Schinken-Spargel-Röllchen

Vorspeise für 4 Personen von Peter Wagner

Schinken-Spargel-Röllchen

Diese Spargelvariation wäre für das elBulli sicher viel zu simpel, folgt aber der eigentlichen Antriebskraft Ferran Adriás: Neugier. Warum, so fragte ich mich angesichts der Stangen in den Schinkenscheiben, muss bei Schinkenspargelröllchen immer der Schinken außen und der Spargel innen sein? Es gibt viel zu tun. Drehen wir’s um.

© 2010 Peter Wagner/kochtext
Vorbereitungszeit: 2 Stunden
Zubereitungszeit: 1 Stunde
Level: chef de cuisine
Zubereitungsart: sequentiell

Zutaten

Schinken-Spargel-Röllchen
6 Stangen Spargel, weiss
1 EL Salz
2 EL Zucker, weiss
4 EL Weinessig
2 Stück Gelatine, Blätter, weiss
1,7 g Agar
300 g Katenschinken
250 g Portwein, rot
100 ml Sahne
1 Prise Pfeffer, schwarz, Bio
2 g Xanthan
Spargelgelee und Dekoration
5 Scheiben Parmaschinken
8 g Gelatine, vegetarisch
Wildsalat und Pfeffer-Vinaigrette
250 g Wildsalat, gemischt nach Saison
0,5 Stück Schalotte
2 TL Dijonsenf, grob
1 TL Pfeffer, grün, eingelegt
1 TL Estragon-Spitzen, frisch, fein gehackt
1 Stück Radieschen
2 EL Sherryessig
4 EL Haselnussöl

Wein-Tipp

Birgit Eichinger Grüner Veltliner Wechselberg 2014

Jahrgang: 2008
Region: Österreich - Niederösterreich - Kamptal
Rebsorte: Grüner Veltliner
Geschmack: trocken
trinkreif ab sofort
lagerfähig bis: 2018
Trinktemperatur: 11 °C
Alkoholgehalt: 13,5 % vol.

Dieser schöne Österreicher fasziniert mit einem dichten, würzigem Duft und Nuancen von Marille. Am Gaumen präsentiert er sich vollmundig, mit feiner Struktur und langem Abgang.




Musik-Tipp

Ein derart komplexes Rezept beschallt man am besten antizyklisch, zum Beispiel mit den ruhig-warmherzigen Songs auf „Roadsinger“ (Island/Universal Music) von Yusuf, den Babyboomer in den 1970er Jahren schon unter seinem alten Namen Cat Stevens (und damals weitaus besser bei Stimme) zu Mutters Schinkenspargelröllchen gehört haben.

Zubereitung

Schinken-Spargel-Röllchen

 

Spargelstangen waschen, an den Enden 3 cm abschneiden, sorgfältig schälen, 1 Stange in sehr feine Scheiben schneiden.

 

 

Diese Scheiben mit den Schalen und den Abschnitten in 2 l Wasser mit dem Zucker, Salz und Essig 15 Min. leise köcheln lassen. Durch Sieb schütten, Kochflüssigkeit in den Topf zurück geben, Siebinhalt wegwerfen.

 

Restlich geschälte Stangen auf scharfem Küchenhobel in feine Streifen hobeln. Spargelwasser sprudelnd aufkochen, Spargelscheiben darin 3 Min. blanchieren, mit Siebkelle herausnehmen und in Eiswasser abschrecken.

 

 

Spargelflüssigkeit auf 1000 ml einkochen, mehrfach erst durch feines Sieb schütten und am Ende durch Passiertuch tropfen lassen. Die Flüssigkeit sollte danach fast klar sein.

 

Kaltes Backblech erst mit Backpapier, dann mit zwei an den Rändern überlappenden Bahnen Küchenfolie auslegen. Spargelstreifen nebeneinander auflegen, dabei Ränder leicht überlappen lassen, die Kopfseite abwechselnd legen. Wenn die Breite des Bleches mit diesem Spargelteppich ausgelegt ist, die oberen und unteren Ränder mit einer Lage Scheiben so abschließen, dass gerade Kanten entstehen.

 

 

Von dem geklärten Spargelwasser 250 ml abnehmen, aufheben. Gelatine in kaltem Wasser einweichen. Rest der Spargelbrühe aufkochen, vom Herd nehmen und mit Schneebesen die ausgedrückte Gelatine und das Agarpulver einrühren. Es dürfen keine Klümpchen bleiben. Flüssigkeit etwas abkühlen lassen (ca. 60 ° Grad). Die Hälfte der Flüssigkeit gleichmäßig über die Spargelmatte fließen lassen, Backblech kühl stellen, Rest der Flüssigkeit warm halten. Nach ca. 15 Min. sollte die obere Seite der Spargelmatte geliert sein.

 

 

An der Folie anfassen und vom Blech heben, auf Silpatmatte (oder das Backpapier auf dem Blech vorsichtig stürzen, Folie entfernen, Rest der Flüssigkeit gleichmäßig über den Spargel verteilen, kalt stellen und 30 Min. gelieren lassen.

 

 

Durch die Verwendung der Spargelkochflüssigkeit für das Gelee bleibt dem Essen auch der Aroma-Anteil des Spargels erhalten, der sonst mit der Kochbrühe weggeschüttet, oder allenfalls für Spargelsuppe eingesetzt wird.

 

Katenschinken von allen sichtbaren Fettanteilen befreien, sehr fein würfeln.

 

 

Im Portwein bei niedriger Temperatur ca. 30 Min. dünsten. In hohem Gefäß mit Messeraufsatz des Schneidstabes (oder im Mixer) sehr fein pürieren, eiskalte Sahne mit einschlagen, mit Pfeffer abschmecken. Am Ende das Xanthan ca. 2 Min. einmixen. Die Masse („Espesante“) auf einen flachen Teller streichen, 30 Min. im Kühlschrank fest werden lassen.

 

 

Espesante mit Konditorpalette auf die Spargelmatte streichen, dabei das obere Viertel (Längskante) frei lassen.

 

 

Matte (evtl. mit Hilfe einer Sushi-Bambusmatte) straff zu einer ca. 3-4 cm dicken Rolle formen. Rollen-Enden mit scharfem Messer (mit möglichst dünner Klinge, die vorher in heißes Wasser getaucht wird) gerade abschneiden, Rollen in vier gleich große Teile schneiden.

 
 
Spargelgelee und Dekoration

 

Backblech mit Backpapier und darauf zwei Lagen Küchenkrepp belegen, Parmaschinkenscheiben nebeneinander auflegen, mit zwei Lagen Krepp abdecken, mit zweitem Blech beschweren. Bei ca. 75° Grad im Backofen ca. 2 Stunden trocknen. Krepp entfernen und die Scheiben bei ca. 65° Heissluft offen auf Backpapier zu Ende trocknen.

 

Rest der Spargelflüssigkeit aufkochen, das Gellan sorgfältig einrühren, Flüssigkeit in ein mit Küchenfolie ausgelegtes quadratisches Gefäß gießen, 1 Stunde im Kühlschrank gelieren lassen. Das Gellan sorgt für ein festes, besonders schnittfestes Gelee.

 

Gelee stürzen und mit scharfem, dünnen Messer in gleichmäßige Würfel schneiden.

 
 
Wildsalat und Pfeffervinaigrette

 

Salat gut waschen, vollständig trocken schleudern. 

 

 

Vinaigrette: Schalottenhälfte, Pfeffer und das Radieschen sehr fein hacken. Senf mit dem Öl anrühren und emulgieren, danach die restlichen Zutaten unterrühren. Unmittelbar vor dem Servieren den Salat in der Vinaigrette schwenken.

Anrichten

Vier sehr große Teller mittig mit dem angemachten Salat belegen, in der Mitte jeweils etwas Platz für das Röllchen lassen. Spargelröllchen mit Hilfe einer Anrichtpalette vorsichtig auf die Tellermitten heben, mit den Geleewürfeln und den Parma-Chips ausdekorieren.

Chef de Cuisine

Peter Wagner

Peter Wagner

Peter Wagner

Kocht länger als er für Geld schreibt – seit 1976. Der Musikjournalist lebt in Hamburg und liebt alles, was mit Verstand und Hingabe aus frischen Zutaten zubereitet wird. Seit 2007 schreibt er die Samstags-Kolumne „Tageskarte“ auf Spiegel online. Weitere Infos bei seiner Agentur kochtext...

monsterkoch@kochmonster.de
www.kochtext.de