Brigitte Kochressort
"Brigitte Kochbuch-Edition: „Geflügel & Wild“"
Immerhin, sie trauen sich etwas. Das zweite Buch aus der „Brigitte“ Kochbuch-Edition für Gräfe und Unzer nach „Aus dem Backofen“ beschäftigt sich mit einem Thema, über das es zu wenig Gutgeschriebenes gibt.
Hähnchen im Heu ist schon mal gar nicht schlecht; die AutorINNEN empfehlen dazu frisches Heu aus der Tierhandlung. Aber schon bei der gebratenen Truthahnbrust setzt sich wieder diese weibliche Ersatzbesessenheit durch. Die Brust gart entweder in Champagner oder in trockenem Sekt oder in hellem Traubensaft.
Das italienische Hühnerragout ist dank Mehlschwitze eigentlich deutsch, heißt wegen der getrockneten Tomaten und schwarzen Oliven in der Sauce aber italienisch. Das Hähnchenfilet in Sektsauce kann man auch anders zubereiten. Na, irgendwelche Angebote? Die Dame dort hinten? Richtig! In Brühe und Apfelsaft.
Nur zwölf von 59 Rezepten beschäftigen sich mit Wild, und auch hier wird vorrangig auf Bekanntes gesetzt. Hirschrücken im Salzteig, Rehmedaillons, Wildschweingulasch. Gähn.
Die Fotos sind völlig okay. Man sieht alles, was im Rezept angegeben ist.
Eine wirkliche Bereicherung ist dieses Buch nicht und ich träume weiter von „Über den Dächer von Nizza“. Ich bin Cary Grant und suche meine Grace Kelly, die mich mit Brathähnchen aus dem Picknickkorb füttert. Ihr Brathähnchen hat sie mit Muskatbutter eingerieben. Wie bitte? Die AUTORinnen dieses Buchs haben es nur mit 2-3 Stängel Petersilie gefüllt? Damit wäre alles gesagt.
Fazit: Richtig Wild werden FrauenzeitschriftenleserINNEN nie sein können. Schenken Sie das Buch Ihrer VermieterIN. Die freut sich über so etwas. Für Kochmonster ist das nix.
Caroline Gorth
Caroline Gorth
liebt Essen, Kochen, Backen und besonders ihre Spülmaschine, genannt James, um das entstandene Küchenchaos anschliessend zu beseitigen. Nach einer kaufmännischen Ausbildung und dem Beginn einer erfolgreichen konventionellen Karriere, entschied sie sich zum Ausstieg, um ihrer eigentlichen Passion, dem Schreiben, nachzugehen. "Finanziell müssen nun kleinere Brötchen gebacken werden, aber sie schmecken viel besser, wenn man glücklich ist mit dem, was man tut“.
carogorth@kochmonster.dekochmonster.de