Hugh Johnson

Der kleine Johnson 2010

kochbuch

Der kleine Johnson 2010
Hugh Johnson:
"Der kleine Johnson 2010"
Erscheinungsjahr: 2009
448 Seiten
keine Rezepte
19,90 EURO
ISBN: 978-3833816710

Bewertung

Rezeptgenauigkeit
Originalität
Nachkochbarkeit
Gesamtbewertung
Der kleine Johnson 2010 Bewertung: 6 Sterne von 6 möglichen.

Kochmonster-Kritik

Happy Birthday, Hugh Johnson!  Pünktlich zum 70. Geburtstag des britischen Weinpapstes kommt die 33., überarbeitete Auflage von „Der kleine Johnson“ auf den Markt. Dieses auf Sakkotaschengröße zugeschnittene, schmale Büchlein – der meist verkaufte Weinführer der Welt– ist der kleine Bruder des ebenfalls überarbeiteten "Großen Johnson".

 

 

Hugh Johnson und sein 37-köpfiges Team tragen alljährlich weltweit Informationen zum Thema Wein zusammen, die Johnson dann in einem unnachahmlichen Mix aus englischer Kultiviertheit und lockerem Plauderton zu einem handlichen Nachschlagewerk verwebt. Heraus kommt dabei ein Weinlexikon, das Informationen zu bestimmten Weinen, Rebsorten, Erzeugern, Weingebieten, Fachbegriffen oder Jahrgängen auf ein Minimum verdichtet und nach Ländern geordnet präsentiert. Vor allem diese Informationsdichte und das kleine Format sind es, die den kleinen Johnson zum idealen Begleiter auf Reisen oder auch nur für den Weg ins Weingeschäft machen.

 

Doch damit nicht genug: Der kleine Johnson liefert auch noch eine Menge Zusatzinformationen, wie zum Beispiel einen Überblick über das weltweite Wetter des letzten Jahres aus Winzersicht  und  die neusten Entwicklungen in den einzelnen Anbaugebieten. Darüber hinaus bietet er zahlreiche Tipps für den Umgang mit Wein, wie beispielsweise zur richtigen Kombination von Essen und Wein oder die richtige Trinktemperatur.

 

 

Selbstverständlich findet man nicht jeden Wein der Welt in diesem Buch; insbesondere die so genannten Geheimtipps der letzen Jahre sucht man hier meist vergeblich, vermutlich weil Hugh Johnson nicht gleich auf jeden Trend aufspringt, sondern gern einmal abwartet, bevor er sein Urteil abgibt. Wie ich finde, ein angenehmer Konservativismus und schöner Kontrast zur deutlich ruheloser wirkenden Weinkritikergeneration à la Gary Vaynerchuck.

 

Wer jetzt befürchtet, dass der „Erfinder der modernen Weinliteratur" (Johnson hatte 1966 mit seinem Buch „Wine“ einen ganz neuen, trendsetzenden Stil der Weinliteratur geschaffen) möglicherweise ein bisschen in die Jahre gekommen sein könnten, ist auf dem Holzweg. Das Buch hält einer gründlichen Aktualitätsprüfung locker stand und ist informativ wie eh und je. Der Brite ist nach wie vor nah am Zahn der Zeit und ein famoser Kenner der Materie. Nach 32 gründlichen Überarbeitungen weist sein „Pocket Guide“, dessen Umfang sich über die Jahre locker verdoppelt hat, keine wesentlichen Lücken auf und kommentiert immerhin 15.000 (!) Weine aller Preisklassen.

 

In der aktuellen Ausgabe gibt es zudem einen farbig bebilderten Sonderteil zum Thema „Südamerika“. Hierin erfährt der Leser die wichtigsten Entwicklungen aus Chile, Argentinien und Urguay und lernt ganz nebenbei Überraschendes: zum Beispiel, dass sich die Anzeichen dafür mehren, dass Brasilien „das Potential und den Willen hat, eine prominentere Rolle in der Welt des Weines zu spielen“. Und selbst die Politik kommt nicht zu kurz, wenn Johnson zum Beispiel die Bestrebungen der EU das Appellation contrôlée System zu verändern kommentiert, über gewisse Prohibitions-Tendenzen in Frankreich die Nase rümpft und so seine Rolle als Europäischer Weinpapst nutzt, um auf diesen Entwicklungen aufmerksam zu machen.

 

 

Fazit: Der kleine Johnson ist nach wie vor die Quintessenz verdichteten Weinwissens mit 15.000 Nennungen und überaus empfehlens- und lesenswert. Auch sei an dieser Stelle einmal die sorgfältige deutsche Redaktion lobend erwähnt. Einen klitzekleinen Wermutstropfen gibt es dennoch: Zwar ist der „Welcher Wein passt zu welchem Essen“-Teil aktualisiert und modernisiert worden, doch fehlt nun leider der Teil „Welches Essen passt zu welchem Wein“ aus früheren Ausgaben. Schade. Ich fand das immer sehr hilfreich, wenn ich eine schöne Weinflasche im Keller gefunden hatte und mir überlegte, was ich dazu wohl kochen wollte.

 

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Rezensent

Frank Papenbroock

Frank Papenbroock

Werbe- und Dokumentarfilmer, Vater vierer Töchter, Wochenendkoch und Freizeitmaler. Er liebt Wein, seitdem er eine 1959er Maximin Grünhäuser Herrenberg Auslese getrunken hat - und das ist schon mehr als 20 Jahre her.


frankpapenbroock.com