Jake Tilson

Fisch verliebt: 70 Fischrezepte aus vier Kontinenten

kochbuch

Fisch verliebt: 70 Fischrezepte aus vier Kontinenten
Jake Tilson:
"Fisch verliebt: 70 Fischrezepte aus vier Kontinenten"
Christian Verlag
Erscheinungsjahr: 2011
224 Seiten
70 Rezepte
29,95 EURO
ISBN: 978-3-86244-075-7

Bewertung

Rezeptgenauigkeit
Originalität
Nachkochbarkeit
Gesamtbewertung
Fisch verliebt: 70 Fischrezepte aus vier Kontinenten Bewertung: 5 Sterne von 6 möglichen.

Kochmonster-Kritik

Der englische Originaltitel lautet übersetzt „ins kalte Wasser geworfen“. Denn Jake Tilson, studierter Maler, hat eigentlich eine Fischphobie. Derer versucht er mit einer wunderschön illustrierten Weltreise Herr zu werden.

 

Auch dieses Buch gehört zu der wirklich neuen Generation Kochbüchern, die wir bei Kochmonster aktuell und glücklicherweise auf den Tisch bekommen. Jake Tilson hat an den renommierten Londoner Kunsthochschulen Chelsea College of Art und Royal College of Art studiert und unterrichtet Kommunikationsdesign. Er macht ein Kunstmagazin, schreibt über Typografie und gewann mit seinem ersten Kochbuch (leider nicht auf Deutsch: „A Tale of Twelve Kitchens“) gleich den Gourmand World Cookbook Award.

 

Das vorliegende Fischkochbuch hingegen ist eher eine Art Therapie. Denn er misstraut Fisch und Meeresfrüchten. Und weil man solch Misstrauen auch verbalisieren sollte, so empfehlen es wohl Therapeuten, hat Jake Tilson aus dem Buch eine Mischung aus Reiseblog und Rezeptsammlung gemacht. Das setzt beim Leser zwar voraus, dass er die Ich-Form mag, aber ansonsten ist diese Mischung wirklich gelungen. Das liegt jedoch auch daran, dass Jake Tilson weiß, wie man Doppelseiten designt. Jemand mit weniger Geschmack und Vision hätte daraus einen Kessel Buntes im schlimmsten DDR-Design gemacht.

 

Die Reise führt Jake Tilson von Venedig nach Schweden, weiter nach Aberdeenshire, New York City, nach Sydney, Tokio und London und seine Küste. Alles Stationen, die ich auch wählen würde (na gut, New York könnte ich auslassen). Denn überall dort gibt es neben gutem Essen viel zu erzählen und zu sehen. Göteborgs „Fischkirsche“ beispielsweise, ein an eine gotische Kirsche erinnernde Markthalle. Die Fischerorte bei Macduff. New Yorks nachhaltige Fischküche. Die Weltküche von Sydney, seine krokodilverseuchten Golfplätze und seine haiverseuchten Hausriffe. Bevor er nach Tokio kommt, assoziiert Jake Tilson die Stadt mit ihrem weltberühmten Riesenmarkt mit einer Maschine und fragt sich, ob die Straßen der Metropole wohl mit Fischschuppen gepflastert seien. Dort angekommen, entdeckt er, dass Japaner Fettfische wie Makrele erst blanchieren, um den Fischgeruch im Zaum zu halten und staunt über frittierte Kartoffelküchlein im Seetangmantel. Auf der letzten Station, zuhause in England, wird’s dann schnurrig.

 

Bei den Rezepten geht Jake Tilson den Weg des geringsten Widerstands und kombiniert Klassiker wie Janssons Versuchung oder den schottischen Räucherfisch Finnan Haddie mit Leckereien, die er vor Ort entdeckt. Eine gute Abmischung, sonst könnte das Buch auch schnell ein Streetfood-Durcheinander sein. Unterfüttert sind die Kapitel durch Warenkunde, nicht zu ausführlich, nur das, was man wissen sollte, über Algen, Muscheln, Sprotten und vieles mehr.

 

Fazit: In Deutschland ist das Buch leider längst nicht so populär wie es sein sollte. Denn die Ess- und Seh- und Reisegewohnheiten der Germanen, das weiß ich aus eigener Erfahrung, sind konservativer als die von Jake Tilson. Wer gerne guckt und blättert, den Blogstil mag, mehr über Fisch lernen möchte, gerne reist und schon ein wenig Küchenerfahrung hat, dem wird dieses Buch sehr viel Spaß machen, auch beim achten Durchblättern.

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Rezensent

Eric Schrody

Eric Schrody

Er heißt zwar fast so wie der Sänger Everlast, wiegt aber mindestens 20 Kilo weniger. Schrody, gebürtiger Südafrikaner, lebt, kocht und genießt seit acht Jahren in Berlin. schrody@kochmonster.de

schrody@kochmonster.de