Stefano Manti, Désirée Verkaar

Alles über Pasta

kochbuch

Alles über Pasta
Stefano Manti, Désirée Verkaar:
"Alles über Pasta"
Erscheinungsjahr: 2009
288 Seiten
103 Rezepte
29,95 EURO
ISBN: 978-3-88472-945-8

Bewertung

Rezeptgenauigkeit
Originalität
Nachkochbarkeit
Gesamtbewertung
Alles über Pasta Bewertung: 3 Sterne von 6 möglichen.

Kochmonster-Kritik

Als Geleitwort sucht Autor Stefano Manti, ein „umbrischer Pasta-Profi aus Leidenschaft“, wie er im Pressetext beschrieben wird, den großen Federico Fellini  heim, der im Gegensatz zu ihm 1,7 Mio. Google-Hits bekommt. Die Suche nach „Stefano Manti“ produzierte als Erstes die Frage, ob ich mich vertippt hätte. Immerhin, die niederländische Fotografin Désirée Verkaar hat eine Website; das Buch erschien ursprünglich auch in ihrem Heimatland. Holländer sind ja ein verträgliches Völkchen und mit wenig zufrieden.

 

Fast Vierzig Seiten vergehen mit netten Fotos, einer modernen Schriftenmischung und wenig Inhalt auf großformatigem Papier. Dann folgt das Grundrezept für Pastateig. 300 g Mehl und 3 Eier. ODER 150 ml Wasser.

 

Da wollte ich nicht mehr weiterlesen, quälte mich aber unter Gretas strengen Augen durch fast weitere dreißig Seiten, bis das nächste Rezept kam. Tagliatelle alla bolognese. Mit Rinderhack. Man sollte doch erwarten können, dass in einem Buch über Pasta eines der klassischen Pastagerichte ordentlich repräsentiert wäre? Klassisch wird diese Sauce mit Kalbfleisch zubereitet. Alternativ mit durchwachsenem Rindfleisch, das fein gehackt wird. Noch eine Alternative dazu wäre Schweinefleisch, ebenfalls durchwachsen und fein gehackt. Gekocht wird das Ragù unter Zusatz von Milch oder mit einem abschließenden dicken Schuss Sahne. Kräuter gehören nicht hinein. Herr Manti hält sich an nix und stopft im Ausgleich jede Menge Petersilie hinein.

 

Woher hat der Herr seinen Profi-Status? Aus der Seria D?

 

Greta guckt immer noch streng, und ich blättere weiter. Zu den klassischen Ravioli di magro, den fleischlosen Ravioli also, gibt er „eine kleine Handvoll frischen Salbei“. Salbei ist so ungefähr das einzige Kraut, das man präzise angeben muss, um nicht im Mund das Gefühl zu haben, in einer Hammelherde zu stehen. Eine kleine Hand voll sind geschätzte 20 Blätter. Das ist einfach viel zu viel. Dass die Béchamel-Sauce funktionieren soll – 3 EL Mehl und Butter auf 1 (!) l Milch  - kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. In die klassische Buttersauce Alfredo gehört natürlich viel Sahne; dass sich diese jedoch bei Wunsch durch die gleiche Menge Crème double ersetzen lässt... was soll das? Ein Fettgehalt von über 10% mehr und zwar ohne Not, es sei denn, Sie wollen unbedingt zunehmen oder sich ein Herzleiden anfressen.

 

Wenn die Rezepte nicht ungenau oder untypisch sind, sind sie langweilig. Teure Zucchiniblüten einfach mit den billigen Zucchini dünsten und dann über Pasta  hauen, das ist doch wirklich schade und beim Preis (hier in Berlin um 60 Cent pro Blüte) auch unangebracht. Knoblauchsenf in ein Scampigericht – okay. Kein Knoblauchsenf zur Hand? Ersetzen durch Estragonsenf, murmelt Herr Manti. Wie bitte?

 

Nur ab und an wird’s mal pfiffig, Fischpasta mit Queller, Agnolotti mit Artischocken-Mousse. Und dann wieder sowas:    Zur klassischen Sardellensauce mit Brokkoli gehören Orecchiette, denn die nehmen die Brokkoliröschen schön auf. Herr Manti macht es mit Penne, einer Pastasorte, die dank ihrer Riffelung für grob gehackte Tomatensaucen verwendet wird. Wenn er schon Gnocchi selbst machen will, sollte das für den Leser auch nachvollziehbar sein. Das Wichtigste an Gnocchi ist die Delle, die durch ein einfach aussehendes und gar nicht so einfach durchzuführendes Abrollen auf einem Gabelzinken erreicht wird. Nur dann sind die Dinger luftig und leicht; sonst versinken sie wie Steine im Baggersee.

 

 

Fazit: Es gibt einfache und leckere Pastakochbücher, beispielsweise „Pasta für jeden Tag“ von Eric Treuille und Anna Del Conte oder „Verrückt nach Pasta“ von Ursula Ferrigno, aus dem gleichen Verlag. Dieses Buch aber ist Tüddelkram für Leute, die Pasta für das Beste der Welt halten, ohne das Beste der Welt je gekostet zu haben. „Alles über Pasta“ wurde als bestes „Pasta-Kochbuch der Welt“ mit dem „World Cookbook Award“ ausgezeichnet. Dann lieber Brot für die Welt.

 

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Rezensent

Caroline Gorth

Caroline Gorth

liebt Essen, Kochen, Backen und besonders ihre Spülmaschine, genannt James, um das entstandene Küchenchaos anschliessend zu beseitigen. Nach einer kaufmännischen Ausbildung und dem Beginn einer erfolgreichen konventionellen Karriere, entschied sie sich zum Ausstieg, um ihrer eigentlichen Passion, dem Schreiben, nachzugehen. "Finanziell müssen nun kleinere Brötchen gebacken werden, aber sie schmecken viel besser, wenn man glücklich ist mit dem, was man tut“.

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