Allegra Antinori

Cantinetta Antinori. Zu Tisch in der Toskana. Authentische Rezepte und Weinempfehlungen

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Cantinetta Antinori. Zu Tisch in der Toskana. Authentische Rezepte und Weinempfehlungen
Allegra Antinori:
"Cantinetta Antinori. Zu Tisch in der Toskana. Authentische Rezepte und Weinempfehlungen"
Erscheinungsjahr: 2010
208 Seiten
84 Rezepte
34,95 EURO
ISBN: 978-3850334518

Bewertung

Rezeptgenauigkeit
Originalität
Nachkochbarkeit
Gesamtbewertung
Cantinetta Antinori. Zu Tisch in der Toskana. Authentische Rezepte und Weinempfehlungen Bewertung: 2 Sterne von 6 möglichen.

Kochmonster-Kritik

Antinori ist das größte toskanische Weingut in Familienbesitz und neben Frescobaldi auch der größte Winzer Italiens. Seit 1385 (!) machen sie hier Weine, die zu den Besten der Welt gehören. Das Prädikat „Super-Toskaner“ dürfte auf dieses Traditionsunternehmen zutreffen wie auf kaum ein Anderes. Der Familiensitz der Antinori befindet sich in einem traumhaften Renaissance-Stadtpalais in Florenz. Früher wurden hier Weine im Straßenausschank verkauft, heute ist hier auch das Restaurant Cantinetta Antinori untergebracht, in dem zu Produkten der diversen Antinori-Weingüter toskanische Küche geboten wird. In Zürich, Wien und Moskau wurden auf Grund des großen Erfolgs Dependancen eröffnet.

 

Das Kochbuch zeichnet sich vor allen Dingen durch die gekonnten Weinempfehlungen aus. Mit den Rezepten ist leider nix los. Das liegt an ihrer Ungenauigkeit. Ihre gähnende Langeweile möchte ich nicht auch noch mit Beispielen belegen, sonst wird diese Kritik viel länger als dem kritisierten Objekt zusteht.

 

Was hat beispielsweise das Rezeptmaß „Tasse“ in einer italienischen Originalausgabe zu suchen? Noch dazu, wenn es um ein hochfrisiertes Pesto ohne Käse, dafür mit einem Kräutermix geht, der laut Rezept aus 4 Teilen Rucola, 5 Teilen Basilikum und 1 Teil Minze besteht? Für die dazu gehörenden Kirschtomaten ist die Mengenangabe gleich ganz entfallen. Wäre ich gehässig, würde ich sagen, das kommt davon, wenn man zuviel Super-Toskaner süffelt. Wie groß eine Dose geschälte Tomaten sein soll, von der man übrigens zwei braucht, um gefüllte Paprikaschoten herzustellen, die nach Wunsch grün, gelb, orange oder rot sein dürfen... tja, ist das eine questione metafisica – oder einfach nur Gelumpo Italiano?

 

Warum Lauchringe 30 Minuten wässern müssen, bevor sie zu einer Frittata verarbeitet werden? Nun, wahrscheinlich, damit ihr Gehalt an Vitamin C, das bekanntlich wasserlöslich ist, ins Einweichwasser wandert und bloß nicht unseren Körper nährt. Denn mit dem vitaminisierten Einweichwasser werden die Weinberge... nein, das geht jetzt doch zu weit.

Dass die Zutatenliste selten der Reihenfolge ihrer Verwendung entspricht...  ist das Ausdruck charmant-schlonziger italienischer Lebensart oder überflüssige Nerverei von der Art, wie sie auch ein anderes Aushängeschild des Landes, il Cavaliere (im Volksmund Bunga Bunga Berlusconi), verbreitet?

 

Wieviel sind 200 g gekochter Babyspinat als Rohware, sprich: wenn man auf dem Markt steht und einkauft? Seit wann sind Crêpes und Omelettes identisch? Wieso soll ein Kastanienkuchen mit beliebig viel Rosmarin aromatisiert werden? Das ist doch genau das Schwierige an einem solchen Rezept, abgesehen davon, dass reines Kastanienmehl viel zu trocken backt.

 

Fazit: Die Rezepte sind durch ihre Schlampigkeit so kompliziert, dass man viel Küchenerfahrung und Italienliebe von Goetheschen Proportionen für’s Nachkochen aufbringen muss. Aber für Profis sind sie viel zu langweilig. Wie so ein Ansatz klappt, machte übrigens das kalifornische Traditionsweingut Wente schon vor Jahren vor. Ihr „Sharing the Vineyard Table“  ist das, was es sein soll – ein Kochbuch von Glückspilzen, die von Kochen und Wein Ahnung haben und dafür bezahlt werden. 

 

 

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Rezensent

Caroline Gorth

Caroline Gorth

liebt Essen, Kochen, Backen und besonders ihre Spülmaschine, genannt James, um das entstandene Küchenchaos anschliessend zu beseitigen. Nach einer kaufmännischen Ausbildung und dem Beginn einer erfolgreichen konventionellen Karriere, entschied sie sich zum Ausstieg, um ihrer eigentlichen Passion, dem Schreiben, nachzugehen. "Finanziell müssen nun kleinere Brötchen gebacken werden, aber sie schmecken viel besser, wenn man glücklich ist mit dem, was man tut“.

carogorth@kochmonster.de
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