Shane McMahon

Shane's Kitchen

kochbuch

Shane's Kitchen
Shane McMahon:
"Shane's Kitchen"
Erscheinungsjahr: 2010
160 Seiten
66 Rezepte
24,95 EURO
ISBN: 978-3-99011-012-6

Bewertung

Rezeptgenauigkeit
Originalität
Nachkochbarkeit
Gesamtbewertung
Shane's Kitchen Bewertung: 5 Sterne von 6 möglichen.

Kochmonster-Kritik

Obwohl sie von den Engländern in den wichtigsten Seeschlachten besiegt wurden, können sich die Spanier bis heute wenigstens daran freuen, den Insulanern kulinarisch überlegen zu sein. Daran ändern auch die vielen aktuellen Briten-Kochbücher nichts. Mit einer Ausnahme, aber der Koch ist Ire und arbeitet in München.

 

 

Shane McMahon heisst er, hat (noch) keinen Stern  – und dennoch strahlen vieler seiner Rezepte in dem Buch "Shane's Kitchen" heller als so manches Elaborat der katalanischen Küchenavantgarde. Shane ist 39, er konnte in München bei Hans Haas im „Tantris", und davor bei Bobby Bräuer im "Königshof" schon an deren Michelinsternen riechen. Nun zeigt er, wie lässig man irisch/britische und österreichische Wurzeln mit modernster Fusion-Küche verbinden kann.

 

Shane McMahon, 1970 geboren, wuchs als Sohn eines irischen Vaters und einer österreichischen Mutter in der Nähe von Limerick (Irland) auf. Die Leidenschaft fürs Kochen wurde schon früh im elterlichen Restaurant geweckt. Anschließend folgten Lehr- und Wanderjahre in München, auf der Zugspitze und auf Sylt – bis die hohe Küche lockte: Nach Stationen bei Sterneköchen machte er sich 2007 mit seinem Konzept "Shane’s Kitchen" in München selbständig: als Show- und Eventkoch, er gibt Kochkurse und veranstaltet Kochevents, und seit November 2009 führt er im Münchner Vier-Sterne-Hotel Prinzessin Elisabeth sein eigenes Lokal: "Shane’s Restaurant" im "DERAG Hotel Prinzessin Elisabeth“ – als direkter Nachfolger von Nationalkickerkoch Holger Stromberg.

 

McMahon ist halb Österreicher, deshalb überrascht in seinem Kochbuchdebüt „Shane’s Kitchen“ gepflegte Ösenklassik wie „Schlutzkrapfen von Onkel Hans“ oder „Tiroler Speckknödel von der Mama“ nicht. Ansonsten aber zelebriert der Ire herrlich moderne Crossover-Küche von Mittelmeer bis zum indischen Ozean: sein Lammkarree kommt in Tandoorikruste, die Rinderbacken mit Radicchio Trevisano und seine (korrekt gebratenen) Jakobsmuscheln verbeugen sich im geminztem Erbsenschaum vor der Gloria Britannica.

 

Was "Shane's Kitchen" aber so richtig interessant macht, ist die Lässigkeit, die leichte Hand, mit der er Rezepte aus der Hochküche mit vermeintlich simpler Hauskost zwischen zwei Buchdeckeln vereint. Da steht das klassische Hummer-Thermidor-Rezept seines (irischen) Vaters neben einer an die topmoderne Küche Australiens erinnernden federleichten "Geeiste Litschisuppe" (mit einer Dose Ingwerbier zubereitet!). Er füllt die Dim Sum mit teurem Kaisergranat, stellt die Papardelle mit Salsiccia mal eben aufgerollt hochkant, zwinkert frech mit "Fish And Chips vom Rochenflügel" nach England hinüber, kocht seine Suppen fast immer ohne Fond und würzt mal wagemutig (Lila Kartoffelgnocchi mit Tonkabohne und Vanille) bis übermütig, wenn er einen halben Liter Cola in sein Chili Con Carne schüttet.

 

Fazit: Shane McMahons sehr individuelle, weltläufige und zeitgemäße Art des Tellerkomponierens ist es wert, nachgekocht zu werden. Das Buch ist hervorragend editiert, ansprechend und nutzbar gestaltet, die Speisen wurden hautnah, aber immer lecker fotografiert. Die Gerichte wirken größtenteils sehr leicht, ohne dabei aber die kühle Aseptik vieler anderer modernistischer Antiplumpsküchenrezepte auszustrahlen. McMahon schafft mit überschauberen Aufwand an Zeit, Wareneinsatz und Handwerk Teller, die nach viel mehr aussehen und schmecken. Keine Frage, auch in der Küche gilt: Iren sind menschlich.

 

 

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Rezensent

Peter Wagner

Peter Wagner

Kocht länger als er für Geld schreibt – seit 1976. Der Musikjournalist lebt in Hamburg und liebt alles, was mit Verstand und Hingabe aus frischen Zutaten zubereitet wird. Seit 2007 schreibt er die Samstags-Kolumne „Tageskarte“ auf Spiegel online. Weitere Infos bei seiner Agentur kochtext...

monsterkoch@kochmonster.de
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