Monika Kellermann

Gardasee – Das Kochbuch

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Gardasee – Das Kochbuch
Monika Kellermann:
"Gardasee – Das Kochbuch"
Erscheinungsjahr: 2011
320 Seiten
99 Rezepte
49,99 EURO
ISBN: 978-3899104936

Bewertung

Rezeptgenauigkeit
Originalität
Nachkochbarkeit
Gesamtbewertung
Gardasee – Das Kochbuch Bewertung: 5 Sterne von 6 möglichen.

Kochmonster-Kritik

„Gardasee“ ist weniger ein Kochbuch und schon gar kein Sterne-Oeuvre, sondern eine Liebeserklärung an eine Region. Und als solches funktioniert es es tippi-toppi.

 

Ein Cinquecento als Aufmacher einer Doppelseite zum Thema Wurst.... nein, da hätte ich wohl jede Wette verloren, wenn das jemand vor dem Durchblättern dieses neuen Collection Heyne-Buchs behauptet hätte. Aber das Buch von Monika Kellermann, die unzählige Kochbücher geschrieben hat, geht emotional und assoziativ an die Region ran, die Deutsche zu Goethe’sche Schwärmereien verleiten. Gerade für alle Süddeutschen ist der Gardasee die raffinierte Wochenendvariante des Tegernsee. Aromatische Olivenöle, niedlich Verpacktes aus der Pasticceria, Weinbars, schöne Kühe, noch schönere Metzger und ein Aperitif zum nebelverhangenen oder sonnendurchwirkten Blick auf den Lago – das ist Italien. Das ist das, was Deutschland nicht kann, vielleicht, weil es uns zu nahe ist.

 

Diese Atmosphäre ist wunderschön eingefangen. Das Buch selbst funktioniert mit simpelsten Rezepten, die nur einen kleinen Dreh haben. So das Spargelrisotto, ein Standardrezept, mit einer Selleriestange dabei, was es aber mit Sicherheit nicht schlechter macht. Die Tortelloni mit Rindfleischfüllung und einem selbst gemachten Pastateig, in den für 400 g Mehl gleich 300 ml Amarone, dem wuchtigen Edelroten der Region, eingearbeitet werden. Die Tortelloni, die mit Sellerieknolle gefüllt und mit etwas Muskatnuss abgeschmeckt werden. Die Mousse aus frischen Feigen.

 

Restaurantrezepte sind auch darunter, aus dem berühmten „Alla Borsa“ in Valeggio, dem „Gemme di Artemisia“ in Albisano oder von Giancarlo Perbellini, Weinempfehlungen und Olivenöle. Eingestreut sind Rezepte ähnlichen Charakters, die man meint zu kennen, aber dann doch nicht, wie eine Friséesalat mit Grapefruit und Fencheln, dem Kastanien zugegeben werden.

 

Alles ist sehr sehr persönlich gehalten. Das muss man mögen, beispielsweise eine Weinempfehlung mit den Worten „Mir fällt dazu ganz spontan ein“ einzuleiten und überhaupt in der Ich-Form zu schreiben. Auch die Foodfotos sind nicht das, was man bei Collection Heyne gewöhnt ist, und ein Foodformat einfach mal zu kippen oder bei Hirschmedaillons so nahe drauf zu halten, dass man nicht weiß, ob es Schokolade oder Sauce ist, was man sieht, nein, daran möchte ich mich nicht gewöhnen, weil das einfach keinen Geschmack hat.

 

Monika Kellermann selbst enttäuscht trotz der ganzen Gefühligkeit nicht. Sie kann rezeptieren, sie kann anschaulich schreiben, sie kennt diese Region und beschränkt sich darauf. Sie gurkt nicht durch die Adria oder Ligurien, sonder umjökelt den Gardasee, kennt dort jedes Weinblatt und kann das Lebensgefühl dieses wirklich magischen Orts authentisch vermitteln.

 

Fazit: Für Anfänger und Fortgeschrittene, für Kochbuch-Blätterfans und für Fans des lieblichen Italiens. Mit umfangreichem Adressteil und einem ausführlichen Weinteil.

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Rezensent

Gabriele Gugetzer

Gabriele Gugetzer

Gabriele Gugetzer holte sich einen M.A. in Südkalifornien, lebte in London und schreibt seit vielen Jahren über Essen und Trinken. Sie hat über 20 Kochbücher herausgebracht, ist Feuerwehr- und Schottlandfan und die Reisereporterin der Zeitschrift "LandGenuss". "Nach einem Backbuch kommt sie mit ihrem aktuellen Projekt – zur Buchmesse auf dem Markt – ihrer Lieblingsstadt wieder näher. "Indische Küche in London" heißt es.

gugetzer@kochmonster.de
www.kochmonster.de