Kartoffelsalat-Trio

Beilagen für 4 Personen von Peter Wagner

Kartoffelsalat-Trio

Natürlich ist es ziemlich vermessen, ein Rezept für den perfekten Kartoffelsalat anzubieten. Mit oder ohne Schale gekocht, eiskalt oder lauwarm, mit Speck oder Mayo, oder doch lieber mit leichtem Yoghurt und Erbsen? Oder gar irgendwas völlig Abgefahrenes wie ein hochkant hingestellter Molekular-Salat?

 

Nicht streiten, hier kommt je ein Rezept für den besten Kartoffelsalat der drei Grundglaubensrichtungen „Schwäbisch“ (aus Pellkartoffeln mit schlunziger Brühe-Vinaigrette) als kunterbunter Rübenspaß und in der Form eines Bernsteins mit Einschlüssen.

 

© 2009 Peter Wagner/kochtext
Vorbereitungszeit: 60 Minuten
Zubereitungszeit: 60 Minuten
Level: chef de cuisine
Zubereitungsart: sequentiell

Zutaten

Schwäbischer Kartoffelsalat
300 g Kartoffel, festkochende Sorten
0,5 TL Kümmel, gemahlen
1 Stück Schalotte
1 EL Bauchspeck, geräuchert, aus Tirol
100 ml Fleischbrühe
1 TL Butter
2 EL Weißweinessig
3 EL Traubenkernöl
1 TL Dijonsenf
etwas Salz und Pfeffer
1 Prise Zucker, weiss
Bunter Kartoffelsalat
300 g Kartoffeln, halbfest kochend
100 g Erbsen, frisch ausgelöst
1 Stück Zwiebel, weiss
2 Stück Gärtnergurke, klein
4 Stück Radieschen
2 Stück Karotte
1 Stück Kohlrabi
3 Stangen Frühlingszwiebeln
1 Liter Gemüsebrühe
1 EL Kürbiskerne, grün
1 EL Dill, frisch
2 EL Walnussöl
1 EL Cidre-Essig
2 TL Zitronensaft, frisch gepresst
2 EL Mayonnaise
4 EL Yoghurt, 10 % Fett
etwas Salz und Pfeffer
etwas Zucker, weiss
Dekonstruierter Kartoffelsalat
300 g Kartoffeln, La Ratte
1 Stück Schalotte
100 g Bauchspeck, geräuchert, aus Tirol
300 ml Fleischbrühe
1 Prise Pfeffer, weiss
1 Prise Zucker, weiss
0,5 TL Meersalz, fein
1 Scheibe Zitronensaft, frisch gepresst
2 EL Quittenessig
2 EL Haselnussöl
12 g Pflanzliche Gelatine

Wein-Tipp

 

 

Wein-Tipp

Francis Coppola Cabernet Sauvignon Ivory Label Diamond Series

Jahrgang: 2006
Region: USA - Kalifornien - Sonoma County
Rebsorte: Cabernet Sauvignon
Geschmack: trocken würzig
trinkreif ab sofort
lagerfähig bis: 2015
Trinktemperatur: 16-19 °C
Alkoholgehalt: 13,8 % vol.

Der Ivory Cabernet Sauvignon  von Star-Regisseur Coppola ("Der Pate"; "Apocalypse Now") kommt mit einer tiefdunklen, fast schwarzen Farbe ins Glas. Intensive Aromen von dunkle Beeren wie Cassis, Brom- und Himbeeren dominieren das von zarten Vanille und Röstaromen begleitete Bouquet. Würzige Aromen dann auch am Gaumen gepaart mit den Beerenaromen der Nase kompletieren diesen herrlichen Wein und enden in einem eleganten und cremigen Abgang.



 

 

 

Musik-Tipp

BBQ-Klassiker werden am besten von gut abgehangenen Rock-Gitarren beschallt. Wer im Herbst 2008 die Wiederauflagen der ersten sechs Studioalben von Creedence Clearwater Revival verpasst hat, bekommt sie nun besser verpackt als „40 Anniversary Editions Box Set“ (Universal) – mit dem letzten Creedence-Album "Mardi Gras" als Zugabe.

Zubereitung

Schwäbischer Kartoffelsalat

Kartoffeln mit Schale in Salzwasser mit Kümmel nicht zu weich kochen. Die Kartoffeln herausnehmen, etwas abkühlen lassen, noch warm schälen und in gleichmäßige, dünne Scheiben schneiden.

 

Speck würfeln, in der Butter auslassen, fein gewürfelte Schalotte darin glasig andünsten, nicht zu viel Farbe annehmen lassen. Mit dem Zucker  leicht karamellisieren.

 

 

Mit Essig und der Fleischbrühe ablöschen und 3 Min. einkochen lassen. Senf einmixen und mit Pfeffer, und Salz abschmecken.

 

Drei Viertel der warmen Marinade auf die Kartoffelscheiben geben, vorsichtig durchmischen und 30 Min. ziehen lassen.

 

 

Danach das Öl und soviel von der restlichen Marinade zugeben, dass der Salat eine feuchte Konsistenz bekommt, aber nicht in Flüssigkeit schwimmt. Vorsichtig unterheben und weitere 15 Minuten ziehen lassen.

 

Bunter Kartoffelsalat

Frühlingszwiebeln putzen, den hellgrünen Bereich in 0,5-cm-Ringe schneiden, Rest grob zerkleinern, getrennt aufheben. Karotten, Kartoffeln und Kohlrabi schälen und in exakte 1-cm-Würfel schneiden:

 

 

 

Bei solchem exakten Zuschnitt müssen die Wurzeln stark beschnitten werden (in Quader), so dass bei dieser Arbeit viele Abschnitte anfallen. Diese wedren aber nicht weggeworfen, sondern grob gehackt und dienen dazu, der Gemüsebrühe noch mehr Kraft zu geben.

 

Abschnitte (auch von den Frühlingszwiebeln) 15 Min. in der Gemüsebrühe kochen, abseihen, Brühe wieder aufkochen.

 

Darin erst 2 Min. die Erbsen kochen.

 

 

 

Dann Karotten- und Kohlrabi-Würfel 5 Min. mitkochen, am Ende Kartoffelwürfel zugeben und solange kochen, bis alle Zutaten die gleiche Bissfestigkeit haben.

 

In der Zwischenzeit die Gurken und Radieschen waschen, weiße Zwiebel schälen, und alles in exakte 1-cm-Würfel schneiden.

 

 

Aus den restlichen Zutaten (außer den Kürbiskernen) ein Dressing aufmixen.

 

 

Gemüse abseihen, in Eiswasser blitzkühlen, erneut abseihen, gut abtropfen lassen und mit dem Dressing, Gurken und Radieschen, den Frühlingszwiebelröllchen und den Kürbiskernen zu einem Salat anmachen.

 

 

Dieser Salat lebt vor allem auch vom exakten Zuschnitt der Gemüse. Wer sehr viel Zeit übrig hat, kann mit den fertig vorbereiteten Komponenten auch eine Sternelokal-Konstruktion bauen: zwei Mosaik-Rechtecke zu je 10x4 cm mit 4 cm Abstand parallel bestücken (immer abwechselnde Würfel zum Mosaik aufbauen) und den Zwischenraum dann mit der Yoghurt-Creme dekorativ ausspritzen. 

Dekonstruierter Kartoffelsalat

Weitere 10 Fotos dieser etwas kniffeligen Zubereitung finden Sie in der Step-By-Step-Anleitung in diesem Rezept.

 

Kartoffeln schälen und mit dem Gemüsehobel in 0,5 cm dünne Scheiben hobeln. Die Scheiben mit einem Durchmesser von mehr als 3 cm getrennt auf Arbeitsbrett aufreihen, mit einem 3-cm-Ausstecher gleich große Scheiben ausstechen, Scheiben separat aufheben, Beschnitte mit dem Rest der Kartoffeln entsaften, Saft so lange in einem gläsernen Fettabscheider stehen lassen, bis sich Stärke und Flüssigkeit getrennt haben. Alternative: die schmaleren Enden der Kartoffeln auf sehr feiner Reibe raspeln, im Mixer oder mit Schneidstab fein pürieren und in Tuch oder Superbag auspressen. Aus dem Mittelstücken die Scheiben hobeln. Stärke (unten im Fettabscheider) abschütten, nur die klare Flüssigkeit weiterverwenden.

 

Kartoffelscheiben in Sieb 3 Min. unter fließend kaltem Wasser abwaschen, in der kochenden Fleischbrühe 3-4 Min. knackig kochen, abschütten (Brühe aufheben). Aus Essig, Öl, Zitronensaft, Pfeffer, Salz und Zucker eine homogene Vinaigrette mixen, die Kartoffelscheiben darin 30 Min. marinieren.

 

In der Zwischenzeit Fleischbrühe auf 100 ml einkochen, mit dem Kartoffelwasser mischen, evtl. in Superbag (oder sehr feinem Passiertuch) klären. Speck in kleine Würfel schneiden, in Pfanne auslassen, Fett abschütten, auf Küchenkrepp vollständig entfetten. Schalotte schälen und den mittleren, bauchigen Bereich in sehr dünne Ringe schneiden. Rest anderweitig verwenden (z.B. im Schwäbischen Kartoffelsalat).

 

Kartoffelscheiben aus der Marinade nehmen, komplett mit Küchenkrepp abtrocknen und reinigen. Brühe/Kartoffelwasser mit 1 El Quittenessig aufkochen, nochmals mit Pfeffer und Salz kräftig abschmecken (beherzt würzen, denn das Gericht wird sehr kalt gegessen – bei niedrigen Temperaturen verlieren Gewürze ihre Kraft). Gelatine mit Schneebesen sorgfältig einrühren, warm halten (darf nicht unter 80 Grad abkühlen).

 

2 El Flüssigkeit in ein hochwandiges, idealerweise rechteckiges Gefäß von ca. 10 cm Kantenlänge (z.B. hohe Plastik-Gefrierdose) oder vier kleinere Gefäße (z.B. quadratischer Servierring mit Küchenfolie unten abgedichtet) einfüllen, gelieren lassen (dauert max. 2 Min). Eine Schicht Kartoffelscheiben mit Schalottenringen und Speckwürfeln auflegen, 4 El Flüssigkeit darüber schütten, gelieren lassen. Abwechselnd diese Schichten aufbauen, am Ende sollte eine Schicht Gelee stehen.

 

 

Im Kühlschrank im untersten (kühlsten) Fach 1 Stunde durchkühlen lassen.

Anrichten

Auf großen Tellern oder Schieferplatten rechts und links in quadratische Servierringe die beiden Salate (Schwäbische Variante zuvor auf Durchschlag abtropfen lassen) verteilen.

 

 

Gelee stürzen (evtl. Gefäß kurz zuvor in kochendes Wasser tauchen), mit scharfem dünnen Messer (Schneide anfeuchten) in vier gleich große Rechtecke schneiden und mit Hilfe einer Palette in die Mitte der Teller legen.

 

 

 

 

Ringe erst direkt vor dem Servieren abziehen.

 

 

Tipp: Das Gelee ist bis 60 Grad hitzebeständig, wenn man 23 Gramm der Pflanzlichen Gelatine ­benutzt – wer sich das traut, kann es dann auch im 50 Grad heißem Wasserbad vor dem Servieren erhitzen und als heißes Kartoffelsalatgelee auftischen.

Chef de Cuisine

Peter Wagner

Peter Wagner

Peter Wagner

Kocht länger als er für Geld schreibt – seit 1976. Der Musikjournalist lebt in Hamburg und liebt alles, was mit Verstand und Hingabe aus frischen Zutaten zubereitet wird. Seit 2007 schreibt er die Samstags-Kolumne „Tageskarte“ auf Spiegel online. Weitere Infos bei seiner Agentur kochtext...

monsterkoch@kochmonster.de
www.kochtext.de