Sven Dörge

Grillen: Techniken, Tricks & Rezepte

kochbuch

Grillen: Techniken, Tricks & Rezepte
Sven Dörge:
"Grillen: Techniken, Tricks & Rezepte"
Erscheinungsjahr: 2009
128 Seiten
76 Rezepte
12,95 EURO
ISBN: 978-3517085074

Bewertung

Rezeptgenauigkeit
Originalität
Nachkochbarkeit
Gesamtbewertung
Grillen: Techniken, Tricks & Rezepte Bewertung: 4 Sterne von 6 möglichen.

Kochmonster-Kritik

Den Kofferraum voller Holzkohle, Anzünder und einen Kasten Bier, aber keine Lust schon wieder Schweinenacken und Schinkenbratwurst zu grillen? Kein Problem, denn in diesen Tagen kommen gleich drei neue Bücher mit Rost-Rezepten in den Handel.

 

Wir bitten hier die weiblichen Leser, die sich hier eingeschlichen haben, um ein wenig Milde. Natürlich wissen auch wir, dass die meisten Männer am heißen Rost sich zwar wie 007 mit der Lizenz zum Töten benehmen, in ihrer albernen Grillschürze für Außenstehende doch eher wie 08/15 mit der Licence to grill wirken. Manche retardieren angesichts der zunächst prall-phallischen, über den heissen Kohlen dann schnell auf mickriges Geschrumpel zusammenschnorrenden Thüringer gar blitzeschnelle zum Hanswurst; die ganze stolze Männlichkeit – up in smoke.

 

Damit sowas erstens nicht die Regel wird und weil zweitens auf deutschem Boden nie wieder ein Grill ausgehen darf, hat Kochmonster drei aktuelle Grillbücher getestet.

 

Sven Dörge, 2005 und 2006 „Deutscher Profi-Grillmeister“, hat sein gesammeltes Brandblasenwissen zwischen zwei Buchdeckel gegossen: „Grillen – Techniken, Tricks und Rezepte" ist das zweitbeste zum Thema. Dörge, ein Ex- Ingenieur, betreibt eine eigene Catering-Firma und wartet in seinem Buch mit dem methodisch schlüssigsten und zugleich ausführlichsten Grill-Hintergrundwissen auf – die wichtigsten Zubereitungstechniken, Gerätetypen und Sicherheitshinweise (nirgendwo anders wird vor den gesundheitlichen Gefahren von gepökeltem Fleisch auf dem Grill gewarnt) werden ebenso erklärt, wie alte Männerbauernregeln entkräftet: Flammendes Fett auf den Kohlen niemals mit Bier löschen!

 

Die Buchrezepte zwischen Süß-scharfem Wolfsbarsch im Bananenblatt, provenzialisch gefüllter Lammkeule, Thunfischtaschen mit Mandeln und ein paar süßen Nachtischen vom Rost sind samt und sonders gut nachgrillbar und akribisch vom Profi rezeptiert.

 

Nachteil: Dörges Schreibstil entspricht eher dem Niveau von Blondinenwitzen, die sich zwei Ingenieure erzählen („Wir wollen immer an etwas glauben. Frauen glauben an die große Liebe und Männer daran, dass Fleisch mit Bier gelöscht werden muss.“). Als Höhepunkt der Grillfreuden empfiehlt Dörge einen Smoker (seitlich holzbefeuerter Groß-Ofen), in dem das Fleisch vier Stunden bei 90 Grad gart: „Lade Dir wenige gute Freunde dazu ein. Trinkt einen guten Whiskey und schaut gemeinsam ins Feuer“. Und ich dachte immer, angelnde Männer seien Langweiler.

 

Fazit: Brauchbares, kompaktes Grillbuch für Einsteiger mit guten Tipps und etwas zuviel Gefasel. Tausendmal brauchbarer als „Konnys Barbecue-Bibel“, für ambitionierte Feingriller aber ist „Grillen – das Kochbuch“ die bessere Wahl.

Rezensent

Peter Wagner

Peter Wagner

Kocht länger als er für Geld schreibt – seit 1976. Der Musikjournalist lebt in Hamburg und liebt alles, was mit Verstand und Hingabe aus frischen Zutaten zubereitet wird. Seit 2007 schreibt er die Samstags-Kolumne „Tageskarte“ auf Spiegel online. Weitere Infos bei seiner Agentur kochtext...

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