Nada Saleh

Marokkanisch kochen. Die afrikanische Küche frisch geniessen

kochbuch

Marokkanisch kochen. Die afrikanische Küche frisch geniessen
Nada Saleh:
"Marokkanisch kochen. Die afrikanische Küche frisch geniessen"
Erscheinungsjahr: 2008
160 Seiten
87 Rezepte
16,90 EURO
ISBN: 978-3865282941

Bewertung

Rezeptgenauigkeit
Originalität
Nachkochbarkeit
Gesamtbewertung
Marokkanisch kochen. Die afrikanische Küche frisch geniessen Bewertung: 3 Sterne von 6 möglichen.

Kochmonster-Kritik

Marokkanische Küche... ah! Die Aromen von 1001 Nacht, der süsssaure Geschmack des alten Persiens, erfrischender Minzetee, delikate Desserts. Kochmonster stellt zwei Bücher aus diesem Kulturkreis vor: Nada Saleh: „Marokkanisch kochen. Die afrikanische Küche frisch genießen“ und  Ghillie Basan: Modern Moroccan. Ancient traditions, contemporary cooking“

 

Marokkanische Küche... brrrh! Kaum etwas kann man so verhunzen. Ein Hauch zu viel Zimt und der Witz ist weg. Die tajine zu lange im Ofen gelassen und man wähnt sich Ökogaumenland: Breiig, klebrig, muffig. Ist nach dem Essen kein Kamelrennen angesagt, schlägt marokkanische Küche so gnadenlos auf die Hüften, dass man ebenso gut im „Maison du Chocolat“ einziehen könnte.

 

Da kommt der deutsche Bucherstling von Nada Saleh gerade recht. 1995 erschien ihre appetitliche Buchpremiere „Fragrance of the Earth“ über libanesische Hausmannskost auf dem Markt (Saqi Books, London). Was dieses Buch von allen anderen über diese aromatische und schwergewichtige Küche unterschied, war die Tatsache, dass hier eine gebildete Ernährungswissenschaftlerin kocht. Beides geht beileibe nicht immer zusammen. Im Vorwort zu „Marokkanisch kochen“ beschreibt Nada Saleh ihren mittlerweile perfektionierten Kochansatz: „Mein Speiseplan basiert auf wissenschaftlichen Studien, Logik, gesundem Menschenverstand und der Weisheit unserer Ahnen.“ So stehen unter jedem Gericht die Nährwertangaben von Protein und Fett bis zu Natrium und Ballaststoffen.

 

Leider spiegelt die unaufregende Kapiteleinteilung in Suppen, Salate, Huhn, Lamm,  Fisch, Gemüse, Briouats und Desserts die wenig spannenden Rezepte wieder. Sie sind einfach zu kochen, was marokkanische Küche ja auch auszeichnet. Aber die gekonnte Aromatisierung und vor allen Dingen das Spiel mit süss, sauer und pikant fehlt. Zudem ist das Buch auf ärgerliche Weise benutzerunfreundlich. Zutaten und Nährwertangaben als Fliesstext zu setzen mag vielleicht einen optischen Reiz haben, lässt jedoch keine Stimmung aufkommen und erschwert Einkauf und Nachkochen ungemein, selbst dann, wenn man mit der Küche vertraut ist.

 

Auch die deutsche Bearbeitung ihres Kochbuchs hat Nada Saleh nicht verdient. Marokkanisch mit afrikanisch gleichzusetzen ist ein Unsinn, der im englischen Originaltitel natürlich nicht gemacht wurde. Denn was Marokko vom Rest Afrikas auszeichnet, ist gerade die Tatsache, dass es nur geografisch dort liegt und mit dem Rest des Kontinents so viel gemein hat wie New York mit dem Rest der USA.

 

Auch sind Rezepte und Text lieblos und schlampig umgesetzt. Was um alles in der Welt sind weisse Kartoffeln? Wann endlich verschwinden die lachhaften Mengenangaben wie 675 g (Auberginen), 175 g (Sellerieknolle) oder 125 g (Kürbis)? Ist es wirklich so zeitaufwändig, handelsübliche englische Mengenangaben auf deutsche Mengen hoch- oder runterzurechnen? Und seit wann "fällt Gemüse beim Kochen ein"?

 

Fazit: Wer ganz einfache und nicht so kalorienhaltige Gerichte mag, für den eignet sich Nada Salehs Buch als Einstieg in die marokkanische Küche. Wer gerne aromatisiert, keine Angst vor englischsprachigen Rezepten hat,  und auch sonst neugierig und wagemutig ist, ist mit Ghillie Basans Buch wesentlich besser bedient. 

Rezensent

Gabriele Gugetzer

Gabriele Gugetzer

Gabriele Gugetzer holte sich einen M.A. in Südkalifornien, lebte in London und schreibt seit vielen Jahren über Essen und Trinken. Sie hat über 20 Kochbücher herausgebracht, ist Feuerwehr- und Schottlandfan und die Reisereporterin der Zeitschrift "LandGenuss". "Nach einem Backbuch kommt sie mit ihrem aktuellen Projekt – zur Buchmesse auf dem Markt – ihrer Lieblingsstadt wieder näher. "Indische Küche in London" heißt es.

gugetzer@kochmonster.de
www.kochmonster.de