Nach ihrer Reise in den Süden Mexikos nach Oaxaca war die werte Kollegin Gugetzer überzeugt davon, sie müsse ein mexikanisches Kochbuch schreiben. Mehrere Jahre später ist es auf dem Markt – wenn sie sich mal was in den Kopf gesetzt hat, ist sie nicht aufzuhalten. Das Buch ist für Einsteiger perfekt, aber auch Kenner der Küche finden viel Lohnenswertes. Und es ist überdies ein schlichtweg schönes und fast ein bißchen poetisches Buch geworden, danke der Illustrationen des Berliner Malers Olaf Hajek.

 

Als Gabriele Gugetzer für ein anderes Buch („Täglich frisch!“) über die Münchner Märkte einen Amerikaner in München interviewte, wusste sie plötzlich, wie das mit dem Mexiko-Buch gehen könnte. Scott Myers stammt aus San Francisco, fuhr aber schon als Kind jeden Sommer nach Mexiko und verliebte sich in das Land und seine (Essens)Kultur. Mittlerweile betreibt er in München ein wirklich echtes mexikanisches Restaurant, was ich als Münchner bestätigen kann, das „Milagros“ am Viktualienmarkt. Und so kam’s dann zu diesem Buch, das man im Restaurant ebenso kaufen kann wie in einer normalen Buchhandlung.

 

Es ist in sieben Foodkapitel unterteilt, die auch nett auf spanisch benannt sind, Getränke und Cocktails, Dips und Chips, Snacks und Vorspeisen, Gerichte zum Grillen, Klassische Gerichte, Fisch und Meeresfrüchte und Desserts und Süßes. Das ist schon mal eine wunderbare Einteilung, denn was Ausländer oft an mexikanischer Küche missfällt, kommt kaum vor, nämlich die divers gefüllten Tortillas. Ob als Enchilada, Taco, Burrito – sie schmecken immer gleich und machen einfach nur dick.

 

Aber genau bei Dips, Snacks, Grillgerichten und den Cocktails punkten die Mexikaner und wird auch dieses Buch superinteressant. Alles ist frisch, perfekt und nicht zu stark geschärft, sieht appetitlich aus und erfordert wenig Vorbereitung und Planung. Wenn Sie einen guten Avocadolieferanten haben und einen Asiamarkt für dicke Korianderbunde, dann sind Sie fast schon im Geschäft.

 

Vorangestellt sind Grundanleitungen, die man in der mexikanischen Küche wirklich täglich benötigt... Gemüse anbräunen, wie man Chilis vorbereitet und ihnen Schärfe nimmt. Und im Eingangsteil spürt man dann die Liebe von Scott Myers zu seiner Wahlheimat in jedem Satz. Er schreibt über bittersüßen Sex in der Küche, über die Macht der starken Frauen, über Mexikos feurige Seele und über die aromatische Bandbreite dieses Landes, das knapp 10 000 Kilometer Küste sein Eigen nennt.

 

Rezepttechnisch hat Gabriele Gugetzer natürlich die Klassiker wie Guacamole und Salsa dabei, aber darüber hinaus die echte mexikanische Alltagsküche im Boot, vom erfrischenden Hibiskusblütengetränk namens Jamaica über Sikil p’aak, den Dip mit Kürbiskernen und die leckeren Flautas, kleine Teigröllchen mit Käsefüllung. Im Grillkapitel geht’s toll zu und hat Scott Myers seine Tequilasauce verraten, und bei Fisch und Meeresfrüchten sind mehrere unaufwändige Ceviches dabei. Für das süße Kapitel sollte man vorher einen Halbmarathon gelaufen sein, aber die Schokoladencrêpes mit Karamellcreme, der cajeta, sind einfach unschlagbar.

 

Fazit: Ideal für Einsteiger, die gerne mal gesundes Fast Food essen. Schön auch als Schmöker für den nächsten Mexiko-Trip, denn es gibt viel Wissenswertes über Land und Kultur zu erfahren. Auch prima für Köche, die anstelle einer handwerklichen eine aromatische Herausforderung suchen. Und für alle, die gerne herzhaft essen.

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