Bettina Matthaei

Von bittersüß nach feuerscharf – Das große Buch der Gewürze

kochbuch

Von bittersüß nach feuerscharf – Das große Buch der Gewürze
Bettina Matthaei:
"Von bittersüß nach feuerscharf – Das große Buch der Gewürze"
Collection Rolf Heyne
Erscheinungsjahr: 2013
296 Seiten
600 Rezepte
29,90 EURO
ISBN: 978-3899105483

Bewertung

Rezeptgenauigkeit
Originalität
Nachkochbarkeit
Gesamtbewertung
Von bittersüß nach feuerscharf – Das große Buch der Gewürze Bewertung: 5 Sterne von 6 möglichen.

Kochmonster-Kritik

Bettina Matthaei hat einen USP: Gewürze. Sie betreibt einen Online-Laden mit Gewürzen und sie schreibt Bücher zum Thema. Fast alles gelingt ihr. Das vorliegende Buch schließt eine ganz wichtige Lücke. Es geht um Kochen mit exotischen Aromen zwischen Amchoor, Mahlep und Voatsiperifypfeffer. Und es ist super!

 

Bettina Matthaei – ausnahmsweise falle ich gleich mal mit der Tür ins Haus – ist wie ich Mitglied im Food Editors Club (mein Boss natürlich auch). Da beäugt man sich wettbewerbstechnisch natürlich, zumal sie, wie viele in diesem Verein, jede Menge Bücher geschrieben hat. Und ganz jenseits von allen persönlichen Verbandelungen ist festzustellen: gut sind alle Bücher von Bettina Matthaei, aber ihr Neuestes ist überdies eins, was man wirklich braucht. Das kann man nicht von vielen Kochbüchern sagen.

 

49 exotische Aromen werden warenkundlich aufbereitet und dann in Rezepten verarbeitet. Kein Wunder, dass sie in der Einleitung schon die Frage stellt, ob dieses Buch ein Kochbuch ist oder ein Lexikon. Es ist beides. Im Lexikonteil werden die Aromen, darunter bekannte wie Lorbeer und Fenchel und selbst mir unbekannte wie Olida und Mahlep, auf übersichtlich gestalteten Seiten so präzise beschrieben, als sei hier der Botanik-Begründer Carl von Linné höchstpersönlich ans Werk gegangen.

 

Alles spannend wie lehrreich: Aussehen, Angebotsform, Geruch und Geschmack, Anwendung in der Küche, Aroma-Kombinatorik, welche Gewürzakkorde passen, welche Geschmacksassoziationen raffinierter sind (beispielsweise Lorbeer, Safran und Rohrzucker) und welche kleinen Rezepte und Zubereitungsideen Bettina Matthaei im Köcher hat. Diese sind manchmal spotteinfach, beispielsweise Macis und Kandis zu einem aromatischen Würzpuder zu vermahlen, mit dem man einen exotischen Obstsalat garnieren kann. Manchmal bekannt wie die Kombination von Safran mit Piment d’Espelette und Meersalz. Manchmal pfiffig wie ein echtes Selleriesalz zum Abschmecken einer Bloody Mary. Oft überraschend, wie das Szechuan-Orangen-Mousse mit Pistazienkernen (ich selbst liebe Szechuan-Pfeffer, aber darauf wäre ich im Leben nicht gekommen). Und – insgesamt sind’s über 600 Rezepte und Ideen, die hier verbraten wurden – irgendwie immer überzeugend.

 

Für die Rezepte selbst empfiehlt sich Kochpraxis und ein gut bestücktes Gewürzregal (bestückbar auch mit Hilfe von Matthaeis Onlineshop) Damit das Buch nicht ein halber Zentner schwer wird (es sind auch jetzt bereits knapp 300 Seiten), sind die Kochschritte verkürzt dargestellt. Aber das macht nichts, denn das Buch selbst wendet sich nicht an Anfänger, sondern eindeutig an Köche, die sich auf etwas Neues einlassen wollen und (wichtiger) können.

 

Luzia Ellerts Foodfotografie wurde an vielen anderen Stellen gelobt – auch hier ist sie so gut wie immer, aber das I-Tüpfchelchen sind die von Katja und Werner Nussbaumer gestalteten Werkmodelle im Maßstab 1:10, mit denen die Still-Fotografien gestaltet wurden. Sehr sehr nett und ansprechend.

 

Fazit: Ein Muss im Schrank, wenn Sie gerne mit Aromen arbeiten. Ein tolles Geschenk für junge Profiköche. Und eine hervorragende Preisleistung, überdies ein schlichtweg gut gemachtes Buch. Chapeau!

 

 

Dieses Buch bei Amazon bestellen

Rezensent

Gabriele Gugetzer

Gabriele Gugetzer

Gabriele Gugetzer holte sich einen M.A. in Südkalifornien, lebte in London und schreibt seit vielen Jahren über Essen und Trinken. Sie hat über 20 Kochbücher herausgebracht, ist Feuerwehr- und Schottlandfan und die Reisereporterin der Zeitschrift "LandGenuss". "Nach einem Backbuch kommt sie mit ihrem aktuellen Projekt – zur Buchmesse auf dem Markt – ihrer Lieblingsstadt wieder näher. "Indische Küche in London" heißt es.

gugetzer@kochmonster.de
www.kochmonster.de