der eklatanten Fehlernährung ganzer Bevölkerungsschichten, führt Oliver diese auch mit den Rezepten von "Jamies Kochschule - Jeder kann kochen" wieder flott und unerschrocken an Gerichte wie Fischauflauf, Hackbraten Wellington, Chicken Tikka Masala, Gegrillter Thunfisch mit Spargel oder sogar einer im Ganzen gebratenen Lammkeule mit mediterranen Kräutern heran.

 

Und wenn Oliver damit auch nur eine arme Mehlzuckerfettfresserseele retten kann, soll er unseren Segen haben dafür. Unsere 24,95 Euro natürlich nicht, denn jeder, der selbst ein paar Jahre schon ambitioniert am Herd steht, wird Oliver locker vom Küchenschemel wegkochen können. Auf einer halben Arschbacke.

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