Claire Joyes

Zu Gast bei Monet: Der große Impressionist als Gourmet mit 180 Originalrezepten

kochbuch

Zu Gast bei Monet: Der große Impressionist als Gourmet mit 180 Originalrezepten
Claire Joyes:
"Zu Gast bei Monet: Der große Impressionist als Gourmet mit 180 Originalrezepten"
Edition Styria, Wien
Erscheinungsjahr: 2010
192 Seiten
180 Rezepte
29,95 EURO
ISBN: 978-3990110188

Bewertung

Rezeptgenauigkeit
Originalität
Nachkochbarkeit
Gesamtbewertung
Zu Gast bei Monet: Der große Impressionist als Gourmet mit 180 Originalrezepten Bewertung: 5 Sterne von 6 möglichen.

Kochmonster-Kritik

Als „Zeugen einer Vergangenheit, in der die Kunst zu leben alltäglich war“ fasst Joël Robuchon im Vorwort zu diesem überaus appetitanregenden Buch die Artefakte zusammen, die über Claude Monet zusammengetragen wurden – seinen Blick auf die Dinge, seinen tadellosen Geschmack, die Originalrezepte, viele Fotos, das berühmte gelbblaue Porzellan von Haviland.

 

Inszeniert wurde das alles in Monets Haus in Giverny unweit von Paris, das nicht nur die Kunstfans begeistern kann, denn selbst seine winterliche Verwunschenheit wirkt auch Hundert Jahre später noch berührend, fast lebendig.

 

Auch interessant sind die zeittypischen Rezepte. Eierspeisen, die eine ruhige Hand erfordern, Aromatenkombinationen wie Rehbraten mit Hagebuttenmark oder Huhn mit Krebssauce sind typische Gerichte. Sie sind unverkennbar französisch, besitzen eine ländliche Einfachheit, verwenden neben regionalen Produkten auch exotische Aromaten, kommen mit wenigen Zutaten aus und überraschen zwischendrin durch fast dadaistische Produktkombinationen. Austern zu Würstchen beispielsweise („lebt vom Farbspiel“, sagen Monets Notizen), ein mit Spinatsaft eingefärbter Pistazienkuchen, eine Crème au thé, die schon damals Grünen Tee als leichte Bitternote verwendete.

 

Ebenso zeittypisch sind die knappen Rezeptangaben. Wie das Grundprodukt behandelt werden muss, ist Wissen, das vorausgesetzt wird. Zutatenlisten existieren längst nicht zu jedem Rezept, und selbst dann sind sie oft unvollständig oder bestenfalls unübersichtlich als Zwischenrezept eingebaut.

 

Die Autorin Claire Joyes ist mit dem Enkel von Monets Lebensgefährtin verheiratet und weiß deshalb viel, das über die Generationen weitergegeben wurde. Leider stelzt und schwurmelt sie sich mit vermeintlich zeittypischer sprachlicher Pinseligkeit durch den Textteil, der trotz der Sachkapitel („Tafelfreuden des Fin de Siècle“, „Der runde Salon“, „Die Atmosphäre im Haus“, „Florimonds Gemüsegarten“, „Der Familientisch“, „Picknicks und Festessen“, „Die Gäste in Giverny“) sehr unstrukturiert bleibt, hin und her springt und relativ viel Grundwissen über Kunst und das gebildete Frankreich der damaligen Zeit voraussetzt.

 

Warum das alles letztlich nicht so stört? Dieses Buch ist wirklich mit Liebe gemacht. Die Fotografien sind atmosphärisch, das Styling nicht übertrieben und wohl nur ein französischer Verlag würde sich trauen, als Schlussakkord einen rauchenden Monet abzubilden.

 

Fazit: Ein schönes Buch, das sich nicht jedermann erschließt. Wer kochen kann und französische Küche schätzt, wird Lust an den Eierspeisen und Gemüsen haben und bei Fleisch und Geflügel interessante Anregungen finden. Auch für Historiker dürften die Rezepte interessant sein. Für Anfänger und bloße Monet-Fans bleibt dieses Buch ein coffeetable book.  

 

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Rezensent

Gabriele Gugetzer

Gabriele Gugetzer

Gabriele Gugetzer holte sich einen M.A. in Südkalifornien, lebte in London und schreibt seit vielen Jahren über Essen und Trinken. Sie hat über 20 Kochbücher herausgebracht, ist Feuerwehr- und Schottlandfan und die Reisereporterin der Zeitschrift "LandGenuss". "Nach einem Backbuch kommt sie mit ihrem aktuellen Projekt – zur Buchmesse auf dem Markt – ihrer Lieblingsstadt wieder näher. "Indische Küche in London" heißt es.

gugetzer@kochmonster.de
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