Björn Freitag

Freitag in Deutschland. 10 wunderbare Menüs von Sternekoch Björn Freitag

kochbuch

Freitag in Deutschland. 10 wunderbare Menüs von Sternekoch Björn Freitag
Björn Freitag:
"Freitag in Deutschland. 10 wunderbare Menüs von Sternekoch Björn Freitag"
Erscheinungsjahr: 2008
192 Seiten
75 Rezepte
39,90 EURO
ISBN: 978-3-938100-46-2

Bewertung

Rezeptgenauigkeit
Originalität
Nachkochbarkeit
Gesamtbewertung
Freitag in Deutschland. 10 wunderbare Menüs von Sternekoch Björn Freitag Bewertung: 5 Sterne von 6 möglichen.

Kochmonster-Kritik

Das Buchformat ist den Atlanten von National Geographic entlehnt; fehlt nur der Goldschnitt. Affig? Im Vorwort werden bereits Laktose- und Glutenunverträglichkeit und Vegetarier erwähnt. Ein Gesundheitsratgeber? Bis vor einigen Jahren, so erzählt es der Klappentext, war Björn Freitag jüngster Sterne-Koch Deutschlands. Tja, mein Lieber, das geht vorbei. Ich war auch mal wer, nämlich "Miss Legs" an meiner kalifornischen Uni. Das Leben geht weiter, jetzt schreibe ich Kochbuchkritiken. A propos: Einigen Schreibweisen italienischer Speisen ist die lange Strecke zwischen Domodossola  und Dorsten nicht so gut bekommen – Parpardelle statt Pappardelle. Canneloni statt Cannelloni. Picatta statt Piccata.  Das kann ja heiter werden.

 

Klippschule! denke ich. Angeber! A has been! Begucke meine Beine, gucke widerwillig ins Buch und stutze schon beim dritten Rezept. Törtchen von zweierlei Käse mit Portweinbirnen. Das sieht nicht nur fein aus, wie übrigens alle Rezeptfotos (von Hubertus Schüler plastisch, Teller-nah und nie überkandidelt eingefangen). Das klingt auch überaus köstlich und kommt mit nur neun Zutaten in quadratisch-praktisch-guten Mengen aus.

 

Maultaschen von Sellerie und Sauerkirschen zu einer Perlhuhnbrust. Das klingt ebenfalls fein, wobei sich die vegetarische Variante mit gefüllten Borlotti-Birnen ebenso appetitlich anhört. Weiter geht es mit einem Orangen-Tiramisu mit selbst gemachtem Biscuitteig. Es folgen Labskaus und Strammer Max, beide neu interpretiert. Klingt gut. Klingt alles sehr, sehr gut.

 

Na gut, erste Runde geht an den Koch. Wer ist denn nun  dieser Herr Freitag?

 

Er ist ein telegener Fernsehkoch aus Gelsenkirchen und war mal ein junger Wilder. Schlimmste Voraussetzungen also, wenn man auf der falschen Seite von Dreißig noch wahrgenommen werden will. Aber der Anschluss vom Kinderstar zum Erwachsenen ist ihm geglückt.

 

 

Aus einer ganzen Reihe von Gründen. Die Rezepte funktionieren. Wer häufiger in der Küche steht, dem dürften die zehn Menüs durch die Bank gelingen und zwar bei verträglichem Aufwand und übersichtlicher finanzieller Investition. Zu allen Gerichten gibt es Alternativen für bemitleidenswerte Menschen, die keine Milch vertragen oder nix mit Wimpern runterbringen. Das erhöht nicht nur die Anzahl der Rezepte, sondern hat auch einen ganz praktischen Nutzwert, und der ist bei Kochbüchern solcher Art normalerweise kein Kriterium.

 

Zu allen Rezepten hat Billy Wagner, der Sommelier seines Vertrauens, interessante  Vorschläge parat und bietet ebenfalls Alternativen. Beim Lesen lernt man also gleich was dazu.

 

Bei den Produkten, zu denen er teilweise sehr brauchbare Informationen liefert, setzt Björn Freitag auf Regionales wie artgerecht aufgezogenes Schwein aus Bad Hallein, teutschtümelt jedoch nicht herum. Als Sauerkraut empfiehlt er lose Ware vom Metzger, knallt eine reife Mango und einen Schuss  Schaumweindran und serviert es zu kross gebratenem Zander. Zum Huhn serviert er Langostinos. Die Kürbissuppe macht er mit Apfel und Apfelsaft. Lecker, all das. Da sei ihm der eine oder andere Ausrutscher wie Tonkabohne oder Blumenkohlpüree ebenso verziehen wie die Tatsache, dass er extrem viel Grundküchenwissen voraussetzt, ohne es (zum Beispiel am Buchende bei den durchaus brauchbaren Grundrezepten als "Tipps & Tricks"-Glossar) zu erklären.

 

Fazit: Liebe junge Damen – kaufen Sie das Ihrem neuen Lover. Liebe junge Männer bis Vierzig ohne Damenglück, aber mit Kochgeschick: Kaufen Sie es sich. Die Damen werden Ihnen die Tür einrennen. Auch die Glucoseunverträglichen Lactosevegetarierinnen.

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Rezensent

Gabriele Gugetzer

Gabriele Gugetzer

Gabriele Gugetzer holte sich einen M.A. in Südkalifornien, lebte in London und schreibt seit vielen Jahren über Essen und Trinken. Sie hat über 20 Kochbücher herausgebracht, ist Feuerwehr- und Schottlandfan und die Reisereporterin der Zeitschrift "LandGenuss". "Nach einem Backbuch kommt sie mit ihrem aktuellen Projekt – zur Buchmesse auf dem Markt – ihrer Lieblingsstadt wieder näher. "Indische Küche in London" heißt es.

gugetzer@kochmonster.de
www.kochmonster.de