Birgit Damer

Austern – Perlen des Meeres

kochbuch

Austern – Perlen des Meeres
Birgit Damer:
"Austern – Perlen des Meeres"
Erscheinungsjahr: 2008
112 Seiten
16 Rezepte
14,95 EURO
ISBN: 978-3-7750-0536-4

Bewertung

Rezeptgenauigkeit
Originalität
Nachkochbarkeit
Gesamtbewertung
Austern – Perlen des Meeres Bewertung: 4 Sterne von 6 möglichen.

Kochmonster-Kritik

„Oysters and poverty always seem to go together,“ wunderte sich Sam Weller in Charles Dickens’ Romanerstling „Die Abenteuer des Mr. Pickwick“. Als der Roman 1836 erschien, war die Welt in vielerlei Sicht anders geordnet. Die Reichen aßen keine Austern, weil es sie gab wie Sand am Meer.

 

Dickens’ Romancierkollege William Makepeace Thackeray konnte den Verzehr einer amerikanischen Auster (sie sind größer) mit dem Worten „als ob man ein Baby frisst“ beschreiben, ohne des Kindesmissbrauchs verdächtig zu werden. Goldschmiedinnen schrieben keine Kochbücher.

 

Aber Birgit Damer ist nicht nur Goldschmiedin und deshalb perlen-prädestiniert, sondern von der ZEIT auch zu Deutschlands bester Hobbyköchin gekürt. Verifizieren lässt sich das leider nicht, denn die wenigen Rezepte in diesem Buch stammen größtenteils aus der Feder von mehr oder weniger besternten Berufsköchen.

 

René Redzepi, der für sein „Nona“ in Kopenhagen gerade zum dritttbesten Koch der Welt nach Adriá und Blumenthal gewählt wurde, Johannes King vom Sylter „Söl’ring Hof“, Sergio Herman aus dem niederländischen Sluis („Oud Sluis“) und sein belgischer Kollege Peter Goossens („Hof van Cleve“) gehören neben dem australischen Leitstern Damien Pignolet („Bistro Moncur“ in Sydney) zu den Rezeptlieferanten. Nur leider ist ihrem Können kein Register gewidmet. Man blättert. Und blättert. Und blättert.

 

Soll man wohl. Ein reines Kochbuch mit Austern wäre vielleicht zu ambitioniert, also bietet dieses Buch Lesestücke über Austern in der Küche, im Meer, in China, im irischen Pub und im KaDeWe. Es gibt sehr viele Informationen zu den unterschiedlichen Anbaugebieten und Sorten, die jedoch nüchtern recherchiert klingen und eher langweilig geschrieben sind... Sinn und Sinnlichkeit (um mal wieder meine Literaturkenntnisse anzupreisen) sind nicht zu spüren, und die Zielgruppe dieses Buchs erschließt sich mir ebenso wenig.

 

Für Austernprofis gibt es viel zu wenige Rezepte. Für Austernfans gibt es zu viele überflüssige Detailinformationen. Und für Austernjungfrauen ist das Thema nicht spannend genug aufbereitet. Dass die Iren beispielsweise erst zu dem Zeitpunkt richtige Probleme hatten, ihre Landsleute satt  zu bekommen, als Kartoffeln und Austern von Schädlingen befallen wurden, DAS ist doch ein Thema. An dem ließe sich viel aufziehen, ließe sich eine wunderbare Tangente von den potenzbelebenden mineralischen Inhaltsstoffen zum Grundnahrungsmittel zum Schmuck ziehen. Das steht hier alles nicht.

 

Die Rezepte sind hingegen durchaus überraschend, erst recht für Leute wie mich, die Austern am liebsten pur mögen. Da darf ich gleich noch ein Austern-Zitat anbringen (die kostspielige Ausbildung auf angelsächsischen Internaten soll nicht umsonst gewesen sein): „Twas a brave man indeed that ’et the first oyster“, befand Jonathan Swift.

 

Als tapfer würde ich solche Kreationen wie Venøs (Birgit Damer schreibt, sie gelten als die Besten der Welt) auf Meerrettichpüree oder Erdbeergazpacho mit Loch Fynes bezeichnen. Als lecker hingegen gedämpfte Austern mit Sojasauce; ein Rezept ohne Autor und meines Erachtens viel zu kurzer Garzeit, doch in der umami-Kombination sicherlich passend.

 

Fazit: Als recht netter Kessel Buntes, Perlenkunde eingeschlossen, ein ordentliches Geschenkebuch. 

 

Dieses Buch bei Amazon kaufen.

Rezensent

Caroline Gorth

Caroline Gorth

liebt Essen, Kochen, Backen und besonders ihre Spülmaschine, genannt James, um das entstandene Küchenchaos anschliessend zu beseitigen. Nach einer kaufmännischen Ausbildung und dem Beginn einer erfolgreichen konventionellen Karriere, entschied sie sich zum Ausstieg, um ihrer eigentlichen Passion, dem Schreiben, nachzugehen. "Finanziell müssen nun kleinere Brötchen gebacken werden, aber sie schmecken viel besser, wenn man glücklich ist mit dem, was man tut“.

carogorth@kochmonster.de
kochmonster.de