Stuart Pigott
Kein anderer Journalist in Deutschland hat sich in den vergangenen 20 Jahren so für Riesling ins Zeug gelegt wie Stuart Pigott. Der Engländer, der Ende der 1980er Jahre nach Deutschland übersiedelte, reist seitdem durch das Land, um das Wesen dieser edlen Rebsorte zu erfassen, ihren Charakter und ihre Vorzüge zu beschreiben. Damit war der auffällig gekleidete Engländer seiner Zeit weit voraus, galt Riesling damals unter vielen Weintrinkern noch als Weißwein biederer teutonischer Prägung.
„Diese Story beginnt mit einer einfachen Beobachtung, dass Riesling häufig einfach besser schmeckt als alle anderen Weißweine“, so eröffnet der 55-Jährige sein aktuelles Buch „Planet Riesling. Weißwein der Spitzenklasse“. Längst hat sich Riesling nicht nur zu einem deutschen Exportschlager entwickelt. Was die wenigsten wissen und was Pigott kenntnisreich darstellt: Riesling hat sich auf Kontinenten und in Ländern etabliert, die staunen lassen. Wer weiß schon, dass einige der besten Rieslinge heute in Kanada oder in Südaustralien wachsen?
Jahrelang war Riesling-Liebhaber Pigott vor allem in Deutschland, Österreich und anderen europäischen Ländern unterwegs, inzwischen hat seine Mission globale Ausmaße angenommen: Pigott hat auf seiner Recherchetour eine ganz neue Riesling-Begeisterung an Orten erlebt, die physisch und kulturell weit voneinander entfernt sind, wie New York, Sydney und Berlin. Seit den 1980ern ist eine Entwicklung eingetreten, die auch Pigott „nicht für möglich gehalten hätte“. Vielen sei überhaupt nicht bewusst, dass „Riesling an vielen Orten über den gesamten Erdball verstreut wächst“.
An diese Plätze führt uns Pigott, charmant plaudernd folgt er den Spuren der edelsten weißen Rebsorte quer durch alle Anbaugebiete der Welt. Er nimmt uns mit an die Finger Lakes, die Weinseen im Nordosten der USA, an die amerikanische Westküste, ins Riesling-Outback Australiens, bis nach Neuseeland. Pigott lässt uns das pulsierende Leben in den „Riesling-Cities“ spüren, in New York City, San Francisco, Sydney, Wien und Berlin.
Er besucht die weltbesten Riesling-Winzer an der Mosel, in der Wachau und im Elsass, vor allem schafft es Pigott, die eigene Begeisterung für Planet Riesling zu vermitteln, der – wie nie zuvor – von einem Netzwerk umspannt wird, das Winzer, Sommeliers und Händler aufgebaut haben. „Riesling ist der Weißwein unserer Zeit“, schwärmt der Engländer, den Hauptgrund dafür liefert er gleich mit: „In einer Weinwelt, die von Rauch und Schall beherrscht wird, in der Geschmacksstandardisierung die Norm ist, bleibt Riesling auffallend und wunderbar eigenständig.“
Im zweiten Kapitel „Vom Sehen und Schmecken“ schult Stuart Pigott auch die Sensorik seiner Leser, er vermittelt die Grundlagen, um einen Riesling im Glas erkennen und im vor allem Genuss abgewinnen zu können. Immer wieder überrascht Pigott mit kuriosen Fakten um diese Rebe und präsentiert die hundert weltweit besten Rieslinge aus Deutschland, Österreich, dem Elsass, Kanada, Australien, Neuseeland, Italien oder Ungarn.
Fazit: Mit „Planet Riesling“ gelingt Pigott nicht nur ein kurzweiliges Weinreisebuch: Es gibt kein anderes Werk, das Riesling weltweit so umfassend betrachtet und vergleicht. Wer, wie Stuart Pigott, am liebsten Riesling in seinem Weinglas hat, der kommt an diesem Buch nicht vorbei.
Rainer Schäfer, Jahrgang 1962,
lebt und arbeitet als Journalist in Hamburg und schreibt über das, was
er am meisten liebt: Fußball, Wein und Essen. Er pendelt zwischen
Fußballstadien, Weinanbaugebieten und Restaurants.
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