Steffen Sonnenwald, Auwa Thiemann
Eine klasse Idee: Zwei Männer, der eine angelt, der andere kocht was draus. Daraus wurde eine Serie beim Männersender DMAX und nun ein Kochbuch. Das klappt so gut, dass die nicht gelungene Optik und das unkonzentrierte Lektorat zu verschmerzen sind.
Wenn ein Konzept so schlüssig ist wie hier, können die Kapitel einfach eingeteilt werden: Vorspeisen, Hauptspeisen und dazu passende Desserts von Espresso-Quarkkuchen im Glas bis zu Gewürzschaum. Eingestreut in die Rezepte und die vielen hilfreiche Step-Fotos sind Tipps zu Angelrevieren, vom Nord-Ostsee-Kanal bis nach Kenia, Fliegenfischen an der slowenischen Save eingeschlossen. Auf diesen Seiten wird es speziell, mit Fischbeständen und deren Beschaffenheit; „kampfstark“ geht’s beispielsweise in der Goiserer Traun zu. Angelzeiten und Topköder werden benannt, beispielsweise eine Goldkopfnymphe, die ich zu gerne mal gesehen hätte. Gern auch unbekleidet. Auf viele der Foodfotos im Buch hätte dagegen ich weniger gerne einen Blick geworfen, sie sehen längst nicht so professionell (= lecker) aus, wie sich das bei Fisch doch anbieten würde. Und die Moodfotos sind ein Graus, unteres Fliegenfischerfachzeitschriftniveau.
Steffen Sonnenwald ist Gründungsmitglied der "Jungen Wilden", inzwischen auch schon in die Jahre gekommen, aber glücklicherweise nicht so crazy wie einige seiner Kollegen, sondern fähig, aus einem Minimum an Zutaten wirklich etwas zu machen. Zander mit Mangowürfeln, Koriandergrün, in feinstreifigen Frühlingsrollenteigblättern frittiert. Selbst geräucherter Barsch mit Chorizo. Blini aus Kichererbsenmehl zur Brasse mit Vanillenage. Lasagne von Dorsch (in der Pfanne auf dem Grill pochiert!) und Blutwurst zu Petersilien-Salsa. So ist der Standard seiner Rezepte: Die meisten Produkte sind bekannt, problemlos zu bekommen, problemlos zu verarbeiten, dennoch ist das Endresultat nicht langweilig, sondern hat etwas, was man früher positiv mit „Pfiff“ bezeichnet hätte, und was ich hier genauso meine.
Prima ist natürlich an diesem Buchkonzept generell, dass Fisch hier völlig außerhalb des Standardangebots vorgestellt wird, wie Waller, Schwarzen Saibling, Hecht, Forelle, Dorsch, Zander, Seesaibling, Meerbarben und Brachsen. Prima sind auch die durchdachten Steps mit sehr hilfreichen Fotos.
Nicht vorhanden ist trotz anderslautender Verlagsangabe im Impressum das Lektorat. Sprachlich geht’s hier drunter und drüber zu wie auf’m Fischmarkt kurz vor Torschluss. Mengenangaben sind in jedem Rezept anders, mal wird Fisch in Gramm, mal im Ganzen ohne Größenangabe, mal aus der hohlen Hand (auf 12 Austern 3-4 Makrelenfilets...) angegeben. Hüttenkäse muss man sicherlich nicht erklären, so wie das hier mit dem Begriff „körniger Frischkäse“ geschehen ist. Stattdessen fehlt in jedem Rezept, was in einem Fischkochbuch wirklich wichtig ist: die Garzeit. Die Rezepte selbst sind unbeholfen und unpräzise formuliert. Was soll das bloß? Hat Herr Sonnenwald denn kein Telefon? Oder soll das den amateurhaft-ungezwungenen Ton der TV-Serie, die hier Vorbild stand, aufgreifen?
Fazit: Dieses Buch hat zwei Zielgruppen. Hobbyangler, die gerne Fisch zubereiten und Erfahrung damit haben. Anfänger und Fortgeschrittene unter den Hobbyköchen, die sich mit diesem Buch an Fisch herantrauen wollen. Für letztere wären professionell und sauber geschriebene Rezepte aber wichtig gewesen.

Caroline Gorth
Caroline Gorth
liebt Essen, Kochen, Backen und besonders ihre Spülmaschine, genannt James, um das entstandene Küchenchaos anschliessend zu beseitigen. Nach einer kaufmännischen Ausbildung und dem Beginn einer erfolgreichen konventionellen Karriere, entschied sie sich zum Ausstieg, um ihrer eigentlichen Passion, dem Schreiben, nachzugehen. "Finanziell müssen nun kleinere Brötchen gebacken werden, aber sie schmecken viel besser, wenn man glücklich ist mit dem, was man tut“.
carogorth@kochmonster.dekochmonster.de
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