Padmavathi und Beena Paradin
"Echt indisch kochen. 60 Rezepte aus der südindischen Familienküche"
Im französischen Original – der Großvater von Mutti und Tochter Paradin war Koch des französischen Gouverneurs von Mahé – heißt das Buch „Inde, intime et gourmande“. Das sei deshalb vorausgeschickt, weil Titel und Untertitel überhaupt nicht zusammengehen. Der Subkontinent Indien hat ungefähr so viele Länderküchen wie Europa. Die südindische Küche des subtropischen Bundesstaats Kerala, in dem die Autoren leben, gehört zu den Feinsten, ist gewürze- und fischlastig und wird von Hindus, Moslems, Christen und Juden geprägt. Schlechte Nachricht nur für die Kühe, die hier nicht den geheiligten Status besitzen.
Nun denn zum Buch. Die Lektoren des Christian Verlag haben oft ein gutes Gespür für Bücher und Trends. Auch bei diesem Buch, fadengeheftet, mit sehr vielen, schönen Atmo-Bildern und wenig Foodfotografie, haben sie guten Instinkt bewiesen.
Die Familienküche merkt man im Guten und im Schlechten. Sie zeigt sich bereits bei der Kapiteleinteilung: Grundrezepte und Eingelegtes, Knabbereien und Vorspeisen, dann Brote, Pfannkuchen und Reis als Sättigungsbeilagen, viel Gemüse, denn das ist billig und gesund, weniger Fleisch und Eier, auch das Fischkapitel ist knapp, dann Desserts, dann Getränke.
Die Rezepte lesen sich, als hätte Mutti der Tochter ihre Geheimnisse im Vorbeigehen zugerufen. Mal wird Reis in Tassen (2 Tassen à 200 g), mal etwas im gleichen Rezept in Esslöffel bzw. Gramm angegeben, dann sind die Knoblauchdosierungen auch für indische Verhältnisse schon gigantisch (40 kleine Zehen zu 250 g Datteln) – und was sollen Bröckchen im Biriyani?
Schön ist die jedem Rezept vorangestellte Info zur Beschaffung der Zutaten. Nervig dagegen: Es gibt kein Zutatenregister.
Fazit: Küchenneulinge könnten bei der doch recht zeitaufwändigen Küche schnell die Lust verlieren, aber für Neugiere egal welchen Alters ist das ein schöner Einstieg in die indische Küche. Wer es ernst meint, kommt an Madhur Jaffrey nicht vorbei.
Eric Schrody
Eric Schrody
Er heißt zwar fast so wie der Sänger Everlast, wiegt aber mindestens 20 Kilo weniger. Schrody, gebürtiger Südafrikaner, lebt, kocht und genießt seit acht Jahren in Berlin. schrody@kochmonster.de
schrody@kochmonster.deKylie Kwong; China – Die 88 Köstlichkeiten. Meine kulinarische Reise mit authentischen Rezepten
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