Len Deighton

Action Cook Book

kochbuch

Action Cook Book
Len Deighton:
"Action Cook Book"
Harper Perennial, London
Erscheinungsjahr: 2009
320 Seiten
80 Rezepte
12,99 EURO
ISBN: 978-0-00-730587-2

Bewertung

Rezeptgenauigkeit
Originalität
Nachkochbarkeit
Gesamtbewertung
Action Cook Book Bewertung: 4 Sterne von 6 möglichen.

Kochmonster-Kritik

Coole Typen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. 1965 konnte Michael Caine dicke Mascara und hellblauen Lidschatten tragen, ohne zu wirken wie Ziggy Stardusts geheim gehaltene Inspirationsquelle. Aber das waren die 1960er. Michael Caine spielte Harry Palmer in „Ipcress File“. Sein Autor Len Deighton, sagt er, „der war ein klasse Koch.“ Deighton, heute eher vergessen, war der Henning Mankell dieser Zeit, war der Thriller-Autor seiner Generation. Vorher war er der Foodschreiber der englischen Sonntagszeitung Observer.

 

Sein Klassiker „Action Cook Book“ erschien 1965 als Ratgeber für Single-Männer, die nicht zwingend heiraten, jedoch nicht die Nächte allein verbringen wollten. „Ich koch Dir das beste Essen, das Du je gegessen hast“, sagt Michael Caine im Film zu Sue Lloyd, plinkert mit seinen hellblauen Lidern und durch eine supercoole dicke Hornbrille. Nach dem Essen nimmt ihm Sue Lloyd die Brille ab. Den Rest können Sie sich denken, das Action Cook Book müssen Sie kaufen. Jedenfalls wenn Sie solche Erfolge erzielen wollen.

 

Der englische Verlag will in diese Marktlücke erneut vorstoßen und bringt 44 Jahre nach der Erstauflage nun eine ebenso nett gestaltete Neuauflage auf den Markt. Die Rezepte sind eine Mischung aus handfest-französisch und Swinging London. Saisonal einkaufen, auf Vitamine achten, sich Snacks verkneifen und gutes Protein essen, das predigte Len Deighton im Vorbeigehen; die großen Wahrheiten im Leben ändern sich nicht.

 

Getrocknete Feigen findet er „brrrh“, Austern und Chablis wunderbar, Mangos sensationell. Für Granatäpfel, diesen „saftigen Tauchgang in die Mythologie“, empfiehlt er eine große Serviette, leckere Sandwichfüllungen listet er als Vorläufer einer Excel-Tabelle, damit’s auch die Frischlinge verstehen.

 

Anstelle von Fotos hat er sein querformatiges handliches Buch nämlich illustriert und das sehr gekonnt; von ihm stammt immerhin das Design zu Jack Kerouacs englischer Erstausgabe von „On the road“.

 

Klingt das jetzt alles sehr gestrig? Nein? Das ist fein, denn das „Action Cook Book“ ist ein Klassiker, der sich wunderbar wegliest, viele Inspirationen liefert und die Frage impliziert, warum Kochbücher immer quadratisch und bunt sein müssen. Emma Peel sah in schwarzem Leder auch viel besser aus als in bunten Anzügen.

 

Fazit: Wenn Sie gerne Englisch lesen und vielleicht sogar noch ein Faible für die Sixties haben, ist das Ihr Buch – egal, wie gut Sie in der Küche sind. 

 

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Rezensent

Gabriele Gugetzer

Gabriele Gugetzer

Gabriele Gugetzer holte sich einen M.A. in Südkalifornien, lebte in London und schreibt seit vielen Jahren über Essen und Trinken. Sie hat über 20 Kochbücher herausgebracht, ist Feuerwehr- und Schottlandfan und die Reisereporterin der Zeitschrift "LandGenuss". "Nach einem Backbuch kommt sie mit ihrem aktuellen Projekt – zur Buchmesse auf dem Markt – ihrer Lieblingsstadt wieder näher. "Indische Küche in London" heißt es.

gugetzer@kochmonster.de
www.kochmonster.de