Johann Lafer/Dr Detlef Pape

Lafer nimmt ab

kochbuch

Lafer nimmt ab
Johann Lafer/Dr Detlef Pape:
"Lafer nimmt ab"
Erscheinungsjahr: 2009
192 Seiten
50 Rezepte
19,90 EURO
ISBN: 978-3833815263

Bewertung

Rezeptgenauigkeit
Originalität
Nachkochbarkeit
Gesamtbewertung
Lafer nimmt ab Bewertung: 3 Sterne von 6 möglichen.

Kochmonster-Kritik

Ich muss gestehen, dass ich schon seit Wochen dieser Buchkritik entgegen fiebere. Denn seitdem mir die Meldung über die bevorstehende Veröffentlichung des Buches „Lafer nimmt ab – so werden Genießer schlank“ ins Haus geflattert war, wusste ich schon den ersten Satz meines Textes. Ohne an dem Buch auch nur gerochen haben zu müssen. Bitte sehr:

 

Johann Lafer hat 15 Kilo abgenommen. Davon drei allein an der Nase.

 

Letzteres wäre zu schön gewesen, stimmt aber leider nicht. Ersteres schon, die dauergrinsende TV-Kochmütze hat im Laufe des Jahres 2008 tatsächlich 15 Kilogramm Lebendmasse verloren. Das ist bei einem Startgewicht jenseits des Doppelzentners aus medizinischer Sicht noch nicht ganz olympiareif, aber Lafer wäre nicht Lafer, wenn er nicht auch diesen „Erfolg“ nach allen Regeln der Vermarktungskunst ausschlachten würde.

 

Dem Hansi, wie ihn seine steirischen Restfreunde bis heute rufen, reicht es natürlich nicht, seine leicht verminderte Stauung am mittleren Körperring Schnurrbart-vibrierend in die Kamera zu halten. Nein, ein ganzes Buch muss daraus gemacht werden, es gibt ja Millionen 50jährige Männer da draußen im Land, denen der Johann mit seinem Programm Mut zusprechen kann.

 

Neben der naheliegenden Methode, auch jenseits der Lebensmitte überflüssige Pfunde zu verlieren (Arsch hoch, weniger essen), gibt es nun also auch den Laferweg zum enger geschnallten Gürtel. Der besteht im Grunde zwar aus eben diesen Komponenten  Ernährungsumstellung und Bewegung, doch Lafer hielt sich nicht lang mit Brigittediäten auf, sondern engagierte gleich eine persönliche Fitnesstrainerin, sowie den Diätpapst Dr. Detlef Pape („Schlank im Schlaf“). Schon die Entscheidung, täglich mit einer Privat-Trainerin zu sporteln, zeigt, dass der Schlaf allein wohl doch nicht als Fettburner gereicht hätte.

 

Doch so erfährt der geneigte Leser wenigstens auf den ersten 47 Seiten des Buches, dass Lafer völlig überarbeitet und ausgebrannt war und dabei am Bauch zugenommen hatte. Exakt diese Beobachtung wiederholt sich in immer wieder neuen Synonymen im ersten Buchdrittel, das deshalb erfreulicherweise nicht diagonal gelesen werden muss. Sondern gar nicht. Anschließend folgen seitenweise eingeweihten Schlankschläfern und Bodenmattenturnern hinlänglich bekannte Theorien und Übungsanleitungen, die eigentlich nur deshalb sehenswert sind, weil sie beweisen, dass dem Nasenmann auch nach der 30. Liegestütz nicht das Brikettgrinsen aus dem Gesicht fällt. Geschenkt!

 

Erst auf den letzten 70 Seiten wird das Buch interessant, zumindest für alle, die hochwertige Rezeptideen für eine Insulin-zentrierte Ernährungsweise suchen. Denn Lafer ist in erster Linie natürlich noch immer der Sternekoch mit spannenden Zubereitungsideen auch jenseits ausgelatschter Rezeptpfade. Deshalb finden sich hier für die drei klassischen Diät-Tagesphase Gerichte, die man in solchen Büchern sonst nie sichtet. Eine Ernährungsweise, die nicht jeder verstehen muss: morgens Zucker, Kohlenhydrate und wenig Fett, mittags kein Fett und Zucker, aber Kohlenhydrate, abends Fett und Eiweiss, aber kein glykemisch belastendes Karbon; immer 5 Stunden Esspause dazwischen. Oder so.

 

Ganz kurz gefasst, geht es darum, ab Mittags keine Kohlehydrate mehr zu essen. Lafer entwirft hierfür so schöne Frühstücksbegleiter wie Kirsch-Marmelade mit Chilis zum Beispiel, Mittags Möhren-Minz-Tatar oder gedämpfte Seezungenröllchen mit süß-scharfer Currysauce bis hin zu fast schon sternewürdigen Abend-Rezepten wie „Entenbrust mit Maronenkruste auf Kürbis-Orangen-Graupen“ oder „Wolfsbarsch mit Muscheln und Garnelen im Paprika-Safran-Sud“.

 

Schön, dass auch entschlackte Bürgerschmausgassenhauer wie Kalbsschnitzel, Pizza und Omlette dabei sind. Weniger schön (und auch ganz klar Abwertungskriterium) , dass man sich, um hier her vorzustoßen, erst unerträgliche lange 113 Seiten voll-lafern lassen muss.

Rezensent

Peter Wagner

Peter Wagner

Kocht länger als er für Geld schreibt – seit 1976. Der Musikjournalist lebt in Hamburg und liebt alles, was mit Verstand und Hingabe aus frischen Zutaten zubereitet wird. Seit 2007 schreibt er die Samstags-Kolumne „Tageskarte“ auf Spiegel online. Weitere Infos bei seiner Agentur kochtext...

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