Tom Vandenberghe, Eva Verplaetse

Thai Street Food: Kulinarische Reiseskizzen aus Bangkok und Thailand

kochbuch

Thai Street Food: Kulinarische Reiseskizzen aus Bangkok und Thailand
Tom Vandenberghe, Eva Verplaetse:
"Thai Street Food: Kulinarische Reiseskizzen aus Bangkok und Thailand"
Erscheinungsjahr: 2011
208 Seiten
65 Rezepte
19,90 EURO
ISBN: 978-3-7750-0547-0

Bewertung

Rezeptgenauigkeit
Originalität
Nachkochbarkeit
Gesamtbewertung
Thai Street Food: Kulinarische Reiseskizzen aus Bangkok und Thailand Bewertung: 5 Sterne von 6 möglichen.

Kochmonster-Kritik

Das Kochbuchrad neu erfinden klappt in den seltensten Fällen. Hier hat’s geklappt. „Thai Street Food“ ist eine Art Lonely Planet des Food-Wanderns. Tom Vandenberghe bezeichnet sich  als Weltenbummler, hat aber überdies eine bemerkenswerte Ahnung vom Kochen, von Techniken, vom Rezeptieren und vom schöne-Geschichten-erzählen. Thailändisch kann er auch, sogar die Zeichensprache. Die ist ins Buch eingeflossen, was prima ist, wenn man mit dem Buch in der Hand die Garküchensprache entziffern muss.

 

Natürlich ist der Mix aus Kultur und Kulinarik nicht neu, doch selten wurde er so exakt und nutzbar umgesetzt (das Original erschien in Holland). Auch für das Autoren-Pärchen hat sich dieses Unternehmen gelohnt. Was mit einem Sabbatical begann, den sich zwei hart arbeitende gestresste Großstädter gönnten, wurde zu einer neuen beruflichen Perspektive. Heute sind Tom Vandenberghe und seine Frau Eva ein Caterer-Team und bieten Thaikochkurse an, beides erfolgreich, was nicht überrascht, wenn sie es mit der gleichen Sorgfalt betreiben, mit der sie dieses Buch geschrieben haben.

 

Es beginnt mit umfangreichen Einführungsteil, „Erkennen und Einteilen“. Darunter fallen die unterschiedlichen Zubereitungsmethoden von yang (Grillen) bis yam (Vermischtes). Woran man gute Imbissstände erkennt, wie man sich dort ordentlich benimmt, und wie man überhaupt sein Essen ordert – das alles wird durchgespielt. Die Foodzutaten, aus denen herkömmlicherweise in solchen Imbissen gekocht wird, ob nun gebratener Wasserspinat (phad pak bung fai deng) oder Gurkenrelish (naam jim taeng-gwa), werden ebenfalls benamst. Praktisch: Wer mit der Aussprache nicht reüssiert oder phad und pak ständig durcheinander haut, zeigt einfach auf die Zeichen.

 

Im zweiten Teil geht es um Rezepte und Adressen, die das Pärchen auf seiner Reise entdeckt hat. Ganz wie in normalen Reiseführer enthalten die Anlaufstellen präzise Anreiseangaben und werden dann mit kulinarischen Erlebnissen vor Ort unterfüttert. Glücklicherweise kann Tom Vandenberghe gut schreiben, sonst würden – das ist der einzige echte Minuspunkt im Buch – die in der Ich-Form geschriebenen Verkostungsnotizen schnell nerven.

 

Aber er weiß schon, welche Kleinigkeiten und Beobachtungen für welche Leser interessant sind. Wie Vandenberghe nachts beim immer noch nicht letzten Bier mit Kumpels einen Verkäufer beobachtet, der getrocknete Tintenfische in einer Handpresse flach rollt? Wie khanom buang-Bäcker ihre Pfannkuchen knusprig kriegen? Wie sich Fahrten in jasminbedufteten Taxis anfühlen?

 

Interessant auch für Foodprofis sind die immer wieder eingestreuten Produktinformationen – zu den knapp 20 Bananensorten Thailands, dass man mit Pandanusblättern auch Badezimmer beduften kann oder wie man krümelfrei mit den Händen isst.

 

Im Westen bekannte Rezepte wie Grüner Papayasalat oder Satay-Spieße fehlen nicht, dennauch diese sind  typisch für die Garküchen des Landes. Trotz aller Exotik kann man die meisten Rezepte in diesem Buch mit einem gut sortierten Asia-Markt in der Nähe hinbekommen, etwas Kocherfahrung allerdings vorausgesetzt.

 

 

Fazit: Ein wirklich gelungener Mix aus Reiseführer und Kochbuch, mit ausführlichem Adressverzeichnis und kleinem Sprachführer. Wer Thailandfan ist: kaufen. Wer Thaiküche mag: auch. 

 

 

 

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Rezensent

Gabriele Gugetzer

Gabriele Gugetzer

Gabriele Gugetzer holte sich einen M.A. in Südkalifornien, lebte in London und schreibt seit vielen Jahren über Essen und Trinken. Sie hat über 20 Kochbücher herausgebracht, ist Feuerwehr- und Schottlandfan und die Reisereporterin der Zeitschrift "LandGenuss". "Nach einem Backbuch kommt sie mit ihrem aktuellen Projekt – zur Buchmesse auf dem Markt – ihrer Lieblingsstadt wieder näher. "Indische Küche in London" heißt es.

gugetzer@kochmonster.de
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