Gulaschsuppe mit Sauerkraut

Hauptgericht für 4 Personen von Peter Wagner

Gulaschsuppe mit Sauerkraut

Das typisch deutsche, als sämiger, mit Kartoffeln oder Nudeln gegessene Gulasch-Schmortopf heißt im ungarischen Heimatland des Gerichtes ohnehin ganz anders: Pörkölt. Das dortige Original Gulyás ähnelt eher unserer dünnflüssigen Gulaschsuppe. Allen gemein ist die tiefdunkle Schärfe des Rosenpaprika – wir zitieren im heutigen Hobbykochrezept mit dem Sauerkraut zusätzlich die österreichische Szegediner-Variante.

 

Egal, ob Suppe, Eintopf oder Schmorgericht – beim Gulasch ist die Qualität des Fleisches spielentscheidend: es sollte primär vom Rind stammen und gut durchwachsen sein. Top-Stücke sind die Wade und Haxe, aber auch Brust, Bauchlappen, Schulter und Nacken, Fehlrippe und der Dicke Bug liefern perfektes Gulaschfleisch. Wer es partout magerer haben möchte, lässt sich ein Stück Unterschale andrehen, das aber beim Schmoren oft seine Saftigkeit verliert und nach dem Essen als trockene Fasern aus den interdentalen Tiefen gepult werden muss.

 

Auf jeden Fall sollte das Fleisch im Ganzen gekauft und erst in der heimischen Küche in möglichst gleich große Würfel geschnitten werden, die vor dem Eintauchen ins Bratfett Zimmertemperatur angenommen haben sollten. Beim Anbraten auf maximale Hitze und Bratöl mit hohem Rauchpunkt (Top: Erdnussöl) achten und den Bräter nicht zu voll machen, sonst tritt sofort Saft aus und das Fleisch wird zäh gekocht statt kross gebraten.

 

© 2016 Peter Wagner/kochtext
Vorbereitungszeit: 30 Minuten
Zubereitungszeit: 2 Stunden, 20 Minuten
Level: commis de cuisine
Zubereitungsart: sequentiell

Zutaten

750 g Rindfleisch (z.B. Wade oder Hohe Rippe)
3 Zwiebel, rot
6 Knoblauchzehen
2 EL Pflanzenöl
1 Spitzpaprika, rot
1 EL Paprikapulver, scharf
500 ml Wasser
500 ml Rotwein, trocken
400 ml Kalbsfond
1 Prise Salz und Pfeffer aus der Mühle
2 TL Kümmel, ungemahlen
1 EL Majoran, frisch, fein gehackt
350 g Kartoffeln, halbfest kochend
3 Strauchtomaten
1 Paprikaschote, grün
300 g Sauerkraut
1 EL Zitronen-Zesten

Wein-Tipp

2008 Bricco Colma Monferrato DOC

 

Barrique-gereifte Zweigelts aus dem Burgenland wären eine gute Wahl, doch uns kam ein Pimonteser dazwischen, der den Abend zwar um mehr als 20 Euro verteuerte, den Gaumen aber in perfektem Zusammenspiel mit dem Sauerkrautgulasch umspielte: Die Albarossa-Rebsorte des 2008 Bricco Colma Monferrato DOC der Winzergenossenschaft Prunotto wurde erst in den 1930er Jahren aus Barbera und Nebbiolo gekreuzt und liefert hier einen edlen, harmonischen und weichen rubinroten Wein mit tiefem Beerenaroma und der nötigen Säure-Struktur für dieses eher schwere Essen.

Musik-Tipp

In Ermangelung aktueller Polka-Hit-Produktionen entschieden wir uns für das exakte Gegenteil zur Küchenbeschallung: Das 17. Studioalbum der seit ihrer Gründung 1979 unangefochten besten und geschmackssichersten Londoner Soulband Incognito, „In Search Of Better Days“ (edel), vereint den für diese Formation typischen easy Lendenwackler-Groove mit allerlei funky Einflüssen aus drei Jahrzehnten Musikgeschichte von Breakbeats bis Drum & Bass. Erstaunlich auch, wie unmittelbar eingängig sich sämtliche Melodien in die Ohren bohren.

Zubereitung

Rindfleisch parieren: Sehnen entfernen, Fett und Bindegewebe wird mitgegart. Fleisch in 2 cm große Würfel schneiden.

 

 

Zwiebeln und Knoblauch schälen und grob würfeln, Spitzpaprika hauchdünn abschälen, entkernen und würfeln. Backofen auf 160 °C vorheizen. Öl in einem Bräter stark erhitzen, Fleisch 3 Min. scharf anbraten.  Zwiebeln und Knoblauch 2 Minuten mitbraten, Paprika zugeben und 5 Minuten dünsten. Bräter vom Herd ziehen, Paprikapulver einrühren, Wasser, Fond und Rotwein und alle Gewürze zugeben. Bräter mit Deckel verschließen und 2 Stunden im Backofen garen, nach 1 Stunde Temperatur auf 140°C reduzieren. Alle 30 Minuten umrühren.

 

Kartoffeln schälen, würfeln und nach der Hälfte der Garzeit unter das Gulasch heben. Tomaten häuten und klein schneiden. Grüne Paprikaschote waschen, Deckel abschneiden, entkernen und in Ringe schneiden. Zesten fein hacken.

 

Bräter auf Herdplatte bei mittlerer Hitze stellen, Tomaten, Paprikaringe, Zesten und das locker gezupfte Sauerkraut unterheben und 10 Minuten ohne Deckel leise simmern lassen. Am Ende mit Salz abschmecken, eventuell mit etwas Kalbsfond verdünnen und nach Belieben mit etwas Rosenpaprika nachschärfen.

Anrichten

In Schüssel zum Selbernehmen oder in tiefen großen Tellern servieren.

 

 

Das Gericht braucht wegen der Kartoffeln eigentlich keine weitere Beilagen – es kann aber auch frisches Weizensauerteigbrot dazu gereicht werden.

Chef de Cuisine

Peter Wagner

Peter Wagner

Peter Wagner

Kocht länger als er für Geld schreibt – seit 1976. Der Musikjournalist lebt in Hamburg und liebt alles, was mit Verstand und Hingabe aus frischen Zutaten zubereitet wird. Seit 2007 schreibt er die Samstags-Kolumne „Tageskarte“ auf Spiegel online. Weitere Infos bei seiner Agentur kochtext...

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