Es ist ein märchenhafter Aufstieg, der Gerd Rindchen gelungen ist. Schon als 18-Jähriger fuhr er mit seinem weißen VW-Bus, den er „Traugott“ taufte, durch die Lande, kaufte Wein bei Winzern, den er in der elterlichen Garage lagerte und weiterverkaufte. Rindchen bewies viel Geschick, wenn es darum ging, gute Weine zu günstigen Konditionen aufzuspüren und mit den Winzern zu verhandeln.

 

Aus dem Hobby des Pfälzers wurde Profession: In seiner Wahlheimat Hamburg gründete er 1983 das erste Rindchen’s Weinkontor, mittlerweile sind es 15 Kontore, über ganz Deutschland verteilt. Gerd Rindchen gilt inzwischen als einer der am meisten anerkannten Weinhändler der Republik.

 

Rindchens heimliche Leidenschaft ist das Schreiben, schon in den 1980er Jahren schrieb er Gastrokritiken. Amüsant und kompetent lesen sich seine monatlichen „Wein News“, der Schalk im Nacken steuert ihm dabei offensichtlich die Tastatur.

 

Weinkompetenz und Schreibtalent, diese veritable Kombination, kommt auch dem Buch zugute, das Rindchen aufgelegt hat unter dem Titel: „Crashkurs Wein. Wein ganz einfach entdecken und genießen“. Dabei geht es Rindchen vor allem darum, die Hemmschwellen abzubauen vor dem unbekannten Wesen Wein, wie der Autor im Vorwort betont: „Machen Sie sich frei von der Vorstellung, Sie müssten beim Wein wichtig daherreden, alle möglichen Bezeichnungen auswendig wissen und über die Qualität der letzten 100 Jahrgänge referieren können. Vergessen Sie’s. Probieren Sie munter drauflos und lassen Sie sich von den oberwichtigen Weinkennern nicht ins Bockshorn jagen.“

 

In sieben Kapiteln vermittelt der Autor aus seiner mehr als 30-jährigen Praxis als Händler, Experte und Weinliebhaber die elementaren Kenntnisse zum Wein: Die verschiedenen Bodentypen werden vorgestellt, die praktische Arbeit im Weinberg wie der Rebschnitt wird erklärt. Wie funktioniert die Gärung beim Weißwein, Rosé und beim Rotwein? Welche Funktion hat das Weinfass, wie verändert sich der Wein beim Ausbau?

 

Der Crashkurs gibt natürlich auch einen Überblick über die wichtigsten Weinländer und ihre bedeutendsten Anbaugebiete, dabei spart Gerd Rindchen die Kontinente nicht aus, die er mit seinem VW-Bus nicht befahren kann: Südafrika, Neuseeland oder Chile werden genau so vorgestellt wie die Ahr, die Nahe oder Saale-Unstrut.

 

Nach jedem der Kapitel fasst Rindchen auf einer Seite das augenzwinkernd präsentierte „Herrschaftswissen zum Angeben“ zusammen: Das sind die kleinen Geschichten rund um den Wein, die nicht überaus wichtig sind, die aber, so Rindchen, „einen tollen Eindruck hinterlassen, wenn man sie so en passant einstreut“.

 

Über die Vermittlung von Fakten und Wissen hinaus führen die beiden letzten Kapitel: „Vom Umgang mit Wein“ ist das sechste Abschnitt überschrieben, Rindchens praktische Tipps wollen mehr Sicherheit im Umgang mit Wein garantieren: Welche Gläser sollte ich verwenden? Warum ist das Vinieren der Gläser wichtig? Welche Weine kombiniere ich zum Essen, wenn Gäste kommen?

 

Im abschließenden Kapitel erklärt Gerd Rindchen im „Leitfaden für den eigenen Geschmack“, wie man seine individuelle Geschmacksrichtung herausfinden und sich als Weintrinker weiter entwickeln kann: Nur durch Übung wird der eigene Geschmack geschult, lassen sich die unterschiedlichen Aromen erkennen und einordnen.

 

Fazit: Von dieser persönlichen Geschmackschulung können durchaus auch Fortgeschrittene profitieren, auf dem Weg zu Rindchens wichtigstem Anliegen: zu mehr Genuss. In seinem Crashkurs versteht es Gerd Rindchen, sein umfassendes Wissen unaufgeregt und mit Humor anzubringen, ohne dabei ermüdend und oberlehrerhaft zu wirken. Inzwischen fährt Rindchen mit „Traugott 3“ und 47 PS durch die Lande, der Nachschub an guten Weinen ist gesichert. Nach dieser Lektüre ist noch mehr Weinvergnügen gewährleistet.

 

 

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