Dilldatteln mit Orangen-Kürbis-Suppe
Vorspeise oder Zwischengericht für 4 Personen von Peter Wagner
Den Wechsel der Jahreszeiten markiert sehr schön dieses Rezept für „Kürbis-Orangen-Suppe mit Dilldatteln“. Kurz bevor die bis tief ins nächste Frühjahr haltbaren Hokkaido-Kürbisse der vorigen Herbst-Ernte aus den etwas verlassenen Ecken der Supermarktgemüseabteilungen weggeräumt werden, kochen wir aus dieser wohlschmeckenden und küchentechnisch extrem praktischen (Schale gart mit) Zutat eine cremige Suppe, die wir vor dem Servieren natürlich mit ein paar gerösteten Kernen und Kernöl-Spritzern vom Kürbis ausdekorieren.
Der Clou an dieser Suppe ist aber die Zugabe von Orangen aus der gerade aktuellen spanischen Ernte. Diese Früchte haben ähnlich wie die Kürbisse etliche Monate auf dem Buckel – allerdings nicht geerntet in Speisekammern, sondern an den Bäumen belassen, wo sie mit Hilfe der am Mittelmeer immer noch sehr starken Wintersonne bei gleichzeitigen Nachttemperaturen unter 5°C eine langsam aufgebaute Aromenstärke und Natursüße angereichert haben, die kaum eine andere Ernteperiode bei Zitrusfrüchten erschaffen kann.
Die zweite, deutlich gewagtere Kombination ist die Suppeneinlage: Dilldatteln. Das klingt nicht nur nach aromatischer Alliteration, es passt auch viel besser zusammen als man auf den ersten Blick denkt. Neben den minzig-kümmeligen (Carvon) und grasig-grünen (Dillaphiol) Aromastoffen ist der eigentliche Geschmack der frischen Dillspitzen geprägt von dem Stoff Myrcen, der zunächst holzig-harzig wirkt, kurz darauf aber deutlich süß schmeckt – weswegen Dill auch ein äußerst interessanter Partner von frischen Erdbeeren oder Wassermelonen sein kann.
Andererseits teilt sich die Dattel die Moleküle P-Cymol und Limonen mit den in der Suppe eingesetzten Orangen, während die ätherische Frische des Dills wiederum die für sich genommen etwas bleierne, fast ein bisschen schmierige Süße der Datteln konterkariert. Und wer jetzt den Sack noch richtig zu machen will, schenkt zur Dildattelsuppe das berühmt-berüchtigte Sauergetränk der frühen 1970er Jahre aus: Knaddelldaddel Äppelwoi.
Dilldatteln
12 Stück | Datteln |
2 Bund | Dill, frisch |
2 EL | Honig |
Suppe & Garnitur
2 Stück | Zwiebel, fein gewürfelt |
2 EL | Traubenkernöl |
1 Stück | Hokkaidokürbis |
250 ml | Weißwein, trocken |
500 ml | Geflügelbrühe ohne Tierquälerei |
1 TL | Kurkuma, gemahlen |
1 Prise | Muskatnuss, frisch gerieben |
1 TL | Meersalz, fein |
1 Stück | Orange |
200 g | Kochsahne |
1 Prise | Pfeffer, weiss aus der Mühle |
1 EL | Pomeranzenschalenextrakt |
50 g | Kürbiskerne, grün |
1 Prise | Meersalz, fein |
2 EL | Kürbiskernöl |
2 EL | Kochsahne |
Chiaramonte Inzolia Sicilia DOC 2013
Zu dem Aromengewitter dieser Suppe passte sehr gut der frische, nach exotischen Früchten von Mango bis Papaya duftende, in Italien hochprämierte, aber noch immer nicht überpreiste Chiaramonte Inzolia Sicilia DOC 2013 aus der autochthonen Rebsorte Ansonica, die hier nach der ersten Frische im Nachhall einen interessanten Geschmack von gebrannten Mandeln hinterlässt, der die Aromen der Kürbiskerne wieder aufgreift.
Gewagt und sofort gewonnen – das ist auch die Geschichte der singenden Jazzbassistin Esperanza Spalding: Seit 2011 vier Grammys abgeräumt und von Album zu Album spannender geworden: Auf „Emily’s D+Evolution“ (Universal) jazzrockt sie jetzt mit einem kleinen elektrischen Trio (Gitarre & Drums) unter der Regie des Bowie-Produzenten Toni Visconti die letzten Barrieren zwischen diesen beiden Stilen nieder.
Dilldatteln
Dillspitzen abzupfen und fein hacken. Datteln mit Pinsel mit dem Honig bestreichen, mit dem Dill ringsherum dick panieren.
Suppe & Garnitur
Zwiebeln in großem Topf oder WOK im Öl glasig dünsten. Kürbis abwaschen, halbieren, entkernen und mit der Schale in Würfel (max. 2 cm) schneiden. Zu den Zwiebeln geben und 3 Min. dünsten. Temperatur stark erhöhen, Wein zugeben, um die Hälfte einreduzieren. Brühe, Kurkuma, Muskat und Salz zugeben, bei mittlerer Hitze und geschlossenem Deckel den Kürbis weich kochen (ca. 15 Min.).
Orange schälen und in kleine Würfel schneiden, Saft auffangen. Am Ende der Kochzeit Fruchtfleisch und Saft zum Kürbis geben, Sahne einrühren.
Masse in starkem Mixer so glatt wie möglich mixen, in den Topf zurück schütten. Durch vorsichtiges Einkochen oder weitere Zugabe von Sahne auf die gewünschte Konsistenz bringen, Orange-Bitter einrühren. Mit Pfeffer und Salz abschmecken.
Kürbiskerne in unbeschichteter Pfanne mit dem Salz aber ohne Öl vorsichtig leicht anrösten, auf Brett mittelgrob hacken.