Luzia Ellert, Gabriele Halper, Elisabeth Ruckser

Kartoffel

kochbuch

Kartoffel
Luzia Ellert, Gabriele Halper, Elisabeth Ruckser:
"Kartoffel"
Collection Rolf Heyne
Erscheinungsjahr: 2011
288 Seiten
119 Rezepte
45 EURO
ISBN: 978-3899104929

Bewertung

Rezeptgenauigkeit
Originalität
Nachkochbarkeit
Gesamtbewertung
Kartoffel Bewertung: 6 Sterne von 6 möglichen.

Kochmonster-Kritik

Auch der fünfte Band aus der monothematischen Reihe der Collection Rolf Heyne ist ein Must-have für Fortgeschrittene und Profis. Manchen mag Luzia Ellerts Fotografierstil etwas zu manieristisch daherkommen, aber ich finde ihn klasse, humor- und respektvoll. Gabriele Halpers Rezepte sind speziellen Kartoffelsorten auf den Laib geschrieben und auch ansonsten sehr präzise gehalten.

 

Tausende wilder und kultivierter Kartoffelsorten gibt es, doch selbst bei gut sortierten Gemüsehändlern kommen selten mehr als 10 Sorten zum Verkauf. Ähnlich wie beim Beispiel der Tomate erfährt auch die Kartoffel mit ihren diversen Farben, Texturen und geschmacklichen Beschaffenheiten gerade ein Comeback und gilt die Kartoffel überdies nicht mehr als Dickmacher, sondern als sehr gesundes Lebensmittel.

 

Und als vielseitig. Dem wurde mit der Kapiteleinteilung Rechnung getragen: „Aus dem Topf“, „Aus der Pfanne“, „Aus dem Ofen“, „Saures“, „Süßes“. Ein umfangreiches Glossar über Sorten und Kocharten schließt sich an, eine knappe Einführung mit Tipps geht voran.

 

Die Rezepte sind durch die Bank lecker, ob es nun ausgefallenere Kombinationen wie eine Kürbis-Kartoffel-Cremesuppe mit Amarettikeksen oder Standardaromatisierungen wie Grammelknödel mit Weinkraut sind. Da Kartoffeln so vielseitig sind, werden sie in vielen Länderküchen verwendet. Davon hat sich Gabriele Halper als Rezepteurin wiederum inspirieren lassen. Ihre Kartoffelsuppe mit Fisch hat einen fein-französischen Anisduft, aus Italien kommt die sättigende Pastaversion mit Kartoffeln, ein indisches Aroma hat die Kreuzkümmel-Joghurt-Füllung von frittierten Kartoffeln, und für ihre Kartoffelravioli verwendet sie den Wan-Tan-Teig aus der Tiefkühltheke des Asia-Ladens. Aus England kenne ich ihre mit Kartoffelbrei gefüllten Sardinen; das Öl im Fisch saugt der Kartoffelbrei auf und beim Braten riecht’s dann auch nicht so. Auch sehr englisch ist das Blutwurst-Kartoffel-Türmchen, aber dazu wird eine scharfe Olivengremolata gereicht – das nicht mehr klassisch, sondern pfiffig.

 

Aus dem Ofen kommen auch süße Gerichte wie ein Kartoffelpudding mit Granatapfel-Piment-Birne oder ein Kartoffel-Birnen-Pie mit Quitte und Pfefferkrokant. Selbst ihre Crème brûlée würde ich probieren, trotz der Kombination Parmesan und Korianderkorn... und vielleicht sogar die süßen Pommes Frites.

 

Deftiges ist natürlich dabei, von der Pizza über den Eintopf zu den Knödeln und der Moussaka.

 

Wirklich überraschend ist der Themenkreis „Saures“, als Kombination mit Artischocken und Harissadressing, oder gepfefferter Buttermilch oder als Kartoffelkaltschale, mit ein bißchen Noilly Prat, Geflügelfond und Sekt.

 

Schön sind auch hier die kleinen Nebenrezepte, beispielsweise das Ketchup-Eis oder den Estragonsenf, dem noch Sonnenblumenöl und viel Estragonblättchen hinzugegeben werden, damit er richtig grün wird. 

 

Fazit: Nicht billig, nicht einfach, aber einfach gut, um mich mal an den Rand des Kalauerns zu bringen. Die Rezepte laufen häufig über mehrere Seiten, aber sind nicht schwer, sondern nur recht aufwändig.

 

 

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Rezensent

Gabriele Gugetzer

Gabriele Gugetzer

Gabriele Gugetzer holte sich einen M.A. in Südkalifornien, lebte in London und schreibt seit vielen Jahren über Essen und Trinken. Sie hat über 20 Kochbücher herausgebracht, ist Feuerwehr- und Schottlandfan und die Reisereporterin der Zeitschrift "LandGenuss". "Nach einem Backbuch kommt sie mit ihrem aktuellen Projekt – zur Buchmesse auf dem Markt – ihrer Lieblingsstadt wieder näher. "Indische Küche in London" heißt es.

gugetzer@kochmonster.de
www.kochmonster.de