München im Ingwerrausch! Denn der dort ansässige Verlag Collection Rolf Heyne bringt bereits sein zweites großformatiges Buch zum Thema Ingwer auf den Markt. Nach dem szenigen „In Love with Ginger“ von Eva-Maria Panzer, einer Sprach- und Literaturwissenschaftlicherin, die Thunfischsteaks von beiden Seiten 15-20 Sekunden grillt, doch sonst recht brauchbare Ingwerideen hat, haben sich nun Über-Profis der Sache angenommen: Autor Ingo Swoboda („Feinschmecker“), Fotografin Luzia Ellert (Bücher für Dieter Müller, Kolja Kleeberg) und Zwei-Haubenkoch und Foodstylist Oliver Hoffinger. Bei solcher Starbesetzung reicht ein einfacher Titel.

 

„Ingwer“ ist hinreißend fotografiert und ansprechend eingeteilt. Bei den Stichworten kalt, warm, sauer, süß, eingekocht und Drinks bekommen Ingwer-Fans Appetit und erkennen Ingwer-Neulinge sofort die geschmackliche Bandbreite dieses Rhizoms.  

 

Avocado-Ingwer-Creme mit Räucherlachs und Chicorée. Klappt mit einer Hand voll Zutaten und in etwa 5 Minuten. Möhrenterrine mit Ingwer und Wasabi-Mohn-Sauce. Kichererbsensalat mit Ingwer-Curry-Rahm und Mandarinen. Dass hier Könner am Werk sind, erschließt sich bereits beim ersten Durchblättern, denn die obige Auswahl ist einfach nur eine Wiedergabe der Rezepte auf den ersten Seiten.

 

Natürlich liegt das am Können der Autoren, allerdings ist Ingwer auch dankbar wie sonst kaum ein Aromat. Es schmeckt eindeutig und ist dennnoch vielseitig, von herzhaft bis süß, einsetzbar. Wohl auch deshalb hat es im Gegensatz zu anderen asiatischen Nuancen – Tamarinde oder Kreuzkümmel fallen einem ein – den Schritt in die westliche Küche recht mühelos geschafft. Mit Ingwer kochen Ökos, weil er gesund ist und gesund schmeckt. Mit Ingwer kochen Sterneköche, weil Ingwer Fehler nicht verzeiht. Mit Ingwer kochen Großstädter, weil er schnell Ergebnisse liefert, auch wegen seiner anfängertauglichen Schärfe.

 

In einem Buch über Ingwer sollten sich die anderen Zutaten in Grenzen halten; glücklicherweise tun sie das hier. Die japanische anmutende Gänsebrust mit Rettichsalat und Pflaumen kommt trotz eines abgerundeten Gesamteindrucks mit acht Zutaten aus, natürlich auch, weil sich die Autoren in der asiatischen Küche gut auskennen, mal mit Tee eine Entenbrust räuchern oder Pak Choi mit einer Vinaigrette aromatisieren, der sie neben Ingwer noch Rosinen, Vermouth und Knoblauch zuführen.

 

Auch auch österreichisch beeinflusste Gerichte fehlen nicht, wie ein Schulterscherzel, das in grünem Veltliner und Ingwer gegart wird, ein Hirschfilet mit Krapfen und Kraut oder Topfenknödel mit Ingwer-Marillen. Kein Cross-Over, erst recht kein Fusion. Einfach nur das Wissen, wie sich die saubere, fast mineralische Pfefferschärfe von Ingwer gewinnbringend einsetzen lässt.

 

Die Rezepte erfordern nur wenig Vorkenntnis, aber Ruhe und Geduld, selbst wenn sich Rezepte wie Eingelegte Tomaten mit Ingwer (klassisch-indische Kombination) oder Ingwer-Sauerkraut mehr oder weniger von selbst machen.

 

Fazit: Unentbehrlich für alle, die Ingwer lieben oder Anregungen brauchen und ein passendes Geschenk für scharfe Männer. 

 

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