Partyplätzchen

Finger Food für 6 Personen von Peter Wagner

Partyplätzchen

Diese „Partyplätzchen“ sind einfach zu realisieren, verspielt wie ein Kindergeburtstag für Erwachsene und doch raffiniert genug, um einen Aha-Effekt bei den Gästen auslösen zu können. Das liegt vor allem an der Grundidee: Als Trägermedium wird ein Mürbteig benutzt, aus dem ähnlich wie bei den Weihnachtsplätzchen, die zum Jahreswechsel natürlich niemand mehr sehen oder gar essen mag, typische Formen (Sterne, Mond, Tannenbäume) gestochen werden. Beim ersten Blick auf diese Mimikry werden die weihnachtsmüden Freunde die Augen verdrehen. Doch die Augen erhellen sich spätestens beim ersten Biss – sind die vermeintlichen Süßigkeiten doch belegt mit Miniaturen herzhafter Speisenthemen wie Flammkuchen, griechischer Bauernsalat, Pizza oder Pesto.

 

Das Rezept ist freilich nur als Anregung zu sehen. Der zuckerfreie Mürbteig kann mit fast allem belegt werden, was sich in zehn Minuten im Backofen zusammen mit den Plätzchen darunter fertig garen lässt: Sardellen, Ratatouille, Currywurst, Vitello Tonnato, Lachs mit Honig-Senf-Dill, Roastbeef oder Spinat mit Ziegenkäse. Und zum Jahresabschluss noch ein letzter heißer Tipp: Der Mürbteig dieser Plätzchen macht seinem Namen alle Ehre – deshalb sicherheitshalber die Häppchen immer im Ganzen in den Mund stecken.

 

© 2015 Peter Wagner/kochtext
Vorbereitungszeit: 45 Minuten
Zubereitungszeit: 30 Minuten
Level: commis de cuisine
Zubereitungsart: mise en place

Zutaten

Teig
500 g Mehl
250 g Butter, weich
1 Prise Zucker
2 TL Salz
2 Eier
1 EL Sahne
Beläge
25 g Tomatenfilets, getrocknet
2 EL Balsamicoessig 8 Jahre alt
1 EL Olivenöl
2 EL Basilikumblätter, fein gehackt
1 EL Pinienkerne
50 g Frischkäse
25 g Tiroler Räucherspeck
1 Schalotte
1 Prise Pfeffer, schwarz aus der Mühle
50 g Feta
6 Oliven, schwarz
6 Rosmarinspieße (Triebspitzen von frischem Rosmarin)
2 TL Olivenöl
2 EL Tomatenmark
50 g Mozzarella
12 Scheiben Chorizo
12 Scheiben Champignons, braun
1 EL Peperoncini, rot, fein geschnitten
1 EL Oregano, gerebelt, Bio
12 Scheiben Salsiccia Fresca mit Fenchel
6 Cocktailtomaten
1 Prise Salz und Pfeffer
1 EL Balsamicoessig 8 Jahre alt

Wein-Tipp

Champagner für die Pferde!

Stilvoll werden die Plätzchen im Stehen mit Schaumwein begleitet. Wir haben uns für die anstehende Silvesterparty durch mehrere Preisklassen degustiert und empfehlen in diesem Jahr für den kleineren Geldbeutel einen Blubbler aus dem im Moment vielleicht am meisten unterschätzten Weinland Europas: Der Cair Brut von der griechischen Insel Rhodos wird nach den Champagner-Richtlinien von Dom Perignon aus der für trockene Weißweine hervorragend geeigneten autochtonen Rebsorte Athiri in Flaschengärung hergestellt und schmeckt mit seinem fruchtbetont-beschwingten Aroma locker doppelt so teuer wie die rund zehn Euro, für die er gehandelt wird.

 

Im Segment zwischen 20 und 30 Euro zeigte ein Südtiroler den französischen Champagnern klar die Rücklichter: Der Ferrari Spumante Perlé Metodo Classico 2007 ist ein klassisch flaschengegärter, eher eleganter denn supertrockener Schaumwein mit allem, was man an den meist deutlich hochpreisigeren französischen Kollegen liebt – Noten von knusprigem Weißbrot und Mandeln in der Nase, am Gaumen edel und frisch mit feiner, nachhaltiger Perlage.

 

Jenseits der 50 Euro kehren wir dann allerdings gerne ins Champagner-Mutterland zurück: Der Taittinger Les Folies de la Marquetterie schafft wie kaum ein Mitbewerber in dieser Preisklasse den Spagat zwischen anmutig-leichter Pfirsichnoten und einer belebenden Frische einerseits und einer sonst nur für Kenner voll erschließbaren Komplexität von Röst- und Holz-Aromen.

Musik-Tipp

Kurz bevor der unausweichliche wie unaufhaltsame Guetta-Party-Express abdampft, genießen wir in der Küche beim Plätzchenausstechen ein Stück zeitgemäßer New Yorker Jazzkunst: Der Holzbläser  Sam Sadigursky zeigt im Quartett mit Marimba, Klavier und Schlagzeug auf „Follow The Stick“ (bju records) wie moderner Jazz klingen kann, wenn man Klarinette (und bei einigen Tracks auch die unhandliche Bassklarinette) so spielt wie einst John Coltrane oder Sonny Rollins ihre Saxofone.

Zubereitung

Teig

Mehl auf Arbeitsfläche sieben, zu einem Kegel zusammenschieben, mittig eine Mulde eindrücken. Eier, Butter, Sahne Salz und Zucker in die Mulde geben

 

 

und von innen nach außer zu einem krümeligen Teig verkneten. Nach mit angefeuchteten Händen kneten bis ein glatter Teig entsteht. Zu Kugel formen. In Plastikfolie einschlagen und 30 Min. im Kühlschrank ruhen lassen.

 

Aus Kühlschrank holen und Zimmertemperatur annehmen lassen. Teig in drei Teilen nach und nach verarbeiten: auf bemehlter Arbeitsfläche max. 1 cm dick ausrollen, restlichen Teig in Folie einschlagen. Nach und nach mit beliebigen Förmchen Kekse ausstechen

 

 

und auf mit Backpapier ausgelegten Rost oder Backblech verteilen.

 

Beläge

Vor dem Belegen alle Komponenten fertig vorbereiten.

 

 

 

Zuerst die Trockentomaten in hauchfeine Streifen, Speck in winzige Streifchen schneiden und 30 Min. in Essig und Öl marinieren. Abtropfen lassen und zusammen mit Basilikum und den Pinienkernen auf Plätzchen verteilen.

 

Für die „Flammkuchen“ die geschältze Schalotte in hauchfeine Röllchen schneiden. Plätzchen mit dem Frischkäse bestreichen und mit Speck und zwiebeln belegen. Beherzt pfeffern.

 

Fetakäse so fein wie möglich würfeln. Oliven auf Plätzchen verteilen, Käse rings um die Oliven auflegen, mit Rosmarin garnieren und mit dem Öl beträufeln.

 

Für die „Pizza“ Plätzchen mit Tomatenmark bestreichen, Mozzarella verteilen, Salami und Champignons auflegen, mit Peperoni garnieren und mit Oregano bestreuen.

 

Cocktailtomaten waschen, halbieren und 15 Min. in Essig, Pfeffer und Salz marinieren.

Anrichten

Plätzchen nach Belieben mit den verschiedenen Auflagen belegen.

 

 

Backofen auf 150°C (keine Umluft) vorheizen, Plätzchen auf Sicht 12-15 Min. backen. Der Teig sollte dabei hell bleiben. Auskühlen lassen und als Fingerfood anbieten.

 

Chef de Cuisine

Peter Wagner

Peter Wagner

Peter Wagner

Kocht länger als er für Geld schreibt – seit 1976. Der Musikjournalist lebt in Hamburg und liebt alles, was mit Verstand und Hingabe aus frischen Zutaten zubereitet wird. Seit 2007 schreibt er die Samstags-Kolumne „Tageskarte“ auf Spiegel online. Weitere Infos bei seiner Agentur kochtext...

monsterkoch@kochmonster.de
www.kochtext.de